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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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hörte, bevor sie bewusstlos wurde, war ihr eigener schriller Schrei.
    „Was ist passiert?“, fragte Katya Dev Stunden später, als sie in einem Bett im Krankenhaus erwachte.
    Devs Wangenknochen zeichneten sich scharf unter der straff gespannten Haut ab, er griff nach ihrer Hand. „Glen nimmt an, dass dein Nervensystem kollabiert ist und du kurz die Kontrolle über deine motorischen Fähigkeiten verloren hast.“ Seine Stimme klang rau vor Zorn.
    „Das Ende rückt immer näher.“ Selbst wenn Ming ihnen den Schlüssel gäbe und selbst wenn man damit den Schild entfernen könnte und sich wie durch ein Wunder die Klammern in ihrem Kopf lösten, würde sich das geschädigte Gewebe nicht wieder regenerieren. „Das ist noch nicht alles, nicht wahr?“
    Er fluchte. Aber er ließ ihre Hand nicht los, und sie hielt sich daran fest. „Wir haben dein Gehirn durchleuchtet. Einige Teile sind bereits dauerhaft geschädigt. Du wirst immer Schwierigkeiten mit deinem Gedächtnis und der Feinmotorik haben.“
    Das erklärte, warum ihre Finger nicht mehr richtig zugriffen und sich anders anfühlten. Wut wollte sich in ihr ausbreiten, aber dagegen sträubte sie sich, denn dann würde sie nur noch aus Wut bestehen. Und sie liebte diesen Mann zu sehr, um ihre Zeit mit sinnlosem Aufbegehren zu vergeuden. „Willst du dir die Sache mit Ming nicht noch einmal überlegen?“ Falls Dev starb … nein, sie würde dafür sorgen, dass es nicht dazu kam.
    „Sicher nicht.“
    „Dann lass uns das Spiel beginnen.“

 
    49
    Judd schlüpfte ungesehen in das Zimmer des Jungen. Der Kleine starrte ihn mit großen Augen an, als er zwanzig Minuten, nachdem die Eltern sich zu Bett begeben hatten, aus dem Schatten trat. Wenn Judds Informationen stimmten, würden sie in spätestens einer Stunde nach ihrem Sohn sehen.
    „Kommst du mich holen?“ Der Junge klang sowohl verängstigt als auch eigenartig froh.
    Judd verstand ihn – wie seine Eltern ihn nie verstehen würden. „Nein. Ich bin hier, um zu sehen, ob ich dir helfen kann.“
    „Das kannst du nicht. Ich bin ein Monster.“ Eine Träne rollte über seine Wange, und der Junge wischte sie mit einer ärgerlichen Handbewegung fort. „Ich habe Spot wehgetan.“
    Judd setzte sich neben den Kleinen auf das Bett. „Ich muss dich mal eben anfassen.“ Er musste telepathisch sehr sanft vorgehen. Wenn er die falschen Punkte traf, würde der Junge sich wehren. Judds Schilde waren zwar fest und undurchdringlich, aber der Kleine sollte sich nicht noch schlechter fühlen. „Könntest du deine Schilde senken?“
    „Mach ich.“ Stumpfe Zustimmung, als hätte er aufgegeben, sich gegen den Schmerz zu wehren.
    Judd legte die Finger mit der Präzision des Pfeilgardisten an Williams Schläfe und sah sich in dessen Kopf um. Den Informationen zufolge, die Ashaya ihm übermittelt hatte, hatten die Mediziner bei Shine eine ungewöhnliche Version des TK-Gens gefunden, doch Judd sah etwas sehr Vertrautes. Anscheinend trat die TK-Zellen-Mutation auch bei Mischlingen auf.
    Dieser nette, hübsche Junge war ein Mörder auf Abruf.
    Judd presste die Zähne fest zusammen. Um nichts in der Welt würde das die Zukunft des Jungen sein. „Ich werde dir jetzt etwas erzählen und bitte dich, genau zuzuhören.“
    William nickte, blickte aber weiter dumpf vor sich hin.
    Judd fasste ihn unter dem Kinn, damit er ihn ansehen musste. „Ich kann genau dasselbe, was du auch kannst.“
    „Niemand –“
    Judd holte ein Taschenmesser aus seiner Jacke, ließ es aufschnappen und schnitt mit der Klinge in seine Handfläche, Blut floss aus dem Schnitt. „Sieh her!“ Stück für Stück, Zelle für Zelle verschloss er die Wunde, bis nur noch das Blut zu sehen war. Er nahm ein Papiertuch vom Nachttisch und wischte seine Hand ab – steckte das Tuch ein, damit keine Spur von ihm zurückblieb – und zeigte dem Jungen die unversehrte Handfläche. „Ich kann dasselbe wie du.“
    Jetzt war der stumpfe, leere Blick aus Williams Augen verschwunden. „Kannst du mich auch heile machen?“, flüsterte er.
    Früher hätte Judd mit einem klaren Ja oder Nein geantwortet. Doch dann hatte er sich in eine Frau verliebt, die nichts Böses in ihm sah. „Es gibt nichts, was zu heilen wäre. Aber ich kann dir beibringen, deine Fähigkeiten zu beherrschen. Damit du sie nutzen kannst, Gutes zu tun.“
    „Was zum Beispiel?“
    „Zum Beispiel gebrochene Knochen zusammenfügen.“
    Der Junge überlegte und drückte seinen Teddy an sich. „Wäre nicht

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