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Ruf der Geister (German Edition)

Ruf der Geister (German Edition)

Titel: Ruf der Geister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Bern
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gefahren.
    Joshua wagte sich hinaus und sah sich um. Ohne Vo rwarnung tauchte der fremde Geist vor ihm auf. Mit einem erschrockenen Keuchen stolperte Joshua zurück. Dann riss er sich zusammen. So nah an seinem geistfreien Zuhause würde er sich nicht einschüchtern lassen.
    „Was willst du von mir?!“
    Schnee wirbelte vor ihm auf und Joshua war nicht sicher, ob es der Wind oder die Wut des Verstorbenen war.
    Plötzlich wandelten sich die Züge des Geistes. Mit bi ttender Miene streckte er die Hand aus. Tief in seinem Inneren hörte Joshua: Haben Sie einen Euro für mich? Für etwas zu essen?
    Überrascht sah Joshua die Seele an. War dies ein O bdachloser, der die Kälte nicht überlebt hatte? Begriff er nicht, was mit ihm geschehen war?
    Unsicher tat Joshua so, als ob er eine Münze aus seiner Jackentasche holte und legte das imaginäre Geld in die offene Hand des Geistes.
    Danke!
    Dann verschwand er und Joshua blieb nachdenklich zurück.
    Der Schnee erinnerte ihn an seine Aufgabe. In Windeseile schaufelte er ihn von Weg und Einfahrt, fegte die Reste gewissenhaft weg und streute noch das bereitliegende Granulat aus.
    Innerlich seufzte Joshua. Er würde zu spät kommen.
    Er zerrte sich die Handschuhe aus und schrieb Lea eine kurze SMS, dass er aufgehalten worden war und sich ein wenig verspäten würde.
    A ls er endlich auf den Parkplatz vom Berger See fuhr und bremste, schlitterte er gefährlich um die Kurve. Lea lehnte wartend an einer großen Eiche und sah ihm mit einem Lächeln entgegen. Er stellte sein Fahrzeug ab und ging auf sie zu.
    „Tut mir leid, ich musste nur noch kurz die Welt retten“, witzelte Joshua und spielte auf das Lied von Tim Bendzko an.
    Lachend küsste sie ihn. Ihre Nase war so kalt, dass er befürchtete, sie wäre bereits eingefroren. Die braunen Locken kräuselten sich feucht unter ihrer grünen Mütze.
    „Wie lange wartest du schon?“
    „Och, nicht so lange. Aber sag, wessen Welt musstest du denn retten?“
    „Die einer Meise.“ Den Geist verschwieg er.
    „Du bist also ein Held?“
    „Unbedingt!“
    Lea kicherte und hakte sich bei ihm unter.
    Sie liefen an der Wasserburg Schloss Berge vorbei und Joshua betrachtete das herrschaftliche Gebäude. Eiszapfen hingen an der Regenrinne und die Dächer sahen aus, als hätte man sie mit Watte belegt.
    Zusammen überquerten sie die Straße, die das Schloss vom See trennte, und bogen in einen baumumsäumten Pfad ein. Für Joshua versprühte der Wald jedes Mal einen besonderen Zauber, wenn er schneebedeckt war. Die Welt wirkte unschuldig, alles Unreine schien für eine Weile verborgen.
    Die ersten Kinder waren mit ihren Eltern bereits auf dem Weg zum Ehrenmal. Auch Joshua war schon mit seinen Geschwistern diese Erhebung heruntergerodelt und er dachte immer mit einem Lächeln an diese Zeit zurück.
    „Letzten Winter war die Piste so vereist, dass ich fast bis in den See gefahren wäre“, erzählte Lea.
    Auch sie beobachtete die Jungen und Mädchen, die ihre Schlitten nicht schnell genug durch den Schnee ziehen konnten.
    „Du bist gerodelt?“
    „Klar! Du nicht?“
    „Schon seit Jahren nicht mehr.“
    „Dann sollten wir das nachholen.“
    Auf Joshuas Mund legte sich ein feines Lächeln.
    Sie kamen an den Berger See. Grauer Dunst umhüllte das Gewässer. Die Eiskruste schien dick und undurc hdringlich. Schweigsam liefen sie durch die weiße Zauberwelt. Die Geräusche der Kinder verstummten. Sie vernahmen nur das Knirschen des Schnees unter ihren Stiefeln. Flocken rieselten bei jeder Brise von den Ästen der hohen Bäume. Die Wasservögel drängten sich eng auf einem freigeschlagenen Loch zusammen.
    „Möchtest du nachher mal mit zu mir kommen?“, fra gte Lea in die Stille hinein.
    Joshua begegnete ihrem Blick. „Gerne!“
    „Aber ich warne dich schon mal vor! Bei mir sieht es nicht so aufgeräumt aus wie bei dir! Ich bin der totale Chaot.“
    Joshua dachte an gestern Nachmittag. Lea hätte mal nach Leonies Besuch seine Wohnung sehen sollen. „Das ist mir herzlich egal, solange ich nicht bei dir putzen muss.“
    Schmunzelnd lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter.
    Im Vorbeigehen wischte Joshua über einen Strauch und ließ den pulvrigen Schnee durch seine behandschuhten Hände rieseln. „Er ist noch so leicht wie Puder“, murmelte er.
    „Guck mal da!“ Lea zeigte auf einige Enten, die auf e iner schneefreien Lichtung unter einer Tanne schliefen. Mitten zwischen den kleinen Wasservögeln ruhte eine aufgeplusterte Wildgans. Sie

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