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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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…«
    »Und violett?«, fragte Carima, unwillkürlich hatte sie die Stimme gesenkt. Ihr Tee war kalt geworden und sie stellte ihre Tasse irgendwo ab.
    »So gut wie kein Sauerstoff. Eine Todeszone. Dort lebt nichts mehr.«
    »Das heißt, dieser große violette Bereich da …?« Leons Stimme – er war aus der Schleuse zurückgekommen. Carima drehte sich nicht zu ihm um. Es war nicht nötig, sie spürte ihn auch so neben sich.
    »Der Rand des Kohala Canyons«, sagte Kovaleinen zu ihm. »Wärt ihr tiefer in diese Zone hineingeraten, hätten wir dich und Lucy nie wiedergesehen, Leon.« Sein Zeigefinger fuhr die Umrisse des Gebiets nach. »Nun wissen wir wenigstens, wo die Grenzen verlaufen.«
    Jetzt sah Carima Leon doch von der Seite an, sie wollte sehen, wie er reagierte. Er nickte einfach, nachdenklich ruhte sein Blick auf dem Bildschirm. Er wirkte ruhig, völlig beherrscht … und erwachsen auf eine Art, wie ihre Klassenkameraden es noch längst nicht waren. Im Licht der Monitore sah sein blasses Gesicht scharf geschnitten und eckig aus. »Gut«, sagte Leon. »Dann spricht ja nichts mehr dagegen, dass ich wieder mit der OxySkin ins Meer kann.«
    Carima schüttelte ungläubig den Kopf. Es war nicht zu leugnen – dieser Kerl war total irre! Machte es irgendwie süchtig, Flüssigkeit zu atmen?
    »Halb so schlimm, die ganze Sache – Sauerstoff ist ja nicht alles, wir können die Mangankrusten, die Leon und Lucy gefunden haben, mithilfe von Robotern abbauen«, meinte Urs, doch niemand ging darauf ein.
    Als weitere Daten von den Gleitern eintrafen und sich eine Karte nach der anderen auf dem Bildschirm aufbaute, verstummte auch Urs und starrte mit ungläubigem Staunen auf die Messwerte. Nicht nur rund um den Kohala Canyon, auch auf anderen Karten fanden sich violette Flecken. Es war ein unheimlicher Anblick. Leise sprach Kovaleinen über die Ultraschall-Verbindung mit der Oberfläche und begann dann, die Daten an die ARAC und andere Forscherkollegen weiterzuleiten. Im Hintergrund diskutierten die anderen Besatzungsmitglieder, und Begriffe, die Carima noch nie gehört hatte, flogen hin und her.
    »Was geschieht dort unten?«, fragte Billie nervös.
    »Eins ist klar, diese Todeszonen sind der Grund, warum zurzeit immer wieder Tiere aus der Tiefsee im Flachwasser auftauchen«, sagte ein vierschrötiger Mann, an dessen Overall der Name McCraddy stand.
    »Tja.« Greta Halvorsens Stimme klang milde sarkastisch. »Damit sind wir aber noch nicht viel schlauer. Jetzt sollten wir möglichst flink herausfinden, warum es diese Todeszonen überhaupt …«
    Ganz plötzlich hob Leon die Hand, sein Gesicht war angespannt. Einen Moment lang schien er in sich hineinzu-lauschen. Greta unterbrach sich und auch die Diskussionen auf der Brücke und in der Messe verstummten. Jetzt war es völlig still auf der Station, bis auf das Flüstern der Klimaanlage.
    »Da kommt was auf uns zu«, sagte Leon knapp, ging mit schnellen Schritten zu einer Konsole und sagte zu Kovaleinen: »Besser, Sie lassen alle Schotten in der Station schließen, Sir.«
    Verständnislos glotzte Carima ihn an. Doch Kovaleinen reagierte sofort. Schon war er bei einem der Bedienpulte, seine Finger huschten über die Tastatur. »Reaktor-Notabschaltung ist eingeleitet«, meldete eine mechanische Stimme. »Schotten dicht in Modul 1 … in Modul 2 … in Modul 3 …«
    Eine dicke matt glänzende Metallbarriere schob sich vor die drei Zugänge der Brücke, riegelte sie vom Rest der Station ab. Wie unheimlich – jetzt waren sie hier drin eingesperrt. Carima musterte die Konsole, auf die Leon sich konzentrierte, genauer. Gerade begann dort auf einem Messinstrument ein roter Balken zu tanzen. Was bedeutete das? Carima öffnete den Mund, um jemanden zu fragen – doch dann fiel ihr Blick auf die Teetasse, die sie gleichgültig auf einem der Tische abgestellt hatte, und ein eisiger Schreck durchfuhr sie. Auf der Oberfläche des Tees formte sich ein Wellenring, so als habe jemand ein Steinchen in die Tasse geworfen. Da! Schon wieder kräuselte sich der Tee.
    Und dann spürte Carima es selbst. Die ganze Station vibrierte. Schwach drang aus der Küche das Geräusch von klappernden Tellern herüber, das Geschirr tanzte in den Schränken!
    »Ein Seebeben?«, entfuhr es Carima und Julian nickte beklommen.
    »So ist es – Stärke 3,8 bisher«, stellte Matti Kovaleinen fest, seine Stimme klang wachsam. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf die Konsole.
    »Schotten dicht in Modul 4

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