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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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vor dem Fahrstuhl stehen blieben. „Mein Kopf kann gar nicht so viel verarbeiten. Mein Verstand löst sich auf.“ Und die Konditionierung mit ihm.
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich, und Dev nahm sie bei der Hand. Sie trat einen Schritt vor und erstarrte dann, hielt den Atem an und wurde so steif, dass sie sich buchstäblich nicht vom Fleck rühren konnte.
    Dev hielt ihre Hand fest, einen Augenblick hatte sie Angst, er würde sie in die Kabine zerren. Er war so viel größer und stärker, dass sie ihm nichts hätte entgegensetzen können. Wie ein Kloß saß die Angst in ihrer Kehle, sie bekam keine Luft mehr.
    Dann ließ er ihre Hand los und legte den Arm um ihre Taille, geleitete sie zurück in den Flur. „Sie müssen da nicht rein.“ Er stütze mit der anderen Hand ihren Kopf, seine Stimme war rau wie Sandpapier. Doch sein Griff …
    Sie zitterte am ganzen Körper, aus Furcht wurde Erleichterung. In ihrem Kopf drehte sich alles, sie barg ihr Gesicht an seiner Brust, schlang die Arme um ihn. Er fluchte. Die Tasche fiel auf den Boden, und sie spürte den kräftigen Druck seiner Arme. Sie wollte ihn nicht mehr loslassen, wollte seine Haut, seinen Herzschlag spüren, sich davon überzeugen, dass er wirklich existierte, dass sie am Leben war. Tief in sich fürchtete sie, alles wäre nur eine wahnsinnige Fantasie, ein Versuch ihres Verstandes, die endlose Leere zu füllen.
    „Schsch.“ Sanfte Laute an ihrem Ohr, sein warmer Atem war ein weiterer Reiz für ihre Sinne, an dem sie sich festhalten konnte.
    Vorsichtig legte sie ihre Finger an seinen Hals, fühlte das starke Pulsieren der Halsschlagader. Das hier war die Wirklichkeit. „Ich kann nicht wieder in so einen Kasten.“ Ihre Stimme wurde immer leiser, als sie sich erinnerte. „Es gab kein Licht, keine Geräusche, keine Berührung und keinen Kontakt zum Medialnet.“ Wie konnte etwas nicht Vorhandenes so schmerzhaft sein? So schrecklich, so unerträglich und unbarmherzig – sie war weniger als ein Tier gewesen. „Es war, als wäre ich gar nicht da.“
    Dev bewegte sich nicht. Katya beschrieb die grausamste Folter – völlige Sinnesberaubung – die zwar keine körperlichen Spuren hinterließ, das Opfer aber innerlich zerstörte. Entzog man einem fühlenden, denkenden Wesen lange genug jegliche Wahrnehmung, brach sein Verstand, wandte sich nach innen, manchmal so tief, dass eine Rückkehr unmöglich wurde. Und eine Mediale, die vom Medialnet abgeschnitten war …
    Dev sperrte sich gegen das aufkommende Mitgefühl. Sensorische Deprivation diente nicht nur dazu, das Individuum zu brechen. Man konnte auch weitaus finsterere Zwecke damit verfolgen – konnte ein auf solche Weise gebrochenes Individuum nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen umformen.
    Katya konnte das sein, was sie am meisten fürchtete: eine Kreatur von Ming LeBon.
    Die Verletzungen, ihr verhungertes Aussehen konnten eine reine Verschleierungstaktik sein, damit sie schwach wirkte, Mitleid hervorrief … Beschützerinstinkte wachrief.
    Doch selbst angesichts dieser nackten Wahrheit konnte er sie nicht loslassen, nicht, solange ihr unerträglich schwacher Körper noch von solchen Krämpfen geschüttelt wurde. Zu fester Druck würde sie zerdrücken. Mediale hatten sowieso schon dünnere Knochen als andere Gattungen, und außerdem hatte Katya hungern müssen – selbst wenn es aus taktischen Gründen geschehen war, musste sie doch jeden Schlag gespürt, den Hunger in jeder Minute gefühlt haben.
    Er versuchte, seine Umarmung zu lockern, aber sofort zitterte sie so stark, dass er glaubte, jeder Knochen in ihrem Leib würde zerbrechen. Er hielt sie fest und legte die Hand unter den Zopf auf ihren Nacken. Unter seinen rauen Fingern fühlte ihre Haut sich zart und verletzlich an, aber Katya beruhigte die Berührung offensichtlich. Deshalb ließ er die Hand dort, murmelte tröstende Worte, während sie immer wieder über seine pulsierende Halsschlagader strich und beinahe mit ihm verschmolz.
    Erst nach zehn Minuten hörte das Zittern auf. Katyas Hand wanderte hinunter zu seiner Krawatte. Er hielt den Atem an, als ihre Lider sich hoben und ihre Augen ihn nicht etwa furchterfüllt, sondern mit geradezu unglaublicher Ruhe anblickten. „Ich habe es überlebt. Dann bin ich wohl stärker, als ich gedacht habe.“
    Es war zwar gefährlich, sich auf Feindesgebiet zu begeben, aber er konnte nicht anders, er war stolz auf sie – wie eine Welle stieg dieses Gefühl in ihm auf. „Ja, Sie sind

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