Ruf der Vergangenheit
öffnete Katya die Tür. „Ich dachte, jemand –“ Sie sah Lucas an.
Seine grünen Augen blitzten, und er lächelte charmant. „Sie müssen Katya sein. Ich heiße Lucas.“
„Hallo.“ Katya lächelte zaghaft.
Dev wurde heiß. „Wir werden draußen weiterreden.“ Um nichts in der Welt würde er den verdammten Leoparden in Katyas Zimmer lassen.
„Nicht, solange Sascha noch im Haus ist“, sagte Lucas und lehnte sich an die Wand. „Wir können es genauso gut hier besprechen.“
„Was denn?“, fragte Katya und hielt sich am Türrahmen fest.
Lucas’ Blick fiel auf ihre Finger, aus denen alles Blut gewichen war. „Ich soll Ihnen von Ashaya ausrichten, dass es einen Ausweg gibt.“
Devs Kiefer mahlte. „Spielen Sie sich nicht als Alphatier auf, Lucas. Ich habe Ihnen keine Loyalität geschworen.“
„Ich muss mich um meine Leute kümmern, genau wie Sie, Dev. Katya ist für Ashaya eine Freundin.“
Dev dachte an Katyas dringenden Wunsch, nach Norden zu gehen, und wartete ihre Antwort ab.
„Vielen Dank für das Angebot“, sagte sie, löste die Hand vom Türrahmen und schlang die Arme um den Oberkörper. Sein Körper reagierte sofort. Er wollte zu ihr gehen und sie an sich drücken. Als sie sprach, flammte Stolz in ihm auf. „Für mich ist Ashaya auch eine Freundin. Und gerade deswegen will ich ihre Familie nicht in Gefahr bringen.“
„Jetzt haben Sie Ihre Antwort“, sagte Dev bestimmt, damit Lucas wusste, dass es keinerlei Spielraum gab. „Noch etwas?“
„Falls Sie es sich anders überlegen, Katya, müssen Sie es nur sagen.“ Lucas legte den Kopf ein wenig schief. „Ich muss zu meiner Gefährtin.“
Tag und Tiara würden aufpassen, Dev blieb bei Katya zurück. „Du hättest die Gelegenheit nutzen sollen.“
Katya riss die Augen auf.
Ein primitiver Instinkt drängte ihn, die Sache ein für allemal klarzustellen, seinen Anspruch deutlich zu machen. „Ich würde dich nicht gehen lassen.“
Sie hätte wütend werden müssen, das war Katya klar, aber Devs Blick war nicht drohend. In den goldgefleckten Pupillen stand ein Verlangen, das ihre Einsamkeit für immer beenden konnte … falls sie sich seinen Regeln unterwürfe. „Als ich ankam, war ich gebrochen“, sagte sie in dem Bewusstsein, dass alles vorbei wäre, wenn sie jetzt nachgab. „Aber nun bin ich es nicht mehr. Die einzelnen Teile ergeben ein Bild.“
„Gut.“ Besitzergreifend fasste er ihr Kinn.
Tausend Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch, mit jedem Atemzug strahlte er stählerne Härte und eine ungeheure Hitze aus, aber sie fand ihre Stimme wieder. „Selbst wenn ich nicht tue, was du willst?“
Er rieb mit dem Daumen über ihre Unterlippe, folgte mit den Augen der Bewegung. „Ich habe nie gesagt, dass ich ein Püppchen will.“
Sie küsste seinen Daumen. „Dann sei gewarnt. Du kannst mich nicht davon abhalten, zu tun, was ich tun muss.“
Nicht Ärger, sondern Herausforderung lag in seinem Blick. „Nur zu.“
Er küsste sie, hart und besitzergreifend – Warnung und Versprechen zugleich.
Am anderen Ende des Flurs kam Sascha gerade aus Cruz’ Zimmer – und flog in die offenen Arme ihres Gefährten. Dev bedeutete dem Paar, ihm nach draußen zu folgen. „Tag“, sagte er, den Geschmack von Katyas süßen Lippen immer noch auf den Lippen. „Einer von euch sollte ebenfalls dabei sein.“ Dann könnte er das Gesagte dem anderen leicht übermitteln.
Geschmeidig erhob sich Tiara. „Ich gehe mit. Öffne deine Gedanken für mich, mein Großer.“
Tag nickte, aber Dev hatte das Verlangen in seinen Augen gesehen. Er fragte sich, wie es für die beiden war, telepathisch zu kommunizieren – war es für Tag anders, wenn Tiara ihm etwas sendete? Und gleich kam ihm der Gedanke, wie es wohl wäre, wenn Katya ihren Geist für ihn öffnete.
Dann weißt du auch, dass ich mein Angebot nicht zurückziehen werde. Ich will, dass du dich in meinem Kopf umschaust.
Instinktiv wehrte er sich dagegen. Das wäre kein intimer Kontakt, sondern schlimmste Gewalt, etwas, das nie geschehen dürfte.
„Alles in Ordnung, Dev?“, fragte Tiara leise.
Augenscheinlich hatte man ihm seine Gefühle angesehen. Er nickte Tiara zu. „Sascha“, sagte er und wandte sich an die Empathin, die ein Leopard im Arm hielt. „Was halten Sie von Cruz?“
„Er hat keine bleibenden Schäden erlitten.“ Ein ermutigendes Lächeln. „Der Junge wird lernen, sich zu schützen.“
Tiara stieß einen tiefen Seufzer aus. „Oh, da bin ich aber froh.
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