Ruf der Vergangenheit
schlecht.“
„Nein, noch weit besser“, sagte Judd. „Richtig toll.“
Ein zaghaftes Lächeln. „Wirklich?“
„Wirklich. Bereit für die erste Unterrichtsstunde?“
50
An dem Tag, als sie Ming in die Enge treiben wollten, wurde Dev um zwei Uhr nachts vom Klingeln seines Handys geweckt. Er spürte Katyas Körper neben sich. Sein Herz schlug erst wieder ruhiger, als er wahrnahm, dass sie ganz normal atmete.
Er drehte sich um und stellte den Bildschirm der kleinen Kommunikationskonsole auf dem Nachttisch an, Jacks verwirrte Züge zeigten sich darauf. „Dev, William sitzt hier und isst Schokoladenmüsli.“
Dev warf seinen Verstand an. „Komische Zeit dafür, aber sonst klingt es doch gut. Warum siehst du aus, als wärst du einem Geist begegnet?“
Jack fuhr sich mit zitternden Fingern durchs Haar. „Mein Sohn hat mir erzählt, ein Pfeilgardist sei heute Nacht zu ihm gekommen und würde ihm beibringen, gut zu sein.“
„Verdammt!“ Dev pfiff durch die Zähne. „Dann hat sie es geschafft.“
Jack hatte nicht zugehört, etwas zu seiner Rechten hatte seine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen. „Ich bin gleich bei dir, Liebling.“ Er wandte sich erneut an Dev. „Melissa sitzt neben ihm und streichelt ihm über den Kopf, als hätte sie Angst, er könne jeden Augenblick verschwinden. Aber er lächelt nur.“
„Der Gardist ist keine Bedrohung“, sagte Dev, denn er wusste, dass Ashaya Aleine keiner Mutter je ein Leid zufügen könnte. „Könnte sein, dass er darauf achten muss, unerkannt zu bleiben – deshalb kommt er nachts.“
„Mir scheißegal, und wenn er um drei Uhr früh auftaucht, solange er das für meinen Sohn tut.“ Jack lachte unsicher. „Ich mache alles, was der Mann will. Ich muss es bloß wissen.“
Drei Stunden später rief Dev Jack zurück. „Er möchte, dass ihr nach San Francisco zieht.“ Das hatte Dorian ihm ausgerichtet.
„Der Mann muss seine Familie schützen“, hatte Dorian gesagt. „Je weniger wissen, wozu er in der Lage ist, desto besser. Ich wusste auch nichts davon, bis er es mir heute gesagt hat.“
Dev hatte eine Augenbraue gehoben. „Ziemlicher Heimlichtuer.“
„Ich würde ihn jederzeit gerne im Rücken haben.“ Dorian hatte ihn offen angesehen. „Er will dem Jungen unbedingt helfen – so sehr, dass er dieses lang gehütete Geheimnis preisgibt. An Ihrer Stelle würde ich alles tun, was er sagt.“
Jack zögerte nicht eine Sekunde. „Ich werde gleich packen.“
Dev legte auf und sah Katya an, die gerade aus dem Bad kam. „Komm ins Bett.“
Sie hatte nichts dagegen, aber in ihrem Gang sah er etwas, das ihn bis ins Mark erschütterte. „Du hast Gleichgewichtsstörungen.“
„Ja.“ Sie glitt unter die Decke und strich ihm mit der Hand über die raue Wange. „Aber lass uns jetzt nicht darüber reden. Liebe mich, Dev.“
Das tat er, denn er konnte ihr nichts abschlagen.
Falls Dev die hilflose Wut in seinem Kopf zugelassen hätte, hätte er vielleicht etwas Unüberlegtes getan. Aber er trennte diesen Teil einfach ab. Das hatte er schon als Kind sehr gut gekonnt. Die Maschinen und das Metall hatten ihn dabei unterstützt, aber bei Katya hatte es noch nie funktioniert. Sie erreichte ihn auf einer viel zu tiefen Ebene, mit ihr fühlte er zu viel.
„Ich wusste nicht, dass man auch ohne Silentium dazu in der Lage ist“, sagte Katya am Abend, als sie die letzten Vorbereitungen trafen. Nur noch zwei Stunden. Dev hätte es vorgezogen, noch etwas mehr Zeit zu haben, aber Ming war gerade heute in der Stadt und Katya verlor mehr und mehr ihre Körperbeherrschung, je länger sie warteten.
„Wozu?“, fragte er und sah von der Skizze des Hinterhalts auf, in den sie den Mistkerl locken wollten.
„Alle emotionalen Reaktionen auszuschalten.“ Sie stand vom Sofa auf und setzte sich auf die Lehne seines Sessels. „Du bist ganz kalt geworden.“
Instinktiv legte er den Arm in einer beschützenden Geste um ihre Taille. „Das ist notwendig.“ Er zog sie sanft an sich. „Ein Soldat kann nur agieren, wenn er sich voll auf das Ziel konzentriert.“
„Wie lange warst du Soldat?“
„Ein paar Jahre nach Abschluss der Highschool.“ Er runzelte die Stirn, als er eine Lücke im dichten Netz der Scharfschützen entdeckte, die den Treffpunkt abdecken sollten. „Es erschien mir die einfachste Art, die Ausbildung zu bekommen, die ich brauchte.“
„Wofür?“ Eine warme Hand auf seinem Nacken, ein Kuss auf seiner Wange.
„Katya.“ Das war als Tadel
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