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Ruf der Sehnsucht

Ruf der Sehnsucht

Titel: Ruf der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Bedeutung.«
    Er hielt sie von sich weg und musterte sie im Laternenschein. Ein roter Fleck prangte auf ihrer Wange. Nicht lange, und er würde sich blau verfärben.
    Also hatte der Unmensch sie bereits geschlagen, bevor er, Douglas, dazukam. Die Schatten ließen Jeannes Augen unnatürlich groß wirken, ihr Gesicht geisterhaft bleich, und doch war es wunderschön.
    »Es ist
im Moment
nicht von Bedeutung«, präzisierte sie.
    »Tut es sehr weh?« Behutsam zeichnete er mit der Fingerspitze den Umriss des Blutergusses nach.
    Jeanne schüttelte den Kopf.
    In der Ferne lachte jemand laut, und in einer Ecke des Raums quiekten zwei streitende Ratten.
    »Ich glaube nicht, dass er weiß, wo Margaret ist«, sagte Jeanne.
    »Wer ist der Kerl?«, wollte Douglas wissen und zeigte auf den noch immer am Boden Liegenden.
    »Charles Talbot – ein Goldschmied.«
    Der Name kam ihm bekannt vor, aber er würde später darüber nachdenken – jetzt wollte er nur weg von diesem Ort.
    Als sie sich dem Ausgang zuwandten, entdeckte Douglas die Leiche.
    »Mein Vater«, beantwortete Jeanne seine stumme Frage. »Falls er wusste, wo Margaret ist, hat er sein Wissen mitgenommen.« Ratlos schaute sie Douglas an. »Was machen wir jetzt?«
    »Von hier verschwinden.« Er legte den Arm um ihre Schulter und führte Jeanne die Stufen hinauf.
    Er bewunderte sie für ihre Stärke. Die meisten Frauen wären in dieser Situation hysterisch geworden. Jeanne zitterte nicht. Sie weinte nicht einmal.
    »Ich dachte, ich hätte dich verloren«, sagte er, und er sprach nicht von dem eben Geschehenen.
    »Du wirst mich nie verlieren«, erwiderte sie leise.
    Oben angekommen, atmeten sie tief die klare Luft ein und schauten zum Himmel hinauf, an dem unzählige Sterne funkelten.
    Wenn sie Margaret nicht fänden, müsste Douglas sich etwas von Jeannes Stärke leihen.

Kapitel 33
    L assiter wurde die Aufgabe übertragen, Talbot den Behörden zu übergeben, worauf sich sichtlich freute. Als Jeanne und Douglas nach Hause kamen, war ihr Ziel die Bibliothek.
    »Wie empfindest du den Tod deines Vaters?«, fragte Douglas, als Jeanne in einem der Ohrensessel Platz genommen hatte.
    Douglas ging zum Konsoltisch und kam mit zwei Gläsern an den Löwentisch zurück.
    »Ich fühle nichts«, gestand sie. »Ist das nicht sehr merkwürdig?«
    Er musterte sie prüfend. »Ich glaube, du hast noch nicht wirklich begriffen, dass er tot ist.«
    Sie starrte in ihr Glas, und es verging eine ganze Weile, bis sie endlich einen Schluck trank. »Ich trauere nicht um ihn. Dazu habe ich ihn zu lange gehasst. Wenn es mir leidtut, dass er tot ist, dann nur, weil er uns jetzt nicht mehr sagen kann, wo er Margaret eingesperrt hat.«
    »Ich schicke ein paar von meinen Männern in die Mary King’s Close – vielleicht ist sie ja dort irgendwo.«
    »Sie kann überall sein«, sagte Jeanne mit kleiner Stimme.
    Douglas stand auf, nahm ihr das Glas aus der Hand, stellte es zu seinem auf den Tisch, zog Jeanne langsam hoch und nahm sie in die Arme. Sie lehnte sich an ihn, wünschte, es würde etwas von seiner Stärke auf sie übergehen. Als sie einen zittrigen Seufzer ausstieß, drückte Douglas sie fest an sich.
    Douglas. Allein seinen Namen im Geist auszusprechen beruhigte sie.
    Jeanne legte die Arme um seine Mitte und die Wange an seine Brust.
    »Wir finden sie, Jeanne. Wir finden sie.«
    Sie nickte und hoffte inständig, dass seine Worte wahr würden.
    Nachdem er sie wieder in ihren Sessel gesetzt hatte, machte er Feuer im Kamin.
    »Das hast du schon oft getan«, folgerte sie, als sie seine geübten Bewegungen beobachtete.
    »Sehr oft«, bestätigte er und lächelte sie über die Schulter an.
    »Ich habe mich gefragt, was du in den vergangenen zehn Jahren wohl getan hast. Jetzt weiß ich es: Du hast Feuer gemacht, Tee und ein Vermögen.«
    »Die ersten drei Jahre fuhr ich zur See«, er stand auf und setzte sich wieder zu ihr, »doch dann erkannte ich, dass das Leben auf einem Schiff nicht ideal für Margaret war.«
    Jeanne lehnte sich zurück und starrte in die züngelnden Flammen. Obwohl Sommer war, fror sie bis ins Mark.
    »Erzähl mir von ihr.« Sie wandte sich ihm zu. »Ich will alles wissen.«
    In den nächsten Stunden erfuhr sie, während sie beide auf eine Information über Margaret warteten, dass ihre Tochter das Meer liebte und Äpfel und chinesische Legespiele wie Tangram. Und Gilmuir und James’ Gut in Ayleshire und Besuche bei den Delphinen vor Inverness.
    Gegen Mitternacht legte Douglas

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