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Ruf der Geister (German Edition)

Ruf der Geister (German Edition)

Titel: Ruf der Geister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Bern
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in seinem Inneren.
    Seine Augen füllten sich mit Tränen. „Er … er hat wi eder gemordet.“
    Ungläubig starrte Lea ihn an. „Was?!“
    „Sie ist hier.“
    Mit sichtbarem Schaudern begegnete Lea seinem Blick. „Der … der Geist?“
    Er nickte nur.
    „Joshua, bist du sicher? Ich kann nicht das halbe Revier rufen und alles absperren lassen, nur weil du ein Gefühl hast.“
    Er verstand sie gut. „Warte …“ Joshua ging zum Ufer und stieg vorsichtig auf das Eis.
    „Was machst du denn da? Ich glaube, der Berger See ist noch nicht freigegeben!“
    „Lea, sie ist hier! Ich sehe sie über dem Eis schweben.“ Er begegnete ihrem erschrockenen Blick.
    Lea brauchte einen Beweis, auch wenn er selbst nicht an der Tatsache zweifelte. Behutsam lief er über das Eis und ignorierte Leas Rufen. Der Geist der jungen Frau wich vor ihm zurück.
    „Ich tue dir nichts. Zeig mir, wo du bist“, flüsterte er.
    Ihre Gestalt verblich, erschien etwas entfernt wieder und Joshua folgte ihr. Die Eisdecke knirschte. Das nebelhafte Geschöpf tauchte plötzlich unter die gefrorene Wasserdecke.
    Ein blasses Gesicht erschien schemenhaft unter der vereisten Fläche. Langsam kniete sich Joshua hin und wischte den Schnee fort. Trotz allem war der Anblick ihrer Leiche ein Schock. Er wandte rasch den Kopf ab. Der Ausdruck ihres Gesichts brannte sich dennoch in sein Gedächtnis.
    Langsam blickte Joshua auf. Lea beobachtete ihn mit geweiteten Augen.
    „Sie liegt hier unter dem Eis“, sagte er benommen.
    Lea blinzelte und er sah, wie eine Wandlung in ihr vo rging. Ohne zu zögern, griff sie nach ihrem Handy und alarmierte Kommissar Salberg. Dann wagte sie sich vorsichtig auf den gefrorenen See und näherte sich ihm. Ihr genügte ein Blick.
    „Komm vom Eis runter, Joshua. Bitte.“
    Er gehorchte und schritt vorsichtig mit ihr zurück.
    Traurigkeit, aber auch eine unbezähmbare Angst sti egen in Joshua auf. Er hatte das Gesicht des Mörders nicht erkennen können. Jedoch die Stimme und auch einige Aspekte der Situation waren ihm seltsam vertraut gewesen.
     
    *
     
    Am Berger See brach das Chaos aus, als die Polizei eintraf. Erich begrüßte ihn nur kurz. Robert Dornfeldt, der Profiler, sah ihn hingegen an, als wäre er der potenzielle Mörder.
    Joshua fühlte sich völlig fehl am Platze. Jeder schien zu wissen, was zu tun war. Nur er stand im Schnee und fror sich regelrecht die Füße ab. Mit einem seltsamen Gefühl sah er, wie die Leiche der jungen Frau aus dem Eis gebo rgen wurde.
    Lea war in ihrem Element. Für den Augenblick schien er vergessen zu sein – und eigentlich war ihm das recht. Er vermasselte ihr gerade den freien Tag und nicht zum ersten Mal verwünschte er seine Gabe. Damals, als er noch mit Susanne zusammen gewesen war, hatte er stets versucht, sie zu verbergen. Er hatte gewusst, wie sehr sie sich davor fürchtete und wie sie seine Hellsichtigkeit hasste. Wie würde Lea reagieren? Das Gefühlschaos in seinem Inneren zerriss ihn.
    Als Erich ihm eine Hand auf die Schulter legte, zuckte Joshua erschrocken zusammen. Er hatte sein Näherko mmen nicht bemerkt, war in seinen Gedanken versunken gewesen.
    „Kaffee, Josh?“, fragte der Kommissar leise.
    Dankbar nahm Joshua den Coffee-to-go Becher an. Die Wärme des Plastikgefäßes drang angenehm durch seine Handschuhe und vermittelte etwas Tröstliches. „Wenn du jetzt noch eine kleine Heizung für meine Füße hättest …“
    Verhalten lachte Erich auf. „Damit kann ich nicht di enen. Seid ihr zusammen?“
    Joshua begriff sofort, worauf sein Freund anspielte. „Ja.“
    Der Kommissar nickte nur nachdenklich.
    „Du wirst mit aufs Revier müssen, Junge. Robert hat einige Fragen an dich.“
    „Kein Problem.“

VERHÖR
     
    Sehr viel später saß Joshua mit Lea im Vorraum des Reviers. Er vermutete, dass die Leiche in die Gerichtsmedizin gebracht worden war. Angeregt diskutierten Erich und Robert über den Fall.
    „Lea, es tut mir leid“, sagte Joshua. „Ich habe dir den ganzen Sonntag versaut.“
    Sie wandte sich ihm zu. „Du? Wohl eher der Kerl, der hier die armen Dinger abmurkst.“
    „Du bist mir nicht böse?“
    „Wieso das denn? Du hast dir das sicher nicht ausgesucht und ich hab gesehen, was es mit dir anrichtet, also entschuldige dich doch nicht.“
    Joshua atmete tief durch. Erleichterung durchströmte ihn. Sie gab nicht ihm die Schuld!
    Erichs Stimme drang durch die halb geöffnete Bürotür. „Der Kerl ist nicht im System und bei keiner Leiche gibt es bisher

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