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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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verlieren.
Um diese Zeit, wenn alle Straßen verlassen waren, fuhr sie am
liebsten.
    Der Regen prasselte gegen die Windschutzscheibe, ließ die
Lichter zu spiegelnden Pfützen verschwimmen, verstärkte das
Gefühl der Abgeschiedenheit.
    So ließ es sich gut nachdenken.
    An einer roten Ampel blieb sie stehen, obwohl kein weiteres
Auto zu sehen war. Selbst wenn es keiner sah, hielt sie sich an
die Regeln. Immer wollte sie alles richtig machen.
    Jetzt hätte sie gern gewusst, was richtig war. Sollte sie auf
Saras Angebot eingehen? Ihre Gabe nutzen, um anderen zu
helfen? Violet wusste nicht einmal, ob es ein offizielles Angebot war oder nur ein Versuchsballon. Die Tatsache, dass Sara ihr die
Akten gegeben hatte, sprach immerhin dafür, dass sie es ernst
meinte.
    Aber so etwas konnte sie nicht allein entscheiden und Violet
dachte an die FBI-Agenten im Parkhaus.
    Absoluter Schwachsinn, hatte der eine Mann gesagt.
    Zeitverschwendung der andere.
    Das waren Männer mit Dienstabzeichen, erfahrene Ermittler.
Und die glaubten ganz offenbar nicht, dass das FBI Violets
spezielle Hilfe brauchte. Vielleicht hatten sie recht.
    Violet wusste es nicht. Sie hatte so lange Verstecken gespielt,
dass es undenkbar schien, sich irgendjemandem außer Jay und
ihrer Familie anzuvertrauen.
    Es war ein Geheimnis … ihr Geheimnis. Wie konnte man
von ihr verlangen, das zu offenbaren?
    Aber es musste ja kein Geheimnis bleiben.
    Je länger sie darüber nachdachte, desto tiefer sank ihre Laune.
    Sie merkte, dass sie immer noch an der Ampel stand und darauf
wartete, dass etwas geschah.
    Aber niemand würde ihr ein Zeichen schicken. Einfache
Antworten gab es nicht.
    Sie wollte nicht weiter ziellos herumfahren, sie musste irgendwohin,
und sei es nur nach Hause.
    Sie seufzte und traf die erste Entscheidung seit Tagen.
    Der Wagen grummelte wie üblich und erinnerte sie daran,
dass er noch lebte, als sie mitten auf der verlassenen Straße wendete.
Irgendwie machte es Spaß, gegen die Regeln zu verstoßen.
    Sie fuhr zu Jay nach Hause. Als sie in die Auffahrt einbog,
schaltete sie die Scheinwerfer aus. Sie brauchte kein Licht, diesen
Weg hätte sie mit geschlossenen Augen gefunden.
    Nicht zum ersten Mal in dieser Nacht fragte sie sich, was sie
da tat. Sie wusste nicht, weshalb sie sich entschlossen hatte herzukommen.
Aber eins wusste sie: Sie musste Jay sehen.
    Sie hielt den Wagen an und stieg aus. Sie schlich seitlich um
das Haus herum durch den Regen. Leise klopfte sie an sein
Fenster und wartete. Nach langen Sekunden, gerade wollte sie
wieder klopfen, wurden die Vorhänge zur Seite gezogen.
    Als er sie sah, lächelte er.
    Sofort kam ihr alles nicht mehr so schlimm vor. Die Anspannung
löste sich. Sie hatte das Richtige getan.
    Jay machte das Fenster auf. »Komm zur Haustür, ich lass
dich rein.«
    Er sprach leise und hörte sich verschlafen an.
    Â»Nein«, flüsterte sie. »Komm du raus.«
    Er widersprach nicht. »Ich zieh mir nur schnell eine Hose
an, dann bin ich da.«
    Der Vorhang ging wieder zu. Er schaltete kein Licht an und
wenige Sekunden später kam er herausgeklettert. Als er auf die
Erde sprang, grinste er sie an.
    Â»Was machst du hier?« Er schlang die Arme um sie, als
könnte er sie so vor dem Regen schützen. Er beklagte sich nicht
über das Wetter.
    Sie wich ein wenig zurück, sodass sie ihn anschauen konnte.
Wenn sie ihn sah, kam ihr alles andere nicht mehr so wichtig
vor. Nicht so bedrückend.
    Â»Willst du irgendwohin?«
    Violet schüttelte den Kopf. »Können wir einfach reden?«
    Â»Klar.« Er zuckte lässig die Schultern, aber Violet sah ihm
an, dass er besorgt war.
    Er folgte ihr zum Auto und sie stiegen ein.
    Violet ließ den Motor nicht an, sie wollte es jetzt lieber ruhig
haben. Das leise Prasseln des Regens auf dem Auto war wie eine
friedliche Hintergrundmusik. Jay wischte ihr die Regentropfen
von der Wange und strich ihr das nasse Haar aus dem Gesicht.
Violet hielt seine Hand, während sie nach Worten suchte.
    Jay drängte sie nicht.
    Sie sprach leise. »Als ich dir zum ersten Mal von den toten
Tieren erzählt hab, was hast du da gedacht?«
    Er schaute sie verwirrt an. Er hatte wohl mit etwas anderem
gerechnet. »Violet, da war ich sieben. Ich fand es megacool.
    Wahrscheinlich war ich sogar neidisch.«
    Sie verzog das Gesicht. »Fandest du es nicht gruselig? Hast
du nicht gedacht, ich bin total schräg

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