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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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keuchte sie, als sie sich wieder erholt hatte. »Die Dinger werden von mikroskopisch kleinen, sich selbst organisierenden Bauteilen geschaffen. In einem Stück, ohne Nähte. Ist alles Nanotechnologie. Von der hast du bestimmt schon mal gehört.«
    Carima nickte stumm. Billie konnte ganz schön besserwisserisch sein, aber okay, vielleicht wäre es an Land umgekehrt gewesen.
    Ein Mann trat an ihren Tisch und von einem Moment auf den anderen war es vorbei mit der Heiterkeit. Wieder so ein abrupter Stimmungswechsel. Neugierig musterte Carima den Neuankömmling. Es war ein breitschultriger junger Mann mit raspelkurzen Haaren, fast militärisch-straffer Haltung und entschiedenem Blick. »Das war eine gute Erklärung, Billie«, sagte er freundlich. »Und warum habe ich dann gerade eine Mitteilung bekommen, dass du bei deinem Chemie-Aufbaukurs nur fünf Punkte erzielt hast?«
    »Ich geb mir Mühe, okay?«, sagte Billie verlegen. »Aber Shola war schwierig in letzter Zeit, und ich fand es einfach wichtiger, mich um sie zu kümmern. Sie kann das Hol-Gegenstand-Kommando jetzt schon sehr gut.«
    »Das ist Ellard, unser Ausbilder«, flüsterte Julian Carima ins Ohr. Prompt wandte sich der Blick des Mannes ihm zu. »Und von dir, Julian, ist schon seit längerer Zeit ein Aufsatz über den Großen Pazifischen Müllstrudel fällig. Bis heute Abend möchte ich den in meinem Postfach haben.«
    »Ja, Sir. Aber wir haben doch heute Training, oder?«
    »Natürlich. Und?«
    Als Ellard weg war, ächzte Julian: »Mann, diesen Aufsatz hab ich völlig vergessen. Billie, hilfst du mir? Sonst krieg ich das Ding nie rechtzeitig fertig.«
    »Na klar. Wie immer.« Plötzlich blickten Billies blaue Augen kühl. »Ich habe gerade einen Artikel für die Sunday Post über genau dieses Thema geschrieben – wenn du den ein bisschen umstrickst und schlechter machst, glaubt dir Ellard vielleicht, dass er von dir ist.«
    »Äh, ja.« Julian sah zu Carima hinüber und zog eine Grimasse. Carima lächelte aufmunternd zurück. »Pazifischer Müllstrudel? Ist das auch ein Witz?«
    »Leider nein«, antwortete Billie. »Drei Millionen Tonnen Plastikmüll, die zwischen Kalifornien und Hawaii in kreisenden Meeresströmungen Karussell fahren – wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit. Ein dichter Teppich, der inzwischen so groß ist wie Mitteleuropa. Ein schönes Beispiel dafür, was wir Menschen mit dem Meer machen.«
    Carima war sprachlos. Und auch Leon sagte nichts mehr und stand auf, um seinen Teller wegzubringen.
    »Immerhin hat das Tauchverbot den Vorteil, dass du mal wieder am Training teilnehmen kannst«, meinte Julian zu ihm.
    Fragend blickte Carima zu Leon hoch. Der junge Taucher sah verlegen aus. »Ihr wisst, dass ich immer mitmache, wenn ich gerade Zeit habe.«
    »Schon gut«, meinte Billie. Als Leon verschwunden war, wandte sie sich wieder Carima zu. »Er ist in einer ganz anderen Liga als wir. Wenn’s um das Meer geht, kann ihm kaum jemand an Bord noch was beibringen. Und wie er mit Lucy zusammenarbeitet … das ist einfach unglaublich. Sie scheinen sich instinktiv zu verstehen. Die beiden haben mehr Bodenschätze gefunden als wir alle zusammen.«
    »Ich habe aber schon zwei neue Tierarten entdeckt«, trumpfte Tom auf, während die anderen sich erhoben und begannen, den Tisch abzuräumen.
    Carima wollte gerade anfangen zu staunen, als Julian seufzte und sagte: »Ja, das ist schön, Tom. Aber Leon ist, soweit ich mich erinnere, schon bei dreißig.«
    Lucy wusste noch nichts von dem Tauchverbot. Leon traf sich am großen Sichtfenster bei der Hauptschleuse mit ihr, hier kam nicht so oft jemand vorbei. Sofort schwamm Lucy mit eleganten Bewegungen auf ihn zu und heftete sich mit Dutzenden von Saugnäpfen zugleich an der Scheibe fest. Die Unterseite ihres Körpers hatte eine zart rosaweiße Farbe. Leon sah, dass sich an einigen ihrer Saugnäpfe gerade die Haut erneuerte, die alte Oberfläche fiel in durchsichtigen Schichten ab.
    Ich darf nicht mehr ins Meer , teilte Leon ihr halb niedergeschlagen, halb wütend mit. Sie machen sich Sorgen wegen dem, was beim Canyon passiert ist.
    Ihre Enttäuschung durchdrang seine Gedanken, vermischte sich mit seinen eigenen Gefühlen und verstärkte sie noch, bis er den Tränen nahe war. Das war der Nachteil an ihrem engen Kontakt. Leon war froh, als Lucy das Thema wechselte.
    Gut gefressen? Meine Krebse sind schmacklich.
    Leon musste lächeln. Ja, ich habe gut gefressen. Ich glaube, es war Leuchtsardine.
    Mmmh , schickte

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