Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
Vom Netzwerk:
gewesen. Die Grübelei darüber, was die leere Dose bedeuten sollte, hätte er sich sparen können. »Und dann hast du sie netterweise dort vergessen. Ohne ein Stück für mich drinzulassen.«
    Ihm fiel auf, dass Julian den Blick nicht von Carima ließ. »Ist sie nicht heiß?«, flüsterte er und zwinkerte Leon zu. »Du wirst schon sehen, bald wird sie gar nicht mehr wegwollen.«
    Nicht nur Leon hatte es gehört, auch Billie. In ihrem Gesicht passierte etwas, einen Moment lang wirkte es starr und noch ein wenig blasser als sonst. Dann straffte sie die Schultern, hob eine Augenbraue und sagte: »Was genau meinst du damit, DiMarco?«
    Vielleicht war doch etwas dran an dem Gerücht, dass sie in Julian verliebt war. Wenn sie über ihn redete, glänzten ihre Augen manchmal auf seltsame Weise.
    »Na, ich wette, die faszinierende Welt der Tiefsee wird Carima genauso wenig kaltlassen wie uns, wenn wir sie ihr erst mal richtig nahebringen«, erklärte Julian mit unschuldigem Blick. Billie tat Leon leid. Wie Julian ihm einmal ausführlich erklärt hatte, war Billie für ihn auf irgendeine Art tabu. Was vermutlich daran lag, dass sie alle drei hier auf der Station praktisch zusammen aufgewachsen waren. Seine Schwester küsst man nicht.
    »Kaltlassen ist wahrscheinlicher«, sagte Tom trocken. »Bei den zwei Grad Wassertemperatur, die wir hier zu bieten haben.«
    Und dann hielten sie alle vier den Mund, weil Carima gerade auf ihren Tisch zusteuerte.
    Carima aß alles auf. Auch, weil die anderen sie beobachteten. Das Essen schmeckte nicht so schlimm, wie es aussah. Und die Kantine ihrer Ganztagsschule härtete einen in solchen Dingen enorm ab. Fleisch und Fisch gab es dort nur selten, dafür immer häufiger ein Zeug namens Deeleit, so eine Art künstliches Fleisch. Das Zeug kam ursprünglich aus Asien und war jetzt auch in Deutschland ein echter Renner – offiziell deshalb, weil es gut schmeckte und kein Tier dafür sterben musste. In Wirklichkeit wohl eher, weil es so billig war.
    »Sagt mal, diese Fotos in meiner Kabine … dieser angebliche Dumbo-Tintenfisch«, meinte Carima zwischen zwei Bissen. »Den gibt es nicht wirklich, oder?«
    »Klar gibt’s den«, sagte der sommersprossige, rothaarige Junge, dessen Namen Carima gerade vergessen hatte. »Ich habe neulich mal wieder einen trompeten hören, das machen sie ständig. Und die Biester nerven auch echt, weil sie Taucher hassen. Sie pirschen sich von hinten an dich an, spucken dir Tinte ins Gesicht und tröten dir ins Ohr.«
    Carima beobachtete den Jungen genau, während er redete, doch er verzog keine Miene und schien es völlig ernst zu meinen. »Echt, das machen sie?«
    »Ja, klar, nicht nur Tom hat so was erlebt. Meine ganze OxySkin war voll Tinte«, erzählte Billie empört. »Ich musste sie dreimal durch die Waschmaschine schicken.«
    Jetzt legte auch Julian noch eins drauf. »Und du solltest mal sehen, was los ist, wenn Dumbos sich paaren. Die wühlen den Grund so auf, dass du’s noch in einer Meile Entfernung siehst.«
    »Hey, jetzt sag bloß, du hast das alles nicht gewusst? Was lernt ihr eigentlich in der Schule?« Tom schüttelte tadelnd den Kopf und Carima kam sich langsam ziemlich dämlich vor. Ja, wieso eigentlich hatte sie sich nicht mal die Mühe gemacht, sich ein bisschen über die Tiefsee schlauzumachen, bevor sie hierhergekommen war? Nur, weil der ganze Ausflug eine Idee ihrer Mutter gewesen war?
    »Vielleicht hat sie einfach in der Schule nicht aufgepasst«, schob Billie nach, es klang hämisch.
    Der andere junge Taucher, auf dessen Overall der Name Redway eingestickt war, hatte schweigend und mit gesenktem Blick gegessen. Seinen Vornamen hatte Carima nicht vergessen: Leon. Jetzt blickte er auf und wandte sich an Carima. »Das brauchst du alles nicht zu glauben«, sagte er zu ihr und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Es gibt Dumbo-Tintenfische wirklich, aber sie sitzen meistens auf dem Grund herum und machen gar nichts. Wenn sie sich mal bewegen, dann drehen und wenden sie sich ewig, bis sie losschwimmen. Die Dinger, die bei ihnen wie Ohren aussehen, sind ganz einfach Flossen. Und das alles gehört echt nicht zur Allgemeinbildung.«
    Carima warf Leon einen dankbaren Blick zu. Währenddessen freuten sich die anderen über ihren gelungenen Witz. Billie prustete vor lauter Lachen ein paar Fischstückchen auf den Tisch. »Wenn wir unsere OxySkins wirklich in die Waschmaschine stecken würden, dann würde Louie, der Anzugtechniker, uns umbringen «,

Weitere Kostenlose Bücher