Ruf der Vergangenheit
sie auch nicht fähig gewesen. Danach zog Dev sie wieder ins Schlafzimmer und rieb erst sie und dann sich selbst trocken; Katya konnte sich kaum aufrecht halten.
Als ihre Knie nachgaben, ließ er das Handtuch fallen und fing sie auf. „Wenn wir das noch einmal machen“, murmelte er, „werde ich nicht mehr lange genug leben, um jemandem davon zu erzählen.“
Sie legte den Kopf lächelnd an seinen feuchten Hals, ließ sich von ihm ins Bett tragen und auf die zerwühlten Laken legen. „Ich bin so müde.“
„Ja, ein Nickerchen wäre nicht schlecht“, sagte er gähnend. „Letzte Nacht haben wir auch nicht mehr als drei Stunden geschlafen.“
Er zog die Decke über sie beide, und sie schloss die Augen. Zufrieden und körperlich völlig erledigt versuchte sie sich zu erinnern, was sie tun musste. Weggehen. Ja, das musste sein.
Aber dann legte Dev den Arm um ihre Taille und zog sie an sich, und sie gab dem egoistischen Gefühl in sich nach, das noch einen Augenblick auskosten wollte, noch eine Minute, eine Stunde mit ihm. Ich gehe, wenn er schläft, versprach sie sich und bemerkte nicht, dass sie in eine traumlose Leere glitt.
Dev sah, dass Katya aufstand, und wartete im halbwachen Zustand auf ihre Rückkehr aus dem Bad. Zu viel Zeit verging, ehe er wahrnahm, dass kein Wasser lief und auch sonst kein Geräusch zu hören war. „Katya?“
Als er die Augen aufschlug, kam sie gerade ins Zimmer gerannt, die aufgehende Sonne glitzerte auf der tödlichen Schneide des Messers in ihrer Hand. Schlagartig war er hellwach. Katya hob das Messer über den Kopf, instinktiv wollte er sich zur Seite rollen, aber etwas hielt ihn zurück. Der Winkel, in dem sie die Waffe hielt, stimmte nicht – „Katya!“
Blut spritzte hoch, als sie sich das Messer in den Oberschenkel rammte und mit einem Schrei zu Boden fiel.
Bevor er überhaupt bemerkte, dass er sich bewegt hatte, war er schon an ihrer Seite, sein Herz hämmerte, Adrenalin pumpte durch seinen Körper. „Verdammt noch mal. Baby.“ Scharf und wütend platzte es aus ihm heraus, als er das Licht einschaltete und sich die Wunde genau ansah, wobei er versuchte, sich nicht durch ihr Stöhnen von dem abbringen zu lassen, was getan werden musste.
Den eigenen wütenden Wortschwall konnte er allerdings nicht aufhalten. „Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht? Du hättest eine Arterie treffen könne.“ Und, verdammt noch mal, war er glücklich, dass das nicht der Fall war. Doch die Klinge war tief eingedrungen. „Wenn du dich umbringen willst, sag mir Bescheid. Ich erledige das für dich.“
Er hielt ihr Bein fest, während er aus einer Kommode ein altes, aber sauberes Hemd zog. „Lass das“, blaffte er sie an, als sie das Messer herausziehen wollte. Ihr lautloses Weinen fachte seinen Beschützerinstinkt nur noch mehr an. Er zerriss das Hemd und drückte die Fetzen fest auf die Wunde – immer am Rand der Schneide, die in ihrem Bein steckte, während Katya schluchzte. „Mit der richtigen Behandlung wird das schnell verheilen, obwohl ich nicht übel Lust hätte, dich selbst zusammenzuflicken. Wie kann man nur so dumm –“
„Dev.“ Ihre Fingerspitzen suchten sein trotzig vorgeschobenes Kinn. Tränenfeuchte Augen sahen ihn an. „Ich wollte dich töten.“
„Und warum steckt das Messer jetzt in deinem Oberschenkel?“ Ihre Haut fühlte sich so zart und verletzlich an. „Rede endlich.“
Sie blinzelte. „Ich konnte das Messer einfach nicht fallen lassen.“ Sie hob die Hand an den Mund, als würde sie sich schämen.
Er griff nach ihrem Kinn. „Das nächste Mal rufst du mich. Oder schrei einfach. Aber stich dich nicht selbst.“
„Ich konnte nicht –“
„Konntest du wohl“, sagte er hart. „Wenn du stark genug bist, das Messer gegen dich selbst zu richten, kannst du auch Bescheid sagen, dass etwas nicht stimmt.“ Mit einer Hand übte er weiter Druck auf ihren Oberschenkel aus, mit der anderen zog er ihre Hand weg, mit der sie die blutende Nase verdeckte. „Wie schlimm ist es?“
„Nicht sehr.“ Sie wollte den Kopf abwenden, aber er zwang sie, ihn anzusehen, und wischte das Blut mit einem Stück Stoff fort.
Ihre Wangen glühten. „Das kann ich selbst machen.“
Diese ganz normale Reaktion überzeugte ihn, dass sie nicht log in Bezug auf die Konsequenzen des Kampfes gegen die Programmierung. „Schon gut.“ Seine Stimme war immer noch so rau wie Sandpapier, sie zuckte zusammen, und er wusste, dass es nicht an den Schmerzen lag. Er legte das Tuch
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