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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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den Röhren vor ein oder zwei Jahren tatsächlich verwirklicht worden.«
    Leon schüttelte den Kopf. Und was genau machten diese Dinger mit den Geschöpfen der Tiefsee, wurden die ebenso angesaugt und hochgespuckt? Er hatte Glück gehabt, dass er keinem dieser Schläuche in die Quere gekommen war.
    »Unsinnig und gefährlich fanden deine Eltern auch ein Projekt namens HotPower – geplant war, heiße Quellen am Meeresboden für die Energiegewinnung zu nutzen …«
    Es durchfuhr Leon wie ein elektrischer Schlag. Er dachte an die heißen gelblichen Wolken, die ihm über dem Lo’ihi entgegengequollen waren, an die bedrückte Stimmung auf der Thetys , an die Entschiedenheit, mit der Fabienne Rogers ihn daran gehindert hatte, selbst nachzusehen, was dort unten vorging … Konnte es wirklich sein, dass die ARAC dermaßen dreist gewesen war, einen unterseeischen Vulkan anzubohren?
    Irgendjemand schaute ihm ins Gesicht. »Er hat ganz glasige Augen.« Carima, sie klang besorgt.
    »Hat er irgendwas genommen?« Ellyns Stimme.
    »Drogen, meinen Sie? Dafür ist er nicht der Typ.«
    »Ich … ich muss nachdenken«, sagte Leon, stand auf und ging davon.
    Carima rannte ihm nach, blieb an seiner Seite. Doch sie merkte schnell, dass Leon »dichtgemacht« hatte, er antwortete nur einsilbig oder gar nicht. Erst später, als sie mit geliehenen Decken und Isomatten auf der Veranda der Hütte nebeneinanderlagen und in den sterngesprenkelten Himmel hochblickten, erzählte er ihr leise, was er vermutete. Carima konnte kaum glauben, was sie hörte. »Du meinst im Ernst, dass sie so was versucht haben? Aber hätte das dann nicht groß in der Zeitung gestanden?«
    »Vielleicht haben sie keine Genehmigung für das Projekt bekommen und es heimlich durchgezogen«, flüsterte Leon. »Und anscheinend ist die ganze Sache schiefgegangen. Das Beben neulich … auch das ist vielleicht durch die Bohrung ausgelöst worden. An Land gab es solche Fälle schon.«
    »Meinst du? Aber du weißt das alles nicht genau.«
    »Nein.« Seine Stimme klang hart. »Und deshalb werde ich mich mit der ARAC in Verbindung setzen. Ich will mir wenigstens anhören, was sie zu sagen haben.«
    Ein unangenehmes kaltes Prickeln überlief Carima. Er wollte wirklich wieder Kontakt aufnehmen mit den Leuten, vor denen er geflohen war? »Aber was ist, wenn sie dich dadurch irgendwie finden können? Ein Handy lässt sich orten.« Sie richtete sich kurz auf, obwohl dadurch ein Schwall kühler Luft unter ihre Decke drang, und kramte in der Tasche ihrer Shorts nach dem Handy. Ganz kurz schaltete sie es ein. Uff. Zehn neue Nachrichten! Sie konnte sich denken, von wem die waren. »Wir müssen uns ein öffentliches Telefon suchen – und außerdem der Presse Bescheid geben!«
    »Reichen denn unsere Beweise dafür?«
    Carima kuschelte sich wieder unter ihre Decke. So heiß es tagsüber gewesen war, so kühl war die Nachtluft. »Keine Ahnung. Immerhin, du hast mit eigenen Augen gesehen, was dort unten vorgeht. Wir müssen es auf jeden Fall probieren, die Medien einzuschalten. Und zwar bevor du mit der ARAC Kontakt aufnimmst. Sonst sind die gewarnt und können Beweise verschwinden lassen.«
    »Gut. Morgen rufen wir irgendwo an. Die New York Times oder so …«
    »Hm. Ich weiß nicht.« Carima verzog das Gesicht. »Am Telefon werden die das für einen Schülerscherz halten. Besser, wir fahren selber hin, zur Redaktion irgendeiner Zeitung. Und dann ran an die ARAC.« Beim Gedanken daran, sich mit einem ganzen Konzern anzulegen, war Carima nicht ganz wohl zumute. Es würde schon schlimm genug sein, nach dieser Flucht ihren Eltern gegenüberzutreten. »Wir schaffen das, irgendwie«, sagte sie, mehr zu sich selbst als zu Leon.
    »Wir werden viel Glück brauchen.«
    »Vielleicht reicht meins für uns beide. Ich war ein Sonntagskind. Bei uns in Deutschland sagt man, für die scheint immer die Sonne.«
    »Und, wie hat das bisher geklappt?«
    »Na ja«, sagte Carima und dann stockte sie. Genau genommen hatte sie wirklich eine Menge Glück gehabt. Sie war wieder so gut wie gesund, die Schule fiel ihr leicht, sie hatte einen lieben Vater und ein großes Zimmer in einem schönen Haus. Noch nie hatte sie sich Sorgen machen müssen, ob ihre Eltern die Miete oder das Essen bezahlen konnten, und ihre Zukunft war so gut wie gesichert, sie würde sich aussuchen können, was sie mal machen wollte. Plötzlich kam es ihr albern vor, ausgerechnet im Urlaub auf einer traumhaft schönen Insel über ihr Leben zu

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