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Ruf der Toten

Ruf der Toten

Titel: Ruf der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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längst vergessener Holzmanufakturen. Das rote Licht ließ ihn mit der Tapete verschmelzen und verlieh ihm sogar Eleganz.
    Das Schlafzimmer alleine war schon beeindruckend. Mit dem Wohnzimmer, der Küche und dem Badezimmer war Chris’ Wohnung deutlich größer als seine eigene. Ihr Vater war Filialleiter eines Discounters, ihre Mutter Angestellte einer Versicherung, beide griffen ihrer Tochter während des Studiums finanziell unter die Arme. Für einen Augenblick hasste er sie für all das, was sie hatte und er nie besitzen würde – der Kleiderschrank, die geräumige Wohnung, ihr Zuhause, ihre Eltern, ihr Bruder, die Familie, deren Aufmerksamkeit und Liebe. Der Moment verflog, doch der schale Geschmack blieb. »Entschuldige, ich weiß nicht, was mit mir los ist.«
    Sie streichelte ihn. »Es ist okay.«
    Ihre Hand schlüpfte in seine Unterhose.
    »Chris!«, wehrte er sich. Nach Sex stand ihm gerade überhaupt nicht der Sinn. Rabea hob ihr Köpfchen, beschwerte sich miauend über das Rascheln unter der Decke.
    Chris ließ nicht locker. »Entspann dich!«
    Ihre Finger umschlossen sein Glied, und er stellte überrascht fest, dass es bereits unter ihrem festen reibenden Griff anschwoll. Widerstreitende Gefühle tobten in ihm. Es war das Entsetzen, das ihn gefangen hielt. Und es war die Lust, die plötzlich aufbegehrte. Aber die Leidenschaft war anders als sonst. Sie war rudimentärer, aggressiver, als würde etwas ihrer Entfaltung im Wege stehen. Geistesabwesend nahm er eine ihrer Brüste in die Hand und rieb sie. Die andere Hand fuhr wie von selbst unter den Bund ihres Slips und tauchte in die warme Feuchtigkeit. Ihr Atem ging schneller.
    »Philip«, keuchte sie zustimmend und ihre Zunge suchte seine Lippen. Rabea schüttelte sich und suchte das Weite.
    Jetzt wollte er sie. Sein Griff wurde forscher. Sie stöhnte auf. Seine Bewegungen wurden drängender. Ihr Slip gab nach und riss.
    »Philip«, sie kicherte über seine ungestümen Bewegungen.
    Dann kniffen seine Nägel in ihre Brüste, und immer mehr Finger drängten sich in ihre Scham, bis er beinahe die ganze Hand darin versenkte. Er wollte sie ficken. Er wollte es richtig. Und er wollte es hart.
    »Philip, du tust mir weh!«
    Aber genau das wollte er, ihr Schmerzen zufügen. Er wollte, dass sie litt. Dass sie all das fühlte, was er seit zwei Tagen spürte. Er kam sich vor wie ein Tier, das getrieben von einem unsichtbaren Jäger über die Prärie rannte, kämpfend um das nackte Überleben.
    »Ich fick dich!«, flüsterte er in ihr Ohr.
    »Philip, bitte«, rief sie, und in ihrer Stimme lag plötzlich keine Leidenschaft mehr, sondern Furcht.
    Er nahm die Veränderung nicht wahr. Er sah auch nicht die Panik, die in ihren Augen flackerte. Dazu reichten die roten Alarmlichter auf dem Hochhaus nicht. Doch selbst wenn es hell gewesen wäre, das animalische Feuer, das in seinen Lenden brannte, raubte ihm die Sicht. In diesem Augenblick glaubte er, die lodernde Verzweiflung in sich nur löschen zu können, indem er seine Freundin nahm und ihr alles gab, was er besaß – Furcht, Wut, Verzweiflung. Hass. Gewalt.
    Er wälzte sich auf sie, zwang ihre Beine auseinander und drängte seinen steifen Schwanz in sie. Sie schrie auf, als er die Scheide nicht beim ersten Stoß fand und stattdessen gegen ihre Schamlippen stieß. Beim zweiten Mal landete er in ihr und sein Becken klatschte gegen ihre Hüfte.
    »Ich fick dich«, röchelte er, und seine Zähne verbissen sich in ihr Ohr. »Ich fick dich, wie du noch nie gefickt worden bist.«
    »Philip«, sie wehrte sich. Tränen brannten in ihren Augen. »Philip, du tust… du tust mir weh!«
    Ihre Stimme verhallte ohne Wirkung in der Dunkelheit. Seine Finger gruben sich in ihren Po, kneteten das Fleisch, als sei es Teig, der in Form gebracht werden musste. Seine Nägel hinterließen wie Krallen tiefe Striemen.
    Er spürte, wie sie unter ihm verkrampfte, wie ihre Arme sich gegen seine Brust pressten, ihr Schoß sich gegen seine Stöße sträubte. Das konnte er nicht zulassen. Der Wunsch, sich in sie zu versenken, wurde übermächtig. Tiefer, heftiger, er wollte, dass sie schrie und brüllte und weinte und darum flehte, er solle aufhören. So wie er wollte, dass alles ein Ende hatte. Endlich. Jetzt.
    Er ergoss sich in ihr, und mit dem Orgasmus fiel auch die Lust von ihm ab. Die Verzweiflung blieb, schlug ihm mit neuer Wucht ins Gesicht, wie ein kalter Lappen. Als ihr leises Schluchzen zu ihm durchdrang, begriff er, was er eben getan

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