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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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in ihren schönen Augen nicht ertragen können.
    Selbst mit neun hatte er schon gewusst, dass sie ihr ganzes weiteres Leben damit verbringen würde, für ein Verbrechen zu leiden, an dem sie keine Schuld traf. Seinen Vater übrigens auch nicht, obwohl Dev ihm trotzdem nicht vergeben konnte. Er hatte sich damals in die nach Gewürzen und flüssigem Glas duftende Umarmung seiner Nani geflüchtet, und ihre Wärme hatte das Eis in seinem Herzen geschmolzen.
    „Aber jetzt lebt Michel nicht mehr in Alaska.“
    „Doch. Er ist nur für ein Jahr nach Washington State versetzt worden. Irgendeine Weiterbildung.“
    „Ihr seid wohl immer noch gut befreundet“, sagte Katya, die offensichtlich versuchte, einen leichten Plauderton beizubehalten, die Augen aber starr auf die Straße gerichtet hatte. „Sonst hätte er nicht Jessies Wagen aufgehalten, nur weil du nach mir gesucht hast.“
    Dev runzelte die Stirn. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass du uns entkommen bist, obwohl wir alle drei eine Kampfausbildung haben.“
    „Ich werde oft unterschätzt.“ Zum ersten Mal hörte er so etwas wie Arroganz in ihrer Stimme.
    Das gefiel ihm. „Den Fehler werde ich nicht noch einmal machen. Ja, Mischa und ich sind wie Brüder.“ Cindee hatte dafür gesorgt, dass sich die Jungen weiterhin trafen, und war zu Nani nach West Virginia gekommen, als Dev sich weigerte, sie in Alaska zu besuchen. Es war ihm unmöglich gewesen, die Reise ohne seine Mutter zu machen.
    „Mischa?“
    „So hat seine Mutter ihn immer genannt.“ Dev grinste. „Er hat es aufgegeben, von der Familie mit seinem richtigen Namen angesprochen zu werden.“
    „Nennt dich irgendjemand Devraj?“
    „Meine Nani – die Mutter meiner Mutter.“ Ungefragt bog er nach links ab.
    Katya beugte sich vor, sie wirkte abwesend. „Ja.“ Sie stützte die Hand auf das Armaturenbrett und sah prüfend auf die Straße: nichts – die Straße machte zu viele Biegungen. „Wie ist denn das Nordlicht?“
    „Wie ein Stück des Himmels selbst.“ Er verzog das Gesicht bei diesen poetischen Worten, aber etwas anderes fiel ihm nicht ein. „Man spürt Demut angesichts der überwältigenden Schönheit. Wenn wir das Licht diesmal nicht sehen, kehren wir noch einmal hierher zurück.“
    „Das würde mir gefallen.“ Ihr Lächeln wirkte angestrengt. „Besuchst du Michel öfter?“
    „Dann und wann.“ Dev war erst wieder nach Alaska gekommen, als Cindee wegen eines Unfalls auf dem Eis im Krankenhaus lag. Seine Tante hatte immer noch Schuldgefühle, aber mit der Zeit waren sie nicht mehr so stark, denn er war trotz allem in stabilen Verhältnissen aufgewachsen. Heute konnten sie beinahe ungetrübt miteinander über die Vergangenheit sprechen. „Manchmal besucht er mich auch.“
    Katya sah Dev fragend an, sein amüsierter Ton hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. „Was treibt ihr beide denn so?“
    „Früher waren wir ziemlich wild.“ Es grinste. „Aber heute sind wir ganz zahm.“
    „Irgendwie nehme ich dir das nicht ab.“ Sie stellte sich die beiden zusammen vor, dunkel, sinnlich und ziemlich charmant. Hmm … „Ich würde gerne mehr über die zahme Variante erfahren.“
    „Männlicher Ehrenkodex. Meine Lippen sind versiegelt.“
    Sie wollte ihn weiter necken, als sie einen Schauder spürte. Hinter sich entdeckte sie eine schmale Straße. „Dort rechts hinein.“
    Dev hatte den Wagen schon gewendet, sein Gesicht war auf einen Schlag ganz ernst geworden. Jetzt erinnerte er sie wieder an ein Raubtier, hungrig und zielgerichtet. Sie war froh, ihn an ihrer Seite zu haben – allein hätte sie es vielleicht nicht so weit geschafft. Die Furcht lag ihr schwer im Magen, ihr war übel und sie konnte nur daran denken, fortzulaufen. Weit weg von hier!
    „Nein“, flüsterte sie. „Ich laufe nicht fort.“
    Dev warf ihr einen kurzen Blick zu. „Wir bringen das zu Ende.“ Ein Schwur.
    Zwei Minuten später fuhren sie noch einmal über einen schneebedeckten Hügel und dann in eine Geisterstadt.
    Sonnenstrahlen fielen auf halb vom Schnee bedeckte Häuser, auf zerbrochene Fensterscheiben, die glitzerten, und auf abgerissene Schilder, die am Boden herumlagen. „Wie viele“, flüsterte Katya fast unhörbar.
    „Fünfhundert.“ Dev deutete auf das vom Wetter mitgenommene, aber immer noch aufrecht stehende Ortsschild. „Sunshine, Alaska, fünfhundert Einwohner.“
    Sunshine . Jedes Haar an ihrem Körper stellte sich auf. „Sieht aber größer aus.“
    „Stimmt – das Schild scheint

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