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Ruf der Sehnsucht

Ruf der Sehnsucht

Titel: Ruf der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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mich.«
    Er wandte sich an Jeanne. »Hör endlich auf, mich mit deinem Bastard zu belästigen. Wenn ich gewusst hätte, dass da eine Familienzusammenführung stattgefunden hat, dass du nicht die Gouvernante, sondern die Mutter bist, hätte ich vielleicht anders disponiert, aber ich habe dieses unselige Kind nicht in meiner Gewalt. Doch ich weiß, dass du den Rubin trotzdem herausgeben wirst, Tochter, denn ich werde mich nicht scheuen, dir Schmerzen zu bereiten.«
    Sie starrte ihn an. Er hätte ihr nicht fremder sein können, wenn er sie auf der Straße angesprochen und ihr mitgeteilt hätte, dass er ihr Vater sei. Sie wollte nichts mit ihm zu tun haben. Er war eine Verirrung der Natur, ein Ungeheuer, mit dem sie schrecklicherweise verwandt war. Sich zu wünschen, dass ihre Mutter in einem schwachen Moment die eheliche Treue gebrochen hatte und sie, Jeanne, die Tochter eines anderen war, wäre müßig, denn sie und der Comte du Marchand hatten vieles gemeinsam: die Augenfarbe, die Form der Nase und das energische Kinn.
    »Habt Ihr den Rubin denn überhaupt, Miss du Marchand?«, fragte Talbot sie.
    Jeanne schüttelte den Kopf. »Nicht bei mir – aber ich weiß, wo er sich befindet.«
    »Mehr braucht er nicht zu wissen«, mischte ihr Vater sich ein.
    Sie ignorierte ihn. »Wenn Ihr Margaret freilasst, gebe ich ihn Euch«, versprach sie Talbot.
    »Ich wiederhole, dass ich nichts von einem Kind weiß – aber vielleicht können wir uns trotzdem irgendwie einigen.«
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie ihr Vater nach seinem Stockdegen griff.
    »Ihr hattet nie die Absicht, den Verkauf des Rubins über mich abzuwickeln, nicht wahr?«, beschuldigte Talbot ihn.
    »O doch«, widersprach Nicholas, »ich hatte nur nicht die Absicht, Euch die zugesagte Provision zu bezahlen.«
    »Wenn Ihr wirklich geglaubt habt, mich übervorteilen zu können, dann seid Ihr ein Dummkopf, Comte.«
    »Und Ihr seid impertinent, Talbot. Ein kleiner Kaufmann, der billigen Schmuck verhökert.«
    Talbots Lächeln erreichte seine Augen nicht, als er Nicholas mit schmalen Augen musterte. »Kommt von Eurem hohen Ross herunter, Comte. Euer Titel ist nichts mehr wert, und Ihr seid offenbar ein armer Schlucker, sonst wäret Ihr nicht so erpicht darauf, den Rubin zu Geld zu machen.«
    »Ich habe genug von Eurer Unverschämtheit«, sagte Nicholas in schneidendem Ton. Im nächsten Augenblick hörte Jeanne mehr, als sie es sah, den Degen durch die Luft zischen.
    Ein Schuss knallte, hallte von den Wänden des niedrigen Raums wider, dröhnte in Jeannes Ohren.
    Mit einem ungläubigen Ausdruck sank ihr Vater langsam auf die Knie und fiel schließlich vornüber.
     
    Douglas hörte einen Schuss und dann Jeannes Schrei. Panik erfasste ihn. In blinder Hast lief er die Treppe hinunter, verlor auf den glitschigen Stufen mehrmals fast den Halt. Unten angekommen, sah er einen ihm unbekannten Mann gerade ausholen, um Jeanne zu schlagen, und warf sich mit einem Satz auf ihn.
    In diesem Moment war er zu keinem vernünftigen Gedanken fähig, allein von dem Wunsch beseelt, den Unhold zu töten, der es wagte, Jeanne tätlich anzugreifen und ihr weh zu tun. Er spürte eine Hand auf seiner Schulter, schüttelte sie ab, spürte sie erneut.
    »Douglas.«
    Geräusche drangen an sein Ohr, zuerst wie aus weiter Ferne, dann deutlicher. Er hörte rasselnde Atemzüge, dumpfe Faustschläge – und Jeannes beschwörende Stimme.
    »Douglas.« Bezwingend wie das Lied einer Sirene besaß sie die Macht, ihn aus seiner Tobsucht zu holen.
    Allmählich kam Douglas wieder zu Verstand, erkannte, dass er über dem Fremden kniete und auf ihn eindrosch.
    Tief atmend rang er um Fassung. Als er den Kopf hob, sah er, dass Jeanne neben ihm kniete. Sie nahm sein Gesicht in die Hände.
    »Es ist alles gut, Douglas«, sagte sie liebevoll. Natürlich stimmte das nicht, doch er rang sich ein schwaches Lächeln ab. Seine Mühe wurde mit einem zärtlichen Kuss belohnt.
    Jeanne stand auf und streckte ihm die Hand hin. Er legte seine blutigen Finger hinein, ließ sich hochziehen und von der reglos auf dem Steinboden liegenden Gestalt wegführen.
    »Habe ich ihn umgebracht?«
    Ein Stöhnen zeigte ihm, dass er es nicht getan hatte.
    »Er wollte dir weh tun«, sagte er und nahm Jeanne in die Arme. Als er sie zittern spürte, musste er all seine Kraft aufwenden, um seinen Zorn im Zaum zu halten.
    »Das ist nicht von Bedeutung.«
    »Wie kannst du so etwas Törichtes sagen? Natürlich ist es von Bedeutung.
Du
bist von

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