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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Als Direktor von Shine hat man aber keine Zeit. Man trägt die Last der Träume, Hoffnungen und Ängste Tausender auf seinen Schultern.“ Ein düsterer Blick. „Es wird dich verändern, Dev, wenn du nicht aufpasst, wirst du grausam werden.“
    „Unser Volk ist stabil“, hatte Dev entgegnet. „Das Vergangene ist vergangen.“
    „Das wird es nie sein, mein Lieber. Wir befinden uns im Krieg, und ab jetzt bist du der General.“
    Drei Jahre hatte Dev gebraucht, um Martys Warnung wirklich zu begreifen. Als seine Vorfahren sich vom Medialnet lösten, hatten sie auf ein Leben außerhalb der kalten Regeln von Silentium gehofft. Sie hatten das Chaos der Kontrolle vorgezogen. Die Gefahren, die Gefühle mit sich brachten, waren ihnen lieber gewesen als die Sicherheit eines Lebens ohne Hoffnung, Liebe und Glück. Doch ihre Wahl hatte Konsequenzen gehabt.
    Der Rat hatte nie aufgehört, die Vergessenen zu verfolgen.
    Im Kampf um die Sicherheit seiner Leute hatte Dev selbst brutale Entscheidungen fällen müssen.
    Seine Finger hielten den Stift in seiner Hand so fest, dass er fast zerbrach. „Schluss jetzt“, murmelte er und sah wieder auf die Uhr. Noch immer zu früh für die Anrufe.
    Er schob den Stuhl zurück und stand auf, um sich einen Kaffee zu holen. Zu seiner eigenen Überraschung fuhr er stattdessen mit dem Fahrstuhl ins Untergeschoss. Auf den Fluren war es still, aber in den Laboren würde es sicher geschäftig summen – das Arbeitspensum ließ lange Ruhezeiten nicht zu.
    Denn obwohl die Vergessenen früher nicht anders als ihre Brüder und Schwestern im Medialnet gewesen waren, die zum Rat aufblickten, hatten die Zeit und die Vermengung mit anderen Gattungen ihre Genstruktur verändert. Eigenartige neue Fähigkeiten waren zum Vorschein gekommen … aber auch unbekannte Krankheiten.
    Doch die Bedrohung, vor der er jetzt stand, kam aus einer anderen Ecke.
    Wenn ihre Vermutungen stimmten, war die unbekannte Frau im Krankenbett mit dem Medialnet verbunden. Damit war sie mehr als gefährlich – ein trojanisches Pferd, das Daten abschöpfen oder gar den Tod bringen konnte.
    Der letzte Agent, der dumm genug gewesen war, Shine unterwandern zu wollen, hatte die tödliche Wahrheit zu spät erkannt – Devraj Santos hatte den Soldaten in sich nie abgelegt. Er sah auf das mit blauen Flecken und Kratzern übersäte Gesicht der Frau und überlegte, ob er ihr gegebenenfalls kaltblütig das Genick würde brechen können.
    Er fürchtete, die Antwort würde nur ein eiskaltes pragmatisches Ja sein.
    Fröstelnd wollte er den Raum verlassen, als sich die Augen der Frau unter den geschlossenen Lidern schnell bewegten. „Mediale träumen doch nicht“, murmelte Dev.
    „Sag es mir.“
    Sie schluckte das Blut in ihrem Mund herunter. „Ich habe Ihnen alles gesagt. Sie haben alles bekommen.“
    Nachtschwarze Augen mit wenigen weißen Punkten starrten sie an, während er in ihrem Geist herumwühlte, zupfte, zerrte und zerstörte. Sie unterdrückte einen Schrei, biss sich immer wieder auf die Zunge.
    „Stimmt“, sagte der Folterer. „Es scheint, als hätte ich dich all deiner Geheimnisse beraubt.“
    Sie antwortete nicht und war auch nicht erleichtert. Das hatte er schon einmal gesagt. Schon oft. Bald würden die Fragen noch einmal beginnen. Sie wusste nicht, was er von ihr wollte, wonach er suchte. Aber sie war gebrochen. In ihr war nur noch Leere. Sie war völlig zerstört.
    „Und nun“, sagte er in dem immer gleichen, geduldigen Tonfall, „erzähle mir alles über die Versuche.“
    Sie öffnete den Mund und wiederholte, was sie bereits mehrmals zugegeben hatte. „Wir haben die Resultate verändert.“ Das hatte er bereits gewusst; das allein war noch kein Verrat. „Die wahren Daten haben wir nie an Sie weitergegeben.“
    „Keine Lügen mehr. Was habt ihr herausgefunden?“
    Ohne Gnade gruben sich die Finger in ihren Kopf, rote Blitze drohten ihr Bewusstsein zu vernichten. Sie konnte nichts mehr zurückhalten, konnte niemanden mehr schützen, nicht einmal sich selbst – denn er saß wie eine große schwarze Spinne in ihrem Geist, wachsam, wartend, wissend. Schließlich entriss er ihr alle Geheimnisse, löschte jeden Funken Ehre und Loyalität aus. Als er damit fertig war, blieb ihr als einzige Erinnerung nur noch der durchdringende Geruch von Blut.
    Mit einem unterdrückten Schrei erwachte sie. „Er weiß alles.“
    Erneut sahen die braunen Augen auf sie herab. „Wer?“
    Der Name lag ihr auf der Zunge und ging dann wieder

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