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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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glaube eher, dass die Menschlichkeit der Medialen die Oberhand gewinnen wird.“
    Katya stellte sich mit beiden Beinen fest auf den Boden, um sich zu erden, dann schüttelte sie den Kopf. „Das beruht auf der Annahme, dass so etwas wie Menschlichkeit bei ihnen noch vorhanden sei.“ Doch nach den nicht enden wollenden Stunden in Mings Gefangenschaft wusste sie, dass diese Annahme falsch war.
    Dev war gerade auf dem Weg zu Katya, als Maggie ihn anrief. Was dazu führte, dass er über zwei Stunden in einer Konferenzschaltung mit einigen hohen Tieren bei Shine festhing – alle in heller Panik wegen der zunehmenden Zwischenfälle.
    Doch diesmal artete die Zusammenkunft nicht in einen Streit aus – wenn man davon absah, dass Devs Cousin Jack eine Lösung vorschlug, die Dev nicht akzeptieren konnte. Als er schließlich das Gespräch beendete, fühlte er sich völlig ausgelaugt. Er wollte zu Katya, einfach bei ihr sein, auch wenn er seine Ängste über eine Spaltung der Vergessenen vor ihr geheim halten musste. Doch es war schon nach elf und Tiara zufolge waren sowohl Tag als auch Katya um zehn ins Bett gegangen, nachdem die beiden Frauen gemeinsam ein spätes Abendessen zu sich genommen und sich dabei unterhalten hatten. Dev wusste nicht genau, was er davon halten sollte. Tiara kam zwar mit jedem zurecht, aber sie stand unbedingt loyal zu Shine .
    Er wollte sich gerade das T-Shirt ausziehen, um ebenfalls ein wenig zu schlafen, als er einen kurzen Aufschrei hörte, der fast im selben Augenblick erstickt wurde.
    Katya saß auf dem Bett und starrte vor sich auf das Laken, als er in ihr Zimmer stürmte.
    „Was ist los?“, fragte er, hinter ihm begab sich Tiara wieder auf ihren Beobachtungsposten.
    „Der Junge“, flüsterte sie, „er war so hübsch.“ Zitternd hob sie die Hand. Ließ sie auf halbem Wege zum Kopf wieder fallen, als hätte sie vergessen, was sie tun wollte. „Ich konnte ihm nicht helfen.“
    Dev unterbrach sie nicht, offensichtlich sprach sie von einem Albtraum.
    „Ich habe versucht, ihn zu schützen, aber Larsen wollte ihn, und ich konnte nichts dagegen tun, konnte ihn nicht aufhalten.“ Sie schluckte. „Ich wollte ihm sein eigenes Skalpell ins Herz rammen, aber dann hätte Ming gewusst, dass wir ihn verraten hatten und alle Kinder wären gestorben.“
    „Der Junge hat überlebt“, rief Dev ihr in Erinnerung. „Das habe ich dir doch gesagt. Ich weiß nicht, warum Ashaya nie –“
    Sie schüttelte den Kopf. „Sie wollte mich schützen. Und die Kinder auch. Je weniger ich wusste, desto weniger konnten sie aus mir herausbekommen.“
    „Deswegen brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen – sie werden dich nie mehr in die Finger bekommen.“ Dev gab niemals her, was ihm gehörte. „Und Jon – so heißt der Junge – ist in Sicherheit. Der Rat weiß, dass es einer Kriegserklärung gleichkäme, wenn sie ihn auch nur anrühren würden.“
    „Jon … Jon Duchslaya“, sagte sie leise und zögernd. „Ich bin so froh, dass er jetzt geschützt ist … mein Gott, er hat so schrecklich geschrien.“ Am ganzen Körper zitternd ließ sie den Kopf in die Hände fallen. „Und ich musste so tun, als würde es mir nichts ausmachen, als berührte es mich nicht.“
    Er wollte sich zu ihr legen, aber wie konnte er das wagen, da er sie doch eingesperrt hatte. „Es hätte dir nichts ausmachen sollen. Du warst in Silentium – vollkommen ohne Gefühl.“
    Sie hob den Kopf. Das Licht, das aus dem Flur hereinfiel, spiegelte sich in ihren Augen. „Man kann kalt sein, und man kann kein Gewissen haben. Mein Gewissen hat mich keine Nacht ruhig schlafen lassen.“
    „Katya“, sagte er und wusste nicht weiter.
    „Meinst du, er würde mich treffen wollen? Der Junge – Jon?“ Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. „Ich will mich entschuldigen. Wenigstens das kann ich tun.“
    Dev kannte sich mit Dämonen aus, die einen verfolgten, hatte schon viel zu viele in ihren Augen gesehen. Er gab den Kampf auf, Distanz zu bewahren, schloss die Tür hinter sich und ging zu ihr. „Ich werde mich erkundigen.“
    „Vielen Dank.“ Sie rückte von ihm ab, als er sich auf das Bett setzte. „Du solltest jetzt gehen.“
    „Ich kann dich in diesem Zustand nicht allein lassen.“ Ihr Gesicht war ganz weiß, die Augen riesengroß, und sie zitterte trotz aller Decken.
    „Ich möchte aber allein sein.“
    „Verdammt noch mal, das willst du nicht.“ Leise fluchend setzte er sich ans Kopfende und zog die widerstrebende Katya

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