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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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brachte Leon ein Grinsen zustande. »Die bekommst du jetzt. Kraken haben hervorragende Sinne – Lucy spürt solche Beben früher als eure Messinstrumente. Sie sagt mir, dass etwas kommt, und ich brauche es einfach nur an euch weiterzugeben. Ganz schön einfach, was?«
    »Hast du … kannst du …«, Tim räusperte sich, »… auch die Gedanken von Menschen lesen?«
    »Bisher nicht«, sagte Leon und zuckte die Schultern. »Aber ich hab’s auch noch nicht ernsthaft versucht.«
    Das gab ihnen den Rest. Eilig zogen sich sein Adoptivvater und die Rogers zurück, um sich zu besprechen, und dann war er endlich, endlich allein.
    Er hatte sie angelogen. Beim Abschied von Carima … da waren ihre und seine Gedanken einen Atemzug lang ineinandergeflossen, verschmolzen, sodass es nichts mehr gab, was sie trennte. Doch das ging niemanden etwas an außer Carima und ihn. Dass es dieses Mädchen überhaupt gab, dass sie ihm geholfen hatte, würde die ARAC von ihm nicht erfahren. Carima – was hätte er darum gegeben, jetzt bei ihr sein zu können! Bei ihr und bei Lucy.
    Leon streckte sich auf dem nackten Kunststoffboden aus und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, damit es nicht so unbequem war. Innerhalb von Sekunden war er eingeschlafen.
    Es war erst drei Uhr morgens, doch Carima konnte nicht mehr einschlafen. Den ganzen letzten Nachmittag war die Lovely Lucy übers Meer getuckert und bis auf ein paar Angler-Ausflugsboote und Segler hatten sie nichts gefunden, absolut nichts! Wie hatte sie jemals die bescheuerte Hoffnung haben können, Leon hier zu finden, in dieser blauen Unendlichkeit? Die Küstenwache hatte inzwischen bestätigt, dass der Hubschrauber mit Leon an Bord übers Meer geflogen war, Richtung Südosten, doch was hatte das schon zu bedeuten? Wahrscheinlich hatte er den Kurs noch ein paarmal geändert. Und die ARAC verweigerte jede Auskunft.
    Hope und der eigenartige Kapitän schliefen in der Kabine, doch dort unten war es Carima zu stickig und sie übernachtete lieber an Deck. Zum Glück hatte es aufgehört zu nieseln und mit einer Plane, einer Decke und ein paar Kissen war es halbwegs bequem. Der Sack mit der OxySkin gab ein ganz passables Kopfkissen ab, die wenigen harten Gegenstände darin waren klein und flach. Der Schiffskater Chili schmiegte sich an sie, machte es sich halb auf ihrem Arm hängend bequem und begann zu schnurren wie ein winziger Außenbordmotor.
    Carima verlor sich in Gedanken an Leon, an seine grünen Augen, die so tief waren wie das Meer selbst, an sein verlegenes, fast scheues Lächeln, die Zärtlichkeit, mit der er sie berührte. Wie schnell und entschlossen er gehandelt hatte, dort im Restaurant … Und dann war es doch schiefgegangen. Womit hatte Leon nur verdient, dass ihm das Schicksal eine Ohrfeige nach der anderen verpasste? Ob er jetzt gerade an sie dachte, sich genauso nach ihr sehnte wie sie sich nach ihm?
    Erst nach zwei Stunden dämmerte sie wieder weg und unmittelbar darauf – oder so kam es ihr jedenfalls vor – weckte sie schon wieder etwas, ein eigenartiges Schnaufen. Das war entweder ein Nilpferd mit Schnupfen … oder ein Wal! Vielleicht ein Buckelwal, von denen gab es ja angeblich so viele hier in der Gegend.
    Aufgeregt schob Carima ihre Decke beiseite, tappte zur Bordwand und versuchte, im ersten Morgenlicht irgendetwas zu erkennen. Sie sah Lucys sich langsam bewegende Arme, die sich wie Schlingpflanzen den Bug des Boots hochrankten … und im Meer einen dunklen Hügel, der sich bewegte. Der gerade wieder prustend eine ziemlich nach Fisch stinkende Atemwolke ausstieß. Hey, das war ein Pottwal, dieser eckige Kopf war unverkennbar! Es war kein besonders großes Tier, aber locker so lang wie das Boot.
    Fasziniert beobachtete Carima es … bis ein zweites, leiseres Prusten sie zusammenzucken ließ. Ein Walkalb? Nein, an der Seite des Wals tauchte eine schlanke schwarze Gestalt auf. Ein Mensch … ein Mädchen! Es trug einen Neoprenanzug, Schnorchel, Maske und Flossen. Es hielt sich eng neben dem Pottwal, ließ die Hand über seine Haut gleiten, setzte dann gleichzeitig mit ihm zum Abtauchen an.
    Auf einen Schlag wusste Carima, mit wem sie es zu tun hatte. »Billie!«

Bombenalarm
    Billie streckte den Kopf aus dem Wasser und sah sich verdutzt um, während neben ihr die riesige Fluke des Wals zwischen den Wellen verschwand. Dann spuckte sie das Mundstück des Schnorchels aus, um sprechen zu können. »Na, da beiß mich doch ’n Hammerhai … Carima?! Was machst du denn

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