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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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er aus dem Ordner in Montesquieus Büro mitgenommen und nun in einer wasserdichten Tasche seines Werkzeuggürtels untergebracht hatte. Irgendwann würde er herausfinden, was die Zahlen und Daten darauf bedeuteten, und bis dahin würde ihn dieses Ding begleiten, wohin auch immer er unterwegs war.
    Jetzt war er so weit, er konnte den Anzug über seinem Gesicht versiegeln. Er hatte sich das Spray verabreicht, die Atemflüssigkeit war vorgewärmt und mit Sauerstoff angereichert, er konnte sofort beginnen, den Anzug damit zu fluten. Doch Leon zögerte, die Hand schon erhoben, und all seine Bedenken und Schuldgefühle überfielen ihn aus dem Hinterhalt, stachen auf ihn ein wie tausend Nadeln. Wie würde Tim reagieren, dass Leon sich absetzte, konnte er seinem Adoptivvater das wirklich antun? Was würden Kovaleinen und Ellard von ihm denken, würde die ARAC ihn entlassen?
    Egal. Das musste jetzt egal sein. Und was hatte er denn noch zu verlieren?
    Leon hob die Hände, um den Anzug über seinem Gesicht zu verschweißen … und zuckte zusammen, als jemand den OceanPartner-Raum betrat. Es waren einer der Biologen, die er am ersten Tag hinausgeworfen hatte, eine junge Forscherin … und Francis Montesquieu. Verdammt – wenn er ein paar Minuten früher fertig gewesen wäre, hätten die nicht mal mehr seine Flossenspitze oder einen von Lucys Saugnäpfen zu sehen bekommen! Warum war Montesquieu dabei, hatte er doch irgendwie gemerkt, dass sie in seinem Büro gewesen waren? Hatten er und seine Kollegen womöglich Verdacht geschöpft, ahnten sie, dass er und Lucy fliehen wollten? Vielleicht, weil Lucys Peilsender nicht mehr funktionierte.
    Was wollen die? Alarmiert verzog sich Lucy.
    Leon presste die Lippen zusammen. Ich glaube, das werden wir gleich rausfinden .
    Montesquieu sagte nichts, stattdessen ergriff der Biologe, auf dessen Namensschild Mattern stand, das Wort. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie einen Tauchgang geplant haben, Redway«, sagte er, ohne sich mit Nebensächlichkeiten wie einer Begrüßung aufzuhalten. »Doch um es gleich zu sagen, das Tier können Sie nicht mitnehmen.«
    »Wieso das?« Erschrocken ließ Leon die Hand mit dem Versiegler sinken. Einen Moment lang dachte er nur an Flucht, doch seinen Anzug bereit zu machen dauerte noch mindestens eine Minute und auch Lucy würde es nicht schnell genug bis zur Schleuse schaffen…
    »Wir brauchen es noch für Untersuchungen. Es muss auf dem Schiff bleiben, das ist ein direkter Befehl von Fabienne Rogers.«
    »Was für Untersuchungen?«, fragte Leon misstrauisch. Seit er die Mail von Greta Halvorsen gelesen hatte, war er nicht mehr bereit, irgendwelche Experimente an Lucy zuzulassen. Die Frage war nur, ob es in seiner Macht stand, sie zu verhindern, wenn er und seine Partnerin weiterhin auf der Thetys blieben.
    Der Mann ging nicht einmal auf seine Frage ein. »Sie können jetzt gerne von Bord gehen, Redway.«
    »Danke, das ist nett. Aber falls Sie es noch nicht wussten, diese Krake braucht Freiwassertraining, um in dem kahlen Becken nicht vor Langeweile einzugehen!« Leon staunte über sich selbst. So schlagfertig kannte er sich gar nicht.
    Die junge Frau war offensichtlich erschrocken über seine Worte, doch der Biologe schien abgebrühter, sein Gesichtsausdruck veränderte sich kaum. »Wenn das Becken zu leer ist, lassen wir ein paar Felsen und Algen herschaffen. Auch lebende Beute lässt sich arrangieren. Wenn Sie noch weitere Wünsche haben, dann wenden Sie sich einfach an mich. Johannes Mattern, Kabine 4020.«
    Ungläubig sah Leon, dass die junge Frau einen Stuhl dabeihatte – jetzt klappte sie ihn seelenruhig auf und machte es sich mit einem dieser neuen, wasserdichten Holo-Laptops neben dem Becken bequem. Bevor Leon fragen konnte, was das sollte, sagte Montesquieu: »Zu Forschungszwecken werden wir das Habitat ab jetzt durchgehend beobachten. Natürlich können wir Sie auch gerne bei Ihren Aufgaben unterstützen und zum Beispiel eine Fütterung oder die Reinigung des Beckens übernehmen.«
    »Danke, nicht nötig«, sagte Leon wütend. Jetzt war die junge Frau auch noch dabei, in einer Ecke des Raumes eine Webcam anzubringen. Meinten die das ernst?
    Und das Schlimmste war: Er hatte keine Chance, sich gegen diese Typen durchzusetzen – nicht, wenn sie direkte Anweisungen von Fabienne Rogers hatten. Dann brachte es auch nichts, bei Tim zu protestieren.
    Die überwachen dich ab jetzt den ganzen Tag über , berichtete er Lucy bitter. Wir kommen nicht

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