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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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Und beobachtete
sie? Wenn er ihr gefolgt war?
    Sie ging einen Schritt zurück und ließ die Hand mit dem
Hörer sinken. Sie lauschte in den Morgen, um zu hören, ob sie
womöglich nicht allein war. Das Metallkabel, das den Hörer
mit dem Telefonapparat verband, reichte nicht weiter und sie
erstarrte. Sie hörte die Stimme der Frau am anderen Ende, aber
sie brachte kein Wort heraus.
    Sie musste hier weg, aber sie wollte unbedingt, dass jemand
herkam und herausfand, wer in dem Stahlkasten gefangen war.
    Sie hob den Hörer wieder ans Ohr, jeden Moment bereit zur
Flucht. »Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Da ist jemand drin,
ein Mensch ist in einem Container eingesperrt. Bitte … schicken
Sie Hilfe …« Jetzt flüsterte sie, weil sie Angst hatte, dass
jemand sie hören konnte.
    Â»Wie heißen Sie?«
    Violet legte auf, sie hatte ein ungutes Gefühl.
    So schnell sie konnte, rannte sie zu ihrem Wagen. Als sie die
Türen von innen verriegelt hatte, legte sie den Kopf zurück
und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Sie ließ den Motor
an und lauschte dem Brummen, während sie darauf wartete,
dass die Wärme sich ausbreitete – und ihr Herz sich beruhigte.
    Das Echo der Harfe draußen war jetzt gedämpft, doch das
Beben spürte sie bis in die Seele. In der Ferne hörte sie Sirenen.
Sie fragte sich, ob sie wegen ihres Anrufs hierherfuhren.
    Sie wartete nicht länger, sie legte einen Gang ein und fuhr
vom Parkplatz herunter. Sie trat aufs Gaspedal und wunderte
sich, dass die Reifen nicht quietschten.
    Und als der wässrige Morgen sich am Himmel ausbreitete,
wurde sie von dem nagenden Gefühl gequält, einen großen
Fehler begangen zu haben.

4. Kapitel

    Es war noch früh, als Violet an der Abbiegung zu ihrem Haus
vorbeikam. Sie fuhr einfach daran vorbei. Sie war noch nicht
soweit, nach Hause zu fahren und ihren Eltern zu erzählen, wo
sie gewesen war und warum sie an einem Sonntagmorgen so
früh das Haus verlassen hatte.
    Auf den Zettel hatte sie nur geschrieben, dass sie rausgehen
und bald wieder da sein würde. Violet wusste, dass es eine Lüge
war, auch wenn sie nur etwas verschwiegen hatte. Hoffentlich
stellten ihre Eltern nicht so viele Fragen.
    Erst mal fuhr sie zu Jay und stellte den Wagen neben seinem
glänzenden schwarzen Acura ab.
    Er hatte das Auto im Herbst gekauft, kurz vor dem Ball.
Violet hatte es bisher immer auf Hochglanz poliert gesehen,
und das wollte schon etwas heißen in einer Gegend, in der es
fast jeden Tag regnete. Jay wusch sein Auto so oft, dass Violet
schon Sorge hatte, er könnte den Lack abrubbeln. Doch bis jetzt blitzte der Wagen sogar an den trübsten Wintertagen und
Violets uralter Honda Civic sah daneben glanzlos und trist aus.
    Es war Sonntag, aber Jays Mutter war auf dem Sprung zur
Arbeit, als sie an die Tür kam. Sie arbeitete als Krankenschwester
im Nachbarort und hatte unregelmäßige Arbeitszeiten. Als
alleinerziehende Mutter kamen ihr die flexiblen Arbeitszeiten
ganz recht.
    Â»Hey Violet, du bist ja früh auf den Beinen«, sagte Ann erstaunt
und ließ Violet herein. »Jay ist oben in seinem Zimmer,
er schläft noch.«
    Â»Danke. Gut, dass ich dich nicht geweckt habe.«
    Â»Ach, weißt du, selbst wenn ich diesen Monat keine Frühschicht
hätte, würde ich den Tag nicht im Bett vertrödeln.
Nicht mal am Wochenende.«
    Â»Morgens um halb acht kann man, glaub ich, noch nicht von
vertrödeln sprechen«, sagte Violet. Ihre Augen wurden feucht,
während sie Jays Mutter ins Haus folgte. Das Echo, das sie in
sich trug, brannte Violet jedes Mal in den Augen.
    Nur ihrer Mutter hatte Violet von Anns Echo erzählt. Ihre
Mutter hatte ihr erklärt, dass es für Krankenschwestern manchmal
schwierig sei, wenn sie mit ansehen müssten, wie sterbenskranke
Patienten sich zu Tode quälten.
    Violet hatte beschlossen, Jay nichts davon zu sagen, dass
seine Mutter schon mal getötet hatte, selbst wenn es aus Mitleid
geschehen war.
    Mit den Jahren hatte der Geruch von verbranntem Holz, der
Ann umgab, nachgelassen, aber noch immer tränten Violet die
Augen wie vom Rauch eines Lagerfeuers.
    Â»Du weißt schon, was ich meine«, sagte Ann. Dann zwinkerte
sie Violet zu. »Du kannst hochgehen. Es macht ihm bestimmt nichts aus, von dir geweckt zu werden.« Ann schnappte
sich ihre Handtasche und die Autoschlüssel von dem Tischchen
neben der Tür. »Sagst du ihm

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