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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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normaler Junge in irgendeiner Highschool an Land. Es ist deine Entscheidung, Leon.«
    Ein Schriftstück wurde ihm entgegengeschoben. Wie betäubt überflog Leon es. Es war eine Unterlassungserklärung. Wenn er jemals über das sprach, was er bei seiner Arbeit für die ARAC erfahren hatte, dann hatte der Konzern das Recht, ihn wegen des Verrats von Betriebsgeheimnissen auf mehrere Millionen Dollar Schadenersatz zu verklagen. Wenn er das unterschrieb, würde er niemals wieder über HotPower sprechen können, er würde den Mund halten müssen wie alle anderen.
    »Unterschreib, und du kannst zurückkehren, als wäre nichts geschehen«, sagte Tim leise. »Dann bist du weiterhin einer unserer OxySkin-Taucher. Nein, nicht einer – der beste. Fabienne hat es schon damals in dir gesehen und sie hat recht gehabt. Und niemand kann so mit Lucy umgehen wie du, das ist uns sehr wohl bewusst.«
    »In ein oder zwei Wochen können wir vielleicht auch die Benthos II wieder in Betrieb nehmen«, fügte Fabienne Rogers hinzu. »Alles wäre fast wie zuvor.«
    Am liebsten hätte Leon sich die Ohren zugehalten, den Kopf in den Armen vergraben. Er sehnte sich nach der kühlen Ruhe der Tiefe. Weit, weit weg von all dem, was in diesem Raum geschah, von diesem Chaos in seinem Kopf und seinem Herzen.
    Ein ganz normaler Junge in irgendeiner Highschool an Land …
    Weiterhin einer unserer OxySkin-Taucher … nicht einer, der beste …
    Die Benthos II wieder in Betrieb nehmen … alles wie zuvor …
    Er musste nachdenken. Doch dazu war keine Zeit, jetzt kamen die Fragen Schlag auf Schlag. »Wo ist Lucy?«
    »Wie hast du von HotPower erfahren?«
    »Wo hast du sie versteckt?«
    »Wie …«
    »Wo …«
    Leon schloss die Augen.

Schlaflos
    Ellyn kramte in der großen Segeltuchtasche mit den alten OxySkins. »Vielleicht solltest du noch mehr Ausrüstung mitnehmen. Etwas von dem alten Zeug müsste noch benutzbar sein.« Hastig suchte sie drei verschiedene Anzüge heraus und half Carima, sie in Leons Seesack zu stopfen. »Und schau mal, was heute früh geliefert worden ist!«
    Ein Fünf-Liter-Kanister mit einer bläulichen Flüssigkeit landete vor Carimas Füßen. »Der Paketbote hat ganz schön geschwitzt.« Ellyn grinste. »Aber nach den zwanzig Dollar Trinkgeld von Fränkie hat er zum Abschied dann doch nett gegrüßt.«
    Anscheinend war Jonah mit seinem Schiff tatsächlich in der Nähe gewesen, denn eine halbe Stunde später hockte Carima auf der vorderen Hälfte eines Surfbretts; hinter ihr paddelte der muskulöse Junge namens Tammo mit beiden Armen. Ihre und Leons Sachen lagen in einem Plastiksack wasserdicht verpackt zwischen ihnen. Hope paddelte auf einem zweiten Board neben ihnen, er transportierte den Kanister mit der Atemflüssigkeit.
    Mit bloßen Füßen turnten sie und der NoCom eine Strickleiter an der schwarz gestrichenen Bordwand hoch, und ein kahler älterer Mann mit einer gelben Basecap half ihnen, ihr Gepäck aufs Boot zu holen. Kurz stellte er sich ihr als Jonah Simmonds vor, dann betrachtete er Carima aus zusammengekniffenen Augen und streichelte den rot getigerten Kater, der auf der Bordwand balancierte. Carima lächelte strahlend zurück und war froh, dass Hope angeboten hatte, mitzukommen – und dass er seine Vogelspinne daheim gelassen hatte.
    »Wen sucht ihr denn jetzt?«, brummte Simmonds.
    »Sein Name ist Leon«, sagte Hope in seiner sanften Art. »Ein Freund. Er ist von der ARAC entführt worden.«
    Simmonds zog die Augenbrauen hoch. »Leon? So’n Taucher? Kenn ich. Hat mir erst das Deck vollgekotzt und dann so getan, als hätte er ’ne Botschaft von Lucy. Mochte den Kerl irgendwie, aber ich lass mich nicht gern für dumm verkaufen, er ist runtergeflogen vom Boot. Und zwar genau da, wo er hinpasste. Bei euch.«
    Carima hörte nicht mehr zu. »Lucy!«, japste sie auf und stürzte zur Bordwand. »Wenn wir Leon suchen gehen, müssen wir unbedingt Lucy mitnehmen!«
    Alle Anwesenden starrten sie verblüfft an. Hastig erklärte Carima, wer Lucy war, und der Kapitän des Bootes sah so aus, als würden ihm jeden Moment die Augäpfel rauspurzeln. »’ne Krake? Meinst du das ernst, Mädel?«
    »Ja, aber ich weiß nicht, wo sie gerade ist.« Carima starrte hilflos ins Wasser, das hier schon mindestens zwanzig Meter tief war – und längst nicht so klar wie an der Kona-Küste, sie konnte den Meeresgrund nicht sehen. Wie in aller Welt sollte sie Leons Partnerin dort finden, zwischen all diesen Lavafelsen? Außerdem kannte Lucy sie

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