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Ruf der Sehnsucht

Ruf der Sehnsucht

Titel: Ruf der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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im Faustkampf.«
    Douglas sah seinen Majordomus verblüfft an. Der Mann sah aus, als könnte ihn ein Windhauch umpusten, doch sein Gesichtsausdruck vermittelte, dass nicht mit ihm zu spaßen war.
    »Ihr überrascht mich immer wieder aufs Neue, Lassiter.«
    »Ein Majordomus ist nicht nur ein Majordomus, Sir.« Er verbeugte sich leicht, und ein Lächeln milderte den grimmig-entschlossenen Zug um seinen Mund.
    »Also gut, ich nehme Euer Angebot an«, sagte Douglas nach kurzem Überlegen. »Wir werden an Ort und Stelle entscheiden, wie wir vorgehen.«
    »Sehr wohl, Sir.« Lassiter rückte Jacke und Mütze zurecht und hob kampflustig das Kinn.
     
    Sie saßen in einem muffigen Raum mit feuchten Backsteinwänden, den offenbar Jeannes Entführer ausgewählt hatte, denn ihr Vater hatte ihm ein paar Münzen gegeben, nachdem er sie beide hier heruntergeführt hatte.
    »Was wirst du tun, wenn Douglas nicht kommt? Mich ermorden lassen, wie du mein Kind ermorden lassen wolltest?«
    »Dein Aufenthalt im Kloster hatte offenbar nicht die gewünschte Wirkung«, bemerkte er. »Dein Mutwillen ist nicht gebrochen – er ist größer geworden.«
    »Hast du deine Entscheidung, mich dorthin zu schicken, jemals bereut?«
    Er überlegte einen Moment und antwortete dann: »Nein. Du hattest Schande über den Namen der du Marchands gebracht, und ich halte deine Strafe noch heute für verdient.«
    Zumindest konnte man ihm keine mangelnde Aufrichtigkeit und Unbeugsamkeit vorwerfen. »Sag mir, wo Margaret ist.«
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und betrachtete sie. »Du erinnerst mich an deine Mutter, Jeanne. Die Ähnlichkeit ist exorbitant. Allerdings war meine geliebte Frau nicht so … englisch, wie du es geworden bist.«
    »Und was charakterisiert die Engländer deiner Ansicht nach?«
    »Eine gewisse Arroganz in der Sprache … ein Mangel an Takt, vielleicht.«
    »Und ein unabhängiger Geist?«
    »Genau.«
    »Dann bin ich gerne Engländerin.«
    Er bedachte sie mit einem tadelnden Blick, reduzierte die Reichweite des Lichts der Laterne auf dem Tisch und rückte mit seinem Stuhl in den Schatten, wo er seinen Stockdegen für einen schnellen Einsatz bereitmachte, indem er ihn ein Stück herauszog. Dann rückte er wieder nach vorne.
    »Wirst du nach Frankreich zurückkehren, wenn du den Rubin hast?«, fragte Jeanne.
    »Im nächster Zukunft wohl kaum«, antwortete er säuerlich. »Vielleicht, wenn dieser Wahnsinn vorüber ist und ein Mann wieder ob seines Stammbaums geachtet wird.«
    Jeanne war froh, dass sie ihn als das sehen konnte, was er war: ein Mann mittleren Alters, den die Umstände seiner ererbten Privilegien und seines Vermögens beraubt hatten, der sich jedoch nach wie vor für etwas ganz Besonderes hielt. Die Regeln der Normalsterblichen hatten für den Comte du Marchand nie gegolten. Darum konnte er seine Enkelin in den Tod und seine Tochter ins Kloster schicken, ohne auch nur einen Hauch von Reue zu verspüren.
    »Also, wie ist es, Vater«, kam Jeanne auf ihre Frage zurück. »Wirst du mich ermorden lassen oder einfach nur hier einsperren und es den Ratten anheimstellen?« Sie hatte die Tiere, deren Augen im Licht der Laterne wie winzige, schwarze Glasscherben funkelten, gleich beim Eintreten bemerkt.
    »Nun, das wäre immerhin eine Lösung«, meinte der Comte ungerührt.
    Als sie Schritte hörte, schaute sie zur Treppe, doch zu ihrer Überraschung erschien nicht Douglas, sondern Charles Talbot, der Goldschmied.
    »Ich wusste doch, dass Ihr mich betrügen wollt«, sagte er.
    Nicholas erhob sich. »Was macht Ihr hier?«
    »Dasselbe könnte ich Euch fragen, Comte. Die Entführung war für morgen geplant.«
    »Ich habe meinen Plan kurzfristig geändert und sah keine Notwendigkeit, Euch zu informieren.«
    »Ihr wollt den Rubin selbst verkaufen, nicht wahr? Habt Ihr schon einen Käufer aufgetrieben?«
    Jeanne schaute von einem zum anderen. Wie war Charles Talbot in die Ränke ihres Vaters geraten?
    »Wo ist Margaret MacRae?«, fragte sie.
    Beide Männer drehten sich ihr zu.
    »Was habt ihr mit dem Kind gemacht? Jetzt habt ihr doch mich als Faustpfand – lasst sie gehen. Ich gebe euch den Rubin.«
    Talbot hob die Hand. »Ich weiß nichts von einem Kind. Ich weiß nur, dass Euer Vater ein französisches Schlitzohr ist.«
    »Soll ich jetzt gekränkt sein, weil Ihr eine so schlechte Meinung von mir habt, Talbot?«, fragte Nicholas von oben herab. »Dann muss ich Euch enttäuschen. Eine Beleidigung von Euch ist ein Kompliment für

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