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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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auf dich“, sagte sie, und was Sophie nun endgültig überzeugte, waren nicht ihre Worte, sondern das blasse Leuchten in ihren Augen. Tatsächlich, es war jenes Augenpaar, welches sie in ihrem Traum gesehen hatte, und damit erlosch auch jegliche Hoffnung, dass sie sich möglicherweise geirrt haben könnte.
    Erst als sie im Schutz des Waldes waren und Hugues sie nicht mehr sehen konnte, brachte Sophie es über sich, noch einmal zurückzuschauen. Selbst dann aber warf sie nur einen raschen Blick über die Schulter, ahnte sie doch instinktiv, dass ihre Gefährtin etwas dagegen haben würde.
    Hugues stand allein am Ufer, die Hände in die Hüften gestemmt, das Gesicht düster verzogen, die Umrisse seiner Gestalt scharf vor den Bäumen abgehoben. Es war eine Haltung, die Sophie beinahe ein Lächeln entlockte. Sie wusste, dass er sie zumeist dann einnahm, wenn sie etwas verbrochen hatte. Ein Seufzer entrang sich ihrer Brust, denn plötzlich hatte sie das Gefühl, dass sie ihn nie wiedersehen würde. Noch während sie ihn betrachtete, beförderte er einen Stein mit einem Fußtritt ins Wasser, und zwar mit einer erstaunlichen Heftigkeit. Dann wandte er sich ab und rief seinem Knappen zu, er möge sich beeilen, denn es gehe nun auf nach Hause.
    Du hättest es kommen sehen müssen!, warf Hugues sich mürrisch vor, während er dem Trampelpfad folgte, der am Fuß des Steilabhangs entlang verlief und der nun erstaunlich deutlich zu erkennen war. Hatte er sie nicht vom ersten Tag an für verrückt gehalten? Und sah das nicht auch genau einer Irren ähnlich, einfach so mir nichts, dir nichts in einem Wald zu verschwinden, dazu noch mit einer völlig fremden Person?
    Allerdings hatte er selbst nicht weniger irrsinnig gehandelt, als er Sophie kurzerhand ziehen ließ, statt sie mit logischen Erwägungen zu überzeugen und zu zwingen, den Irrsinn ihres Vorhabens einzusehen. Man durfte sich eben nicht so ohne Weiteres allein von irgendwelchen verfehlten Herzensneigungen leiten lassen, ebenso wenig von Instinkten oder dem Schicksal oder wie immer man das zu nennen beliebte. Dazu war die Welt viel zu gefährlich und ganz besonders trügerisch für Narren, die solchen Eingebungen nachgingen. Das alles war Hugues leider zu spät in den Sinn gekommen und daher zu nichts mehr nutze, sodass er unter dem Baldachin aus Baumästen schmerzhaft das Gesicht verzog.
    Welches Schicksal mochte sie nun erwarten? Und wieso hatte er nicht verhindert, dass sie dem von ihr eingeschlagenen Weg folgte? Während er so dahinritt, überkam ihn ein tiefer Groll – auf sich selbst und seine Unfähigkeit, trotz seines Kummers klar zu denken.
    Und ehe er sich einigermaßen wieder gefangen hatte, waren die beiden Frauen spurlos verschwunden.
    Wieso war er nicht mit einer flinken Zunge geboren worden? Mit der Fähigkeit, die holde Weiblichkeit mit allerlei Schmeicheleien zu umwerben? Weshalb war es ihm nicht gelungen, Sophie davon zu überzeugen, dass ihm ihre Sicherheit am Herzen lag? Hätte er sie damit zum Bleiben bewegen können? Er wusste es nicht, wünschte sich aber, er hätte es wenigstens versucht.
    Wäre sie wohl bei ihm geblieben, wenn sie früher erfahren hätte, dass er sie liebte?
    Sicher, er hatte ihr seine Absicht, um ihre Hand anzuhalten, durchaus verdeutlicht. Allerdings war ihm nicht neu, dass die Frauen Wort und Tat nicht unbedingt für das Gleiche hielten. Doch wie sehr sie solche Worte der Liebe schätzten, war ihm wohl bekannt. Was war er doch für ein Narr gewesen, dass er ihr nicht schon das Ausmaß seiner Gefühle gestanden hatte, als dazu noch die Gelegenheit bestand.
    Denn die würde sich wahrscheinlich so bald nicht wieder ergeben. So zumindest sah es nach Sophies Verschwinden im Wald aus. Ob er sie wohl jemals wiedersehen würde? Jemals ihr silberhelles Lachen über einen Scherz vernehmen oder sich winden, wenn sie sich mit ihm anlegte? Die Morgendämmerung war nicht einmal angebrochen, und trotzdem vermisste er Sophie schon, ihre Gewissheit bei völlig abwegigen Plänen, ihre Auffassungsgabe und ihre Fähigkeit, ganz genau zu erkennen, wie sie seine Befürchtungen zerstreuen konnte.
    Wäre wohl alles anders gekommen, wenn er ihr seine Liebe früher gestanden hätte?
    Er wusste es nicht und straffte die Schultern gegen die Enttäuschung, die in ihm aufstieg. Eigentlich hätte es nach seinem Gefühl auf die Frage nur eine ganz einfache Antwort geben dürfen, nämlich ein überwältigendes „Ja“. Ob das Sophies Einstellung indes auch

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