Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33
mache Badewasser heiß! Quintere! Lauf hinüber zur Madame de Mauléon. Es gibt Arbeit für sie.“
6. KAPITEL
„Solche Lügen habe ich mein Lebtag noch nicht gehört“, brummte Hugues, als sie die letzten Stufen erklommen. Sophie blickte ihn über die Schulter fragend an, die veilchenblauen Augen groß und unschuldig. Bei ihrem Anblick krampfte sich ihm der Magen zusammen, so quälte ihn das schlechte Gewissen nach der Geschichte, die sie sich da vorhin aus den Fingern gesogen und mit größter Selbstverständlichkeit erzählt hatte.
„Lügen?“, fragte sie höflich. „Was denn für welche?“
Fassungslos nahm Hugues zur Kenntnis, dass sie ihre eigenen Schwindeleien abstritt. Er konnte Sophie gerade noch vor sich in die Kammer stoßen, ehe er einen Wutanfall bekam.
„Was für Lügen?“, polterte er empört, sobald die Tür sich hinter ihnen schloss. „Ja, warst du das denn nicht, die da eben auf der Treppe vor mir stand?“
„Doch“, erwiderte Sophie seelenruhig, zu ruhig für Hugues’ Geschmack. Die Arme über der Brust verschränkt, blickte sie ihm furchtlos in die Augen. „Was soll denn, bitte, an dem gelogen sein, was ich da vorhin sagte?“
Womit sollte er anfangen? Von seiner Warte aus gesehen war alles erstunken und erlogen.
„Nun, beispielsweise deine Angabe, du seist zu deiner Familie unterwegs“, versetzte er, wobei er tunlichst nicht auf ihre Bemerkung einging, die ihm schon die ganze Zeit zusetzte.
„Meine Mutter soll also aus der Bretagne stammen“, antwortete Sophie mit jenem gelassenen Selbstbewusstsein, bei dem er schier aus der Haut fahren wollte.
„Und dein Gemahl in Bordeaux? Was ist mit dem?“, forschte Hugues, verblüfft darüber, dass sie ihn völlig konsterniert ansah. Vielleicht ist sie tatsächlich nicht richtig im Kopf, dachte er zögernd. Dennoch machte er unbeirrt weiter. „Gehört der etwa nicht zu deiner Familie? Aber anscheinend hat der wohl seine ehelichen Pflichten vernachlässigt.“
„Was für ein Gemahl?“, fragte sie, allem Anschein nach ehrlich verwirrt.
„Na, derjenige, der in der Sitzung des Rates von Bordeaux neben dir saß“, erklärte Hugues geduldig. „War der denn nicht dein Ehemann?“
„Gaillard?“ Ihre gerümpfte Nase war ihm schon Antwort genug.
„Seinen Namen kenne ich nicht“, erklärte er gepresst, inzwischen ziemlich gespannt, was bei diesem Verhör wohl herauskommen würde. Sollte der Kerl etwa nicht ihr Ehemann sein? Dass sie noch Jungfrau gewesen war, schien diese Annahme zu unterstreichen, wie ihm auf einmal mit wachsendem Unbehagen bewusst wurde. War sie etwa gar nicht verheiratet?
„Er war es doch, der dich anschrie, als … als …“ Ihm fehlten die Worte, um jene verhängnisvolle Umarmung zu beschreiben.
„Gaillard“, erklärte sie energisch und stemmte die Hände in die Hüften, „ist mein Vater.“ Stirnrunzelnd hielt sie einen Augenblick inne und berichtigte sich. „Mein Ziehvater.“ Eindringlich sah sie Hugues an und fragte argwöhnisch: „Hast du etwa gedacht, ich wäre mit einem vermählt, der so viel älter ist als ich?“
Dass er genau das bezweifelt hatte, mochte Hugues nun doch nicht zugeben. „Weshalb war er dann so durcheinander?“, fragte er. „Und wieso bringt er seine Tochter zu so einer Zusammenkunft mit?“ Nun wollte er auch die ganze Geschichte verstehen, denn so leicht ließ er sich nicht abspeisen.
Sophie verdrehte genervt die Augen. „Weil er dachte, er könne mich an den Mann bringen“, erläuterte sie. Bei dem Gedanken, wie leichtfertig er durch sein Verhalten ihren Brautwert herabgemindert hatte, wurde Hugues ganz mulmig zumute. „Ich erfuhr von dem Plan erst, als er schon fehlgeschlagen war“, fügte sie mit einem hintersinnigen Lächeln in der Stimme hinzu. Als Hugues aufblickte, blitzte in ihren Augen ein schelmisches Funkeln. „Da haben wir uns vortrefflich ergänzt.“
Ihre unerwartete Leichtigkeit entlockte ihm ein Schmunzeln. „Und dass er so graue Haare hat – inwiefern bist du daran schuld?“, forschte er neckend, ehe er merkte, was er da tat. Dass Sophie über den Scherz fröhlich lachte, erfüllte ihn mit Entzücken.
„Eher am Rande“, antwortete sie, wobei Hugues seine Zweifel hatte, ob das auch stimmte. Sie sah ihn mit einem Ausdruck an, der nur Ärger verhieß, sodass er schnell wieder sachlich wurde. „Und was für Lügen soll ich deiner Ansicht nach der Hauswirtin sonst noch aufgetischt haben?“, fragte sie leise.
Hugues merkte, wie ihm Röte
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