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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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war.
    »Wunderschön war das«, sagte Carima leise und Leon nickte. Ja, auch ihn hatte es berührt, und einen Moment lang hatte er sich vorhin bei dem Wunsch ertappt, Teil dieses Kreises zu sein. »Es ist anders als alles, was ich kenne«, sagte er.
    Carima zeichnete mit dem Finger in den Sand, versuchte das Zeichen der NoComs nachzuahmen. »Du bist gewohnt, mit Wissenschaftlern zusammenzuarbeiten. Die sind meistens nicht so esoterisch drauf, schätze ich.«
    »Bis auf Patrick, unseren Hausphilosophen. Aber der ist ja auch kein Wissenschaftler, sondern Tauchboot-Pilot.« Leon spürte einen kurzen Anflug von Heimweh. Doch den Ort, an den er sich zurücksehnte, gab es nicht mehr, Benthos II war zu einer Geisterstadt unter dem Meer geworden. Er konnte auch nicht zurück zu seinem alten Leben, dazu war ihm Lucy zu wichtig. Doch er musste herausfinden, was im Ozean geschah, dieses Rätsel ließ ihm einfach keine Ruhe. Ob es inzwischen weitere seltsame Zwischenfälle gegeben hatte? Er bekam ja hier absolut nichts mit von dem, was in der Welt passierte!
    Leon sah, dass Johnny, der Sicherheitschef der NoComs, auf ihn zusteuerte. »Hi«, sagte er und musterte Carima von oben bis unten. »Noch jemand Neues? Auch aus der ARAC?«
    Mit einem strahlenden Lächeln blickte Carima zu ihm hoch. »ARAC? Nein, ich komme aus Deutschland.«
    Leon dagegen war nicht nach Scherzen zumute. Langsam richtete er sich auf. »Ich gehöre nicht mehr dazu, Johnny, das habe ich dir schon gesagt.«
    Johnny erwiderte Carimas Lächeln nicht und wischte Leons Einwand mit einer Handbewegung beiseite. »Mag ja sein, dass du keiner mehr von denen bist – aber was ist, wenn sie dich suchen? Wenn sie uns Ärger machen deinetwegen?«
    »Ich wüsste nicht, wie sie mich hier finden sollten«, gab Leon so gelassen wie möglich zurück und ergänzte in Gedanken: Außer, einer von euch verrät mich. Hatte die ARAC eigentlich ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt? Und einen Finderlohn für Lucy?
    »Na, Johnny, mal langsam, du willst ihn doch nicht wirklich heute Nacht noch in den Wald hinausjagen, oder?«, mischte Leah sich ein. »Die Hütte von Wilbur steht leer, da können er und seine Freundin übernachten. Und ich habe schon herumgefragt und ein paar Klamotten für ihn organisiert.«
    Er und seine Freundin. Leon und Carima tauschten ein verlegenes Lächeln.
    Johnny setzte zu einer Antwort an … und sagte dann doch nichts, sondern wandte sich um. Vielleicht hatte er gespürt, dass jemand herankam. Die blonde Frau, die Leon schon vorher aufgefallen war. Sie beachtete keinen der Umstehenden, sondern ging direkt zu Leon und nahm seine Hände in die ihren.
    »Du bist Leon Redway, nicht wahr?«, sagte sie, und in ihrem Gesicht spiegelten sich so viel Trauer und zugleich so viel Freude, dass Leons Kehle wie zugeschnürt war und er nur ein Nicken schaffte. Das musste Ellyn sein … wer auch immer sie war. Woher kannte sie seinen vollen Namen? Und warum zum Teufel hatte sie ihn gerade unbedingt jetzt nennen müssen? Johnny hatte jedes Wort mitbekommen!
    »Komm, wir gehen zu meiner Hütte, da können wir reden.« Ellyn winkte ihm, ihr zu folgen. Carima wollte zurückbleiben, vielleicht war sie nicht sicher, ob sie willkommen war – doch Leon nahm ihre Hand, bat sie wortlos, bei ihm zu bleiben. Er wusste selbst nicht, woher er den Mut dazu nahm, aber es fühlte sich gut an, wie ihre Finger sich verwoben. Ihre Hand war warm und trocken, und so klein im Vergleich zu seiner.
    Ellyns Hütte lag jenseits der von Big T., dort, wo Reihe um Reihe von Taro-Pflanzen ihre tiefgrünen Blätter ausbreiteten.
    »Tut mir leid, dass ich dich so überfallen habe«, sagte Ellyn, als sie auf einem winzigen Holzofen in ihrer Hütte einen Tee zubereitet hatte. »Aber ich wusste schon von Hope, dass du Leon heißt, und du siehst deinem Vater so ähnlich … ich habe mir gleich gedacht, dass du es bist, obwohl ich dich seit fast neun Jahren nicht gesehen habe.«
    »Sie kannten meine Eltern?«, brachte Leon heraus.
    »Ja, wir haben uns am Scripps Institut in Kalifornien kennengelernt.« Ellyn setzte sich neben sie auf einen der roh gezimmerten Stühle auf der Veranda. »Damals habe ich noch die Ernährung von Walhaien erforscht, aber John und Juliette haben mich überredet, zu ihrem Team bei der ARAC zu kommen, weil dort die ganzen spannenden Sachen passierten. Wir konnten forschen und die Kosten waren kein Thema, es war fantastisch.« Abwesend nippte Ellyn an ihrem Tee. »Juliette war schon

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