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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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hastig zu. Sophie bedachte er noch mit einem sengenden Blick. Offenbar ahnte er genau, dass sie ihn wohl von allein nicht bezahlt hätte.
    „Und da man sie mir so empfohlen hat, nehme ich noch drei von den Pasteten“, fügte Hugues ungerührt hinzu, als könne ihn kein Wässerchen trüben.
    Der Bäcker fasste sich schnell und wurde bei diesem Geschäft zusehends freundlicher. Auch seine Gesinnungsgenossen nickten beifällig angesichts der Weisheit, mit welcher der Ritter die Situation entschärfte. Sophie merkte, wie ihr die Zornesröte ins Gesicht stieg, denn ihr war durchaus bewusst, dass diese Szene das Gesprächsthema an so manchem Abendbrottisch sein würde. Am liebsten hätte sie der Stadt schnurstracks den Rücken gekehrt.
    Zuerst aber galt es, im Denken eines gewissen Chevalier de Pontesse einiges richtigzustellen.
    Welcher Teufel ihn wohl geritten hatte, Sophie als sein Mündel auszugeben, das wusste Hugues selbst nicht.
    Wenn’s der Deibel wollte, würde dies vorschnelle Handeln sie möglicherweise noch bestärken in ihrer fixen Idee von der Macht der Vorsehung. Diese Sorge trieb Hugues schon um, als er mit dem Bäcker handelseinig wurde. Auch ein musternder Seitenblick in Sophies Richtung vermochte seine Bedenken nicht zu zerstreuen, denn sie sah ganz so aus, als führe sie etwas im Schilde. Allein bei dem Gedanken, was sie wohl als Nächstes von sich geben mochte, knirschte er jetzt schon entnervt mit den Zähnen.
    Und er? Was hatte er zu seiner Verteidigung vorzubringen?
    Als er sie auf dem Markt erblickte, hatte ihm doch tatsächlich das Herz im Leib gehüpft, weil er überzeugt gewesen war, dass sie beim Schiffbruch umgekommen war. Dass er ihr an jenem Unglücksabend nicht in die tobende See nachgesprungen war, war auf seinen Knappen zurückzuführen. Er konnte ja nicht beide gleichzeitig retten. Der seekranke Knabe wäre bestimmt sofort untergegangen, hätte Hugues ihn seinem Schicksal überlassen.
    War es also die pure Erleichterung, die ihn dazu bewog, als ihr Fürsprecher aufzutreten? Was hatte ihn überhaupt dazu veranlasst, zwei Tage länger als geplant in La Rochelle zu bleiben? Etwa die Hoffnung, sie könne eventuell doch überlebt haben? Er wusste es nicht, und er nahm sich auch fest vor, nicht allzu lange darüber nachzugrübeln.
    Nüchtern betrachtet war es doch eigentlich selbstverständlich, dass er über ihre Rettung froh war. Das Überleben eines anderen Mitreisenden hätte ihn sicher ebenso erfreut, redete er sich ein, während er zerstreut beobachtete, wie Sophie noch in Windeseile eine Pastete vertilgte. Er fand seine Überlegungen vollkommen folgerichtig, was ihn mit einer gewissen Befriedigung erfüllte.
    Diese verflog aber im Handumdrehen, als er begriff, dass er sich nur selbst etwas vormachte. Seine Dummheit ließ ihn beinahe verächtlich schnauben. Er wusste sehr wohl, dass ihm der schlitzohrige Bootsmann nicht auf dieselbe Weise das Blut in Wallung brachte, wie Sophie das vermochte – selbst in ihrem zerlumpten Zustand.
    Zu seiner Bestürzung merkte er, wie sehr es ihn danach gelüstete, sie zu berühren, ihr mit den Händen das Salz und den Schmutz abzuwaschen, um so ihre glatte, sonnengebräunte Haut zu entblößen. Es gehörte sich aber nicht, so etwas überhaupt zu denken, geschweige denn Sophie zu waschen. Das Ungehörige, ja Unvernünftige an dieser Vorstellung setzte ihm mächtig zu. Dennoch nistete sie sich in seinem Denken ein, sodass er im Gehen die Hände zu Fäusten ballte und sich schmerzlich bewusst war, wie sie neben ihm schritt und mit ihren blonden Strähnen seine Schulter streifte.
    Außerstande, sich gegen seine Überlegungen zu wehren, ließ er seinen Gedanken freien Lauf, bereute jedoch sofort seine Nachgiebigkeit. Es verlangte ihn danach, sie zu berühren, zu kosten, sich in ihr zu versenken, und das mit einer solchen Leidenschaft, die ihn selbst erschreckte. Er wollte sie willkommen heißen unter den Lebenden, in jenen Gefilden, die sie entgegen seinen Befürchtungen doch noch nicht verlassen hatte. Zu diesem Zweck konnte er sich nichts Besseres vorstellen, als sie in jene Sinnesfreuden einzuführen, die er ihr bei ihrem ersten Beisammensein in seiner Hast versagt hatte.
    Die Bilder, welche dieses Wunschdenken nun in ihm heraufbeschwor, wären ihm um ein Haar zum Verhängnis geworden. Er musste heilfroh sein, dass er gerade nichts Schwierigeres tat, als über den Marktplatz zu schlendern und nur einen Fuß fest vor den anderen setzen musste, bis

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