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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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älter zu sein.“ Dev schnallte sich ab und sah sie an. „Bereit?“
    „Nein.“ Dennoch löste sie ihren Gurt, ihr war, als würde sie die letzte Hoffnung fahren lassen. Sie schüttelte sich, und als Dev um den Wagen herumgegangen war, streckte sie die Hand aus, um mit ihm in den Ort hineinzugehen. Die Furcht, die sie schon seit Tagen verfolgte, wurde nun zu einer schrecklichen Mischung aus Angst und … Traurigkeit. Mit einem solch heftigen Ausmaß von Leid hatte sie nicht gerechnet. „Wo sind bloß alle?“
    Dev antwortete nicht, er sah sich stirnrunzelnd um. „Das muss das Ortszentrum sein, aber ich sehe nirgendwo eine Kneipe.“
    „Warum ist das wichtig?“
    „Weil es menschlich ist“, murmelte er. „Das erste und letzte Geschäft in kleinen Orten ist meist eine Bar. So weit draußen ist es wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, Geselligkeit zu finden. Oder siehst du eine Kirche? Dann wäre es eine religiöse Ansiedlung.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Die Gebäude sehen alle gleich aus. Selbst eine Kirche der Zweiten Reformation würde auffallen.“
    Sie gingen weiter durch den dicken Schnee, der sie aber nicht übermäßig behinderte. Katya war froh, dass sie noch eine Mütze aufgezogen hatte, aber Devs dunkles Haar schimmerte unbedeckt im Sonnenlicht. „Ist dir nicht kalt?“ Bevor er antworten konnte, griff sie in seine Manteltasche, zog die Strickmütze hervor und setzte sie ihm auf.
    „Danke.“ Etwas abwesend ergriff er ihre Hand.
    „Die Gebäude sind nicht völlig eingeschneit“, sagte sie und sah sich um. „Der Ort kann noch nicht lange verlassen worden sein.“
    „Oder doch“, murmelte Dev. „Sieh mal nach dort – es muss irgendwann stark geweht haben, der Schnee ist ganz auf die linke Seite gerutscht.“
    Sie drehte sich um und nickte. „Da kommen wir nicht weiter, jedenfalls nur sehr schwer.“ Sie mussten sich in den Gebäuden umsehen, das stand außer Frage. „Es ist so entsetzlich still.“ Die Lautlosigkeit tat ihr innerlich weh.
    „Konzentrier dich auf meine Stimme, auf das Geräusch, das unsere Stiefel im Schnee machen. Dann ist es nicht still.“ Beruhigend drückte er ihre Hand.
    Sie nickte und tat, was er vorgeschlagen hatte. Kurz darauf standen sie vor dem ersten betretbaren Gebäude.
    „Hoffentlich geht die Tür nach innen auf“, sagte Dev und drückte die Klinke hinunter. „Sonst müssen wir nach einer Schaufel suchen – Bingo!“
    Die Tür öffnete sich laut kreischend. Ihre Schritte hallten dumpf auf dem Kunstbeton. Schnee fiel durch die offene Tür herein, während sie sich umsahen. „Anscheinend ein Lagerraum.“ Vereiste Computerteile lagen in einer Kiste zur Linken, rechts waren Werkzeuge und Maschinenteile in Reih und Glied ausgerichtet. Direkt vor ihnen standen Kunststoffkisten, deren Beschriftung ihr vage bekannt vorkam. „Erde 2“, murmelte sie leise vor sich hin und sah sich mit Dev die Ausstattung genauer an.
    „Das braucht man beim Bergbau“, erklärte er und nahm das Ende eines starken Seils in die Hand.
    „Genau.“ Sie wies auf die Kisten. „Erde 2 ist eine kleine Bergbaufirma, die sich auf den Abbau seltener Mineralstoffe spezialisiert hat. Sie haben auch das Labor beliefert, in dem ich gearbeitet habe.“ Aufgeregt ließ sie Devs Hand los und öffnete eine der Kisten. „Leer.“ Doch nicht einmal diese Enttäuschung konnte jetzt noch ihre Aufregung dämpfen. „Ich habe es nicht geglaubt – dass ich hier wirklich etwas finden werde.“
    Dev trat zu ihr und drückte einen heißen Kuss auf ihre Lippen. „Ich habe dir doch gesagt, dass mit deinem Kopf alles in Ordnung ist. Du solltest öfter auf mich hören.“
    Ihr Herz schlug schneller. „Damit du mich herumkommandieren kannst.«
    „Das würde ich doch nie tun.“ Er nahm sie wieder bei der Hand, hielt sie ganz fest. „Schauen wir nach, was wir sonst noch finden. Es sieht so aus, als sei niemand hier drin gewesen, seit der Ort verlassen wurde.“
    „Oder schon vorher.“ Sie deutete auf die noch unversehrten Fensterscheiben.
    Das nächste Gebäude, das sie betraten, sah vollkommen anders aus. „Als wäre ein Hurrikan hindurchgefegt“, flüsterte sie und starrte auf die herumliegenden Papiere, die zersplitterten Fensterscheiben und, was am übelsten aussah, die nackten Sprungfedern des Sofas in der Ecke. Teile der Polsterung – weiß und beunruhigend unschuldig – lagen auf dem Boden davor … als wäre jemand in blinder Wut über das Sofa hergefallen.
    Sie spürte seine Hand

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