Ruf der Geister (German Edition)
sexuelle Handlungen. So wie es scheint auch bei dieser nicht. Wir kommen einfach nicht weiter.“
„Es deutet aber alles darauf hin, dass der Täter massive Probleme mit einer Beziehung zu einer ganz bestimmten Frau hat oder hatte“, antwortete Dornfeldt. „Und die muss in einer platonischen Beziehung zu ihm stehen.“
Verwundert horchte Joshua auf, senkte die Stimme: „Im System? Habt ihr was gefunden?“
„Ja. Haare bei dem aufgeschlitzten Opfer aus dem Container, aber die DNS nutzt uns nichts, weil sie nicht registriert ist. Wir können nur mit Sicherheit sagen, dass es ein Mann ist.“
Im Büro lief Erich nervös hin und her.
„Das alles ist so hasserfüllt, Robert“, bemerkte der Kommissar. „So einen extremen Fall hatte ich noch nie.“
„Ich schon“, erw iderte der Profiler resigniert. „Serientäter sind psychisch gestört und meist gibt es einen Auslöser für die Morde. Es scheint, als ob er eine Situation nachspielen würde.“
„Eine Situation? Wie kommst du darauf?“
Angestrengt lauschte Joshua auf Roberts leise Antwort.
„ Ein Instinkt, mehr nicht. Ich finde bisher nur kein Muster. Normalerweise morden Serientäter immer wieder auf die gleiche Weise.“
„Hier ist das völlig anders. Er spielt mit uns!“
„Nein, Erich. Ich glaube sogar, dass es Morde im Affekt sind, er plant sie nicht wirklich. Wenn der Auslöser greift, setzt etwas in ihm aus.“
„Aber was konstruiert er denn nach?“ Erichs Stimme erschien Joshua viel zu laut. Lea sagte kein Wort und hörte ihnen ebenso zu.
„Erinnerungen“, sagte Robert nur.
„Du meinst … er hat ähnliche Situationen erlebt?“
„Ja, das glaube ich. Meist wird so etwas von einem Trauma in der Kindheit ausgelöst.“
Inas Worte kratzten erneut an Joshua Gedanken.
… gequälte Seelen …
Er schüttelte den Kopf. Diese Szenerie passte nicht zu Julian, und auch keine der anderen! Ein Gedankenblitz durchfuhr ihn. Er sprang plötzlich auf. Jul konnte es gar nicht sein! Der Mörder und sein Opfer waren vor der Tat im frisch gefallenen Neuschnee gelaufen. Er hatte dies in den Erinnerungen des Geistes gesehen. In der Nacht von Freitag auf Samstag hatte es begonnen zu schneien und da war Julian in polizeilicher Obhut gewesen!
„Josh, was hast du?“, hauchte Lea.
Joshua blinzelte. „Ich … mir ist gerade was eingefallen.“ Eisige Kälte durchströmte jede Faser seines Körpers. Julian konnte es also nicht sein. Warum nur war ihm die Stimme des Mörders dann so vertraut gewesen?
Die Tür wurde aufgerissen. „Was machen Sie hier!“, fragte Dornfeldt scharf und fixierte Joshua.
Lea verengte die Augen zu Schlitzen. „Er wartet darauf, dass du ihn holst, Robert“, sagte sie gefährlich leise.
Der Profiler fuhr zu Erich herum. „Du setzt ihn hier vor unser Büro? Wo wir über den Fall reden?“
„Er ist nicht verdächtig!“, erwiderte der Kommissar nachdrücklich.
Wortlos drehte Dornfeldt sich herum. Wut war in se inem dunklen Blick zu lesen. „Kommen Sie mit, Benning. Ich habe einige Fragen an Sie.“
Pflichtschuldig folgte Joshua ihm.
Der Raum, in den er geführt wurde, war karg eingerichtet. Ob dies tatsächlich einer der Verhörräume war? Leise schloss der Profiler die Tür und gab ihm mit einem Wink zu verstehen, dass er sich setzen solle. Er nahm ihm gegenüber Platz.
„Seit wann haben Sie diese … Gabe, Herr Benning?“
„Es begann, als ich ein Kind war“, antwortete Joshua.
„Wann genau? Ist etwas passiert, das diese Fähigkeit ausgelöst hat?“
„Ich wüsste nicht. Meine Erinnerungen sind verschwommen, weil ich wirklich noch recht klein war.“
„Wie ist das Verhältnis zu ihren Eltern?“
„Eigentlich gut. Ich sehe sie regelmäßig, wir unternehmen ab und zu diverse Dinge. Was man halt so als Familie macht.“
Dornfeldt studierte ihn genau und Joshua sah ihn offen an.
„Was haben Sie heute am See gesehen?“
So gut, wie er es vermochte, fasste Joshua für den Profiler seine Vision zusammen. Er sah an dessen Gesichtsausdruck, dass er sich dadurch verdächtiger denn je machte.
Robert zückte eine Akte, öffnete sie und legte vor Jo shua ein Foto hin. Er wusste sofort, wer da vor ihm lag! Es war der Mörder, den der Geist ihm im Duisburger Bahnhof gezeigt hatte.
„Kennen Sie den Mann?“
„Ja. Ich habe diesen Kerl für Erich aufgezeichnet.“
Robert lehnte sich zurück. „Einfach so?“
„Ich habe wie heute die Erinnerungen des Opfers gesehen.“ Joshua fühlte sich mittlerweile
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