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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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Geschmack
loszuwerden.
    Vielleicht ließen sie sie jetzt in Ruhe.
    Es sei denn …
    Aber daran wollte sie gar nicht denken.
    Angenommen, sie war gar nicht durchgefallen?
    Angenommen, sie hatte den Test bestanden?

14. Kapitel

    Violet durchforstete den Kühlschrank nach etwas Essbarem
und versuchte, nicht mehr an die nachmittäglichen Ereignisse
beim FBI zu denken.
    Sie wollte nicht daran denken, was sie gesagt hatte und was
nicht. Sie versuchte, die Begegnung mit den Männern im Parkhaus
zu verdrängen. Und vor allem wollte sie nicht an das denken,
wovon Sara gesprochen hatte.
    Während Violet vorm Kühlschrank stand, tauchte ihre Mutter
hinter ihr auf und schaute ihr über die Schulter. Sie sagte
nichts dazu, dass es schon spät war und dass Violet nicht gesagt
hatte, wo sie hinfuhr und wann sie zurückkommen würde. Violet
war ihr dankbar dafür.
    Â»Lass mich mal.« Lächelnd schob ihre Mutter sie zur Seite.
    Violet war gespannt, was das geben sollte. Ihre Mutter war
nicht gerade die perfekte Hausfrau und Kochen stand auf der
Liste ihrer bescheidenen Fähigkeiten ganz unten. Aber dann überraschte sie Violet, als sie Schinken und eine Packung Eier
aus dem Kühlschrank holte. »Wie wär's mit Frühstück zum
Abendessen?«
    Violet nickte lächelnd.
    Frühstück zum Abendessen war schon als Kind ihr Favorit
gewesen. Pfannkuchen, Eier, Arme Ritter … Selbst Cornflakes
schmeckten am Ende des Tages irgendwie besser.
    Â»Super«, sagte Violet. »Soll ich helfen?«
    Ihre Mutter scheuchte sie weg, als wäre sie ein kleines Kind,
das immer im Weg steht. »Du setzt dich mal hin. Kommt ja
nicht oft vor, dass ich meiner Tochter ein Essen zaubere.«
    Und das ist noch untertrieben , dachte Violet, als sie sich setzte
und das Kinn in die Hand stützte. »Könntest du ruhig machen,
Mom. Ich wohne immer noch hier, weißt du?«
    Ihre Mutter sah sie strafend an und schlug die Eier in eine
Schüssel. »Halt dich mal lieber zurück. Du kannst von Glück
sagen, dass ich überhaupt koche.«
    Â»Glück? Hm, das wär jetzt nicht das erste Wort, das mir eingefallen
wäre.«
    Ihre Mutter bewarf sie mit dem Geschirrtuch und durchsuchte
die Schubladen. Sie schien sich in ihrer eigenen Küche
nicht zurechtzufinden. Violet schaute ihr zu und schmunzelte,
während ihre Mutter immer verzweifelter in denselben Schubladen
kramte. Schließlich musste Violet sie retten.
    Â»Der Schneebesen ist auf der Anrichte. In der Keramikdose,
die du selbst gemacht hast.«
    Ihre Mutter ließ ergeben die Hände sinken. »Danke«, sagte
sie seufzend.
    Violets Mutter war eine begabte Künstlerin, ein unentdecktes
Talent in ihrem kleinen Städtchen. Ihre Gemälde und Zeichnungen zierten die Wände ihres Hauses. Vor allem aber
arbeitete sie mit Ton, überall standen Dosen, Vasen und Schälchen
herum, die sie getöpfert hatte.
    Violet hatte keine kreative Ader.
    Sie hatte ein anderes Talent.
    Eins, das dem FBI offenbar nützen könnte. Zumindest einer
Beraterin des FBI.
    Sie schob den Gedanken beiseite, als ihre Mutter ihr einen
voll beladenen Teller mit Rührei, Schinken und Toast hinstellte.
Seltsam, dass etwas so Einfaches wie ein Gericht aus
Kindertagen alles wieder ins Lot bringen konnte.
    Sie aß hastig, nicht weil sie es eilig gehabt hätte, sondern weil
ihr Magen sich mit jedem Bissen besser anfühlte. Während der
Heimfahrt war die Übelkeit einem unangenehmen Gefühl der
Leere gewichen. Als wäre dort, wo ihr Magen hätte sein sollen,
ein großes Loch.
    Erst als sie die Stimme ihrer Mutter hörte, merkte sie, wie
sehr sie in Gedanken versunken gewesen war. Ihre Mutter
hatte die ganze Zeit neben ihr gesessen.
    Â»Ist alles in Ordnung?«, fragte sie, als Violet den nächsten
Bissen nahm.
    Â»Total lecker«, sagte Violet und trank das Glas Milch in
einem Zug leer. »Genau das hab ich jetzt gebraucht, Mom. Vielen
Dank.«
    Â»Gern geschehen. Aber das meinte ich gar nicht. Ich meine,
ob es dir gut geht? Du wirkst so, als hättest du irgendwas.«
Ihre Mutter fasste ihr ins Haar, wickelte eine lange Locke um
einen Finger und ließ sie wieder los. Voller Wärme schaute
sie Violet an. Seit einer Ewigkeit hatte Violet sich niemandem
anvertraut.
    Aber was hatte sie sich dabei gedacht? Sie wusste doch, dass
sie für ihre Mutter durchsichtig war. Ihre Mutter merkte es
immer, wenn ihr etwas auf

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