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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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sich sanft und lautlos mischten.
    So geht es nicht weiter. Ich schaffe es nicht mehr, auf diesem Schiff zu hocken und einfach nichts zu tun.
    Kopfbauchgrimmen hast du, ich merke schon …
    Ja. Auf irgendeine Art ist die Tiefsee das Problem, und es klingt vielleicht albern, aber ich fühle mich schuldig deswegen. Es gibt niemanden, dem die Tiefsee so sehr gehört wie mir. Sie ist mein Revier, verstehst du?
    Es ist ein vielgroßes Revier. Aber ich verstehe. Dein Meer soll nicht mehr anderen wehtun.
    Lucy, würdest du mitkommen, wenn ich nachsehen gehe, was in meinem Revier nicht stimmt?
    Mein Freund, es ist nicht DEIN Revier, UNSERES ist es. Ja, ja, ich komme mit. Schwimm nicht ohne mich!
    Am nächsten Morgen, noch vor dem Frühstück, bat Leon Ellard über die Ultraschall-Verbindung um seine Erlaubnis zu einem kurzen Freiwassertraining mit Lucy. Sie wurde erteilt.
    Ellard hatte natürlich keine Ahnung, dass Leon nicht vorhatte, zurückzukehren.
    Es würde keine sehr spannende Brückenwache werden. Laut Fahrtprogramm war lediglich das Aussetzen eines weiteren wissenschaftlichen Instruments dran, aber sonst nicht viel. Alvarez überprüfte, was es auf dem Radar zu sehen gab, und warf einen kritischen Blick aus den großen Fensterscheiben der Brücke, die den Blick auf das blaugraue Meer um sie herum freigaben. Dann trug er in seiner präzisen, ordentlichen Handschrift die neusten Wetterdaten und die aktuelle Position ins Bordtagebuch ein.
    Es war noch etwas Zeit, bevor das Gerät ausgesetzt werden sollte, und Alberto erlaubte sich einen kleinen Tagtraum. Wahrscheinlich würde er nie imstande sein, sich eine Luxusjacht zu leisten, doch im Geiste hatte er schon längst Schiffstyp und Ausstattung ausgewählt und begonnen, die Jacht einzurichten. Ein Whirlpool musste unbedingt sein, natürlich eine voll ausgestattete Bar und hm, vielleicht ein Schießstand …
    Doch diesmal kam sein Tagtraum nicht so richtig in Gang. Schuld war die in ihm schwelende Wut über diesen schlaksigen jungen Taucher, Leon Redway. Unfassbar, wie der Kerl ihn angebrüllt hatte, und noch schlimmer war gewesen, wie Redway das anschließende Donnerwetter weggesteckt hatte. Völlig gleichgültig! Natürlich hatte Alberto den Vorfall an Kapitänin Katharina Lorenz gemeldet. Dass sie die Angelegenheit mit einem Schulterzucken und einer Mitteilung an Redways Adoptivvater abgetan hatte, war seiner Laune allerdings nicht förderlich gewesen. Nicht zum ersten Mal bedauerte Alvarez, dass er nicht länger Leutnant der argentinischen Marine war – auf einem Schiff der Marine wäre ein solches Verhalten nicht einfach so durchgegangen! Es hätte Konsequenzen gehabt, echte Konsequenzen!
    Es war Zeit, das Gerät auszusetzen. Mit einem Seufzer verabschiedete sich Alberto von allen ablenkenden Gedanken, stoppte die Thetys und programmierte das vollautomatische Positionierungssystem. Jetzt würde die Computersteuerung das Schiff metergenau auf der richtigen Stelle über Grund halten, besser als jeder Mensch das vermochte.
    »Das Schiff ist auf Station«, gab Alvarez dem Windenfahrer durch. »Gerät zu Wasser!«
    Schon jetzt war er ein Verräter, es wusste nur noch niemand.
    Mit andächtigen Bewegungen streifte sich Leon die OxySkin über, prüfte alle Systeme und stellte sicher, dass die Batterie des Werkzeuggürtels voll geladen war. Viel Strom brauchte er unter Wasser nicht, nur ein wenig für seine Lampen, das DivePad und die Ultraschall-Sprechverbindung. Theoretisch hielt eine Batterie vier Tage im Dauerbetrieb durch, und es war völlig albern, schon nach ein paar Stunden wieder aus dem Meer zurückzukehren. Er hatte vor, diesmal weitaus länger unten zu bleiben. Vor den Tentakeln der giftigen Quallen hatte Leon keine Angst, ihre Nesselkapseln konnten seine OxySkin nicht durchdringen. Er war weitaus besser geschützt als ein gewöhnlicher Schwimmer oder Taucher, da die Anzughaut sogar sein Gesicht bedeckte.
    Lucy wartete ungeduldig in ihrem Becken. Sobald er bereit war, würde sie herausklettern und zur OceanPartner-Schleuse im Rumpf der Thetys kriechen. Den Peilsender, der in die Haut ihres Mantels implantiert worden war, hatte Leon mit dem Laser, der zur ärztlichen Ausrüstung des OceanPartner-Raumes gehörte, mattgesetzt. Leons Rachenspray war ein lokales Betäubungsmittel und ließ sich wunderbar zweckentfremden, damit Lucy nichts von der kleinen Operation spürte.
    Leon berührte noch einmal das zu einem winzigen Viereck zusammengefaltete Blatt Papier, das

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