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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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jegliche Hintergedanken verschwunden waren und der gesunde Menschenverstand wieder einkehrte. Unangenehm berührt ob dieser so vertraulichen Überlegungen hier vor aller Augen, räusperte er sich vernehmlich, fasste Sophie hastig am Ellbogen und lenkte sie in die Richtung auf seine Herberge.
    Was blieb ihm auch anderes übrig? In diesem Aufzug konnte sie unmöglich weiter in der Öffentlichkeit herumlaufen, und schließlich hatte er sie ja tatsächlich als seine Schutzbefohlene ausgegeben. Trug er da nicht in gewisser Weise die Verantwortung für sie? Und sei es auch nur als ein Mitmensch, den das Schicksal stiefmütterlich behandelte?
    Pah!, dachte Hugues und verzog abfällig den Mund. Schicksal! Genau das war die Wurzel allen Übels – dieses Gerede von der Vorsehung.
    Da konnte er nur hoffen, dass Luc mit seinem Geplapper ihn auf andere Gedanken bringen würde. Jetzt ging es erst einmal um ganz banale Angelegenheiten, wie dafür zu sorgen, dass Sophie sich säubern konnte und etwas Ordentliches zum Anziehen bekam. Das würde ihm hoffentlich den nötigen Abstand verleihen, damit er sich diesen unbedachten Unfug, der ihm das Hirn vernebelte, endlich aus dem Kopf schlagen konnte.
    Ein Knabe sollte sie sein! Diese Demütigung sollte Hugues de Pontesse noch teuer zu stehen kommen!
    Nach einer weiteren Pastete, die Sophies Magen mit einer wohligen, wenn auch inzwischen ungewohnten Wärme erfüllte, fühlte sie sich mehr als kampfbereit. Sie wartete nur auf eine günstige Gelegenheit, sich zu rächen, während er sie durch das Gassengewirr zum Laden eines Kupferschmieds führte. Dort schob er sie so hastig durch ein halbdunkles Inneres, in dem unzählige Stäubchen im Sonnenlicht tanzten, dass Sophie gar nichts erkennen konnte. Dann ging es mit solcher Eile eine Stiege hinauf, dass sie beinahe ins Stolpern geriet. Sophie warf ihm einen sengenden Blick über die Schulter zu, doch Hugues sah sie umso grimmiger an.
    „Sei vernünftig und halte wenigstens diesmal ausnahmsweise den Mund!“, brummte er leise. Sophie überlegte, ob sie ihm gleich hier ihre Meinung an den Kopf schleudern sollte, kam aber nicht dazu, weil in diesem Moment von unten eine Stimme erklang, dem Ton nach offenbar die eines alten Weibleins.
    „Chevalier“, keifte die Alte missfällig. „Ich hatte Euch doch belehrt, dass ich dergleichen unter meinem Dach nicht dulde.“
    Sophie drehte sich um. Am Fuß der Treppe stand mit düsterer Miene eine grauhaarige Frau, eine Hand in die üppige Hüfte gestemmt, in der anderen ein schimmerndes Hämmerchen, mit dem sie drohend herumfuchtelte.
    „Ich weiß nicht, was Ihr meint“, entgegnete Hugues.
    Die Alte ließ sich nicht beirren. „Meint Ihr, ich hätte Kohlköpfe auf den Augen?“, fauchte sie schrill. „Dies ist ein anständiges Haus! Ich lasse nicht zu, dass Ihr mit Eurer Hurerei meine Kinder verderbt!“
    „Aber Madame“, wiegelte Hugues ab, als sei er sich keiner Schuld bewusst. „Das hier ist doch bloß mein Mündel.“ Er wies auf Sophie. „Vor Kurzem erlitt er Schiffbruch. Gewiss werdet Ihr Euch erinnern, wie sehr mich sein Verlust bedrückte. Nun fand ich ihn wie durch ein Wunder auf dem Marktplatz und wollte …“
    „Solltet Ihr die Absicht haben, das Weibsstück mit auf Eure Kammer zu nehmen, müsst Ihr Euch schon etwas Klügeres ausdenken“, unterbrach die Wirtin und verschränkte die Arme.
    Ha!, dachte Sophie zufrieden. Dass ich eine Frau bin, erkennt sogar ein altes, im Dunkeln hockendes Hutzelweiblein. Das müsste dem Ritter doch eigentlich zu denken geben. Genüsslich wandte sie sich an Hugues, der seine ergrimmte Wirtin konsterniert ansah.
    „Das ist keine Frau, sondern mein Schutzbefohlener“, unterstrich er beharrlich.
    Die Alte schüttelte energisch den Kopf. „Man könnte sie glatt für ’nen Bengel halten, Chevalier“, bemerkte sie trocken. „Hätte sie nur nicht diese Rundungen unter dem Hemd.“
    Sophie sah, wie Hugues sichtlich mit sich rang. Offenkundig wollte er noch weitere Gegenargumente anführen, gab sich dann aber geschlagen. „Meinetwegen, so ist es eben eine Sie“, sagte er seufzend. „Meine Schutzbefohlene bleibt sie dennoch.“
    Sophie hatte den Eindruck, als würde er mit dieser letzten, eher lässlichen Notlüge wohl davonkommen, denn die Frau sah recht unschlüssig aus. Allmählich tat er Sophie fast leid, sodass sie beschloss, nun selbst in den Streit einzugreifen und ihn zu ihren Gunsten zu entscheiden. Ganz offensichtlich mangelte es ihrem Ritter

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