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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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»Guck dir Mike an. Er lässt sich einen Schnäuzer
wachsen.«
    Violet schaute genau hin. Es stimmte, über seiner Oberlippe
war ein dunkler Schatten zu erkennen.
    Â»Wieso das denn?«, fragte Violet und versuchte, nicht so auffällig
hinzugucken.
    Â»Weil ich ihm gesagt hab, dass ich drauf stehe. Ich wollte mal
sehen, ob er es für mich macht.«
    Violet hatte ein sehr unbehagliches Gefühl, als sie Mike anschaute.
Jetzt, wo sie wusste, was seine Familie durchgemacht
hatte. Er tat ihr richtig leid. Zum Glück hatte er keine Ahnung,
dass sie Bescheid wusste.
    Er grinste Chelsea an und bemerkte Violet kaum.
    Von einem Schnäuzer zu sprechen, war stark übertrieben. Es
war zwar etwas zu sehen, aber nur stellenweise, und die sprießenden
Härchen passten überhaupt nicht in sein hübsches Gesicht.
    Violet war verblüfft, dass Chelsea es in weniger als einer
Woche geschafft hatte, ihn so zu beeinflussen. Sie war wirklich
erstaunlich.
    Â»Hey Süßer«, sagte Chelsea so, wie man mit einem Baby
spricht. Er gab ihr einen flüchtigen Kuss. »Hast du mich vermisst?
«
    Violet hätte fast die Augen verdreht.
    Â»Ich hab die ganze Stunde an dich gedacht«, sagte er mit
heiserer Stimme. »Hast du den Zettel gefunden, den ich dir in
die Schultasche gesteckt hab?«
    Violet konnte sich nicht länger beherrschen, sie verdrehte
die Augen. Keiner von beiden bemerkte es.
    Â»Ja. So süß von dir.« Was für ein Geturtel. »Hat einer was zu
deinem Schnäuzer gesagt?«
    Mike zuckte zusammen, als würde ihm der ungleichmäßige
Flaum über seiner Lippe erst jetzt wieder einfallen. »Ein paar
Leute«, sagte er widerstrebend. Das waren bestimmt keine
Komplimente gewesen.
    Chelsea ging auf seinen gequälten Ton nicht ein. »Vi und
ich müssen jetzt rennen, sonst kommen wir zu spät.« Sie reckte
sich, um ihn zu küssen, dann fuhr sie mit dem Daumen über die
Härchen. »Bis nachher.«
    Chelsea zog Violet mit, die immer noch auf den Schnäuzer
starrte.
    Â»Und? Gefällt er dir?«, fragte Violet, während Chelsea sie
durch den Flur zerrte.
    Â»Der Schnäuzer?« Chelsea verzog das Gesicht. »Natürlich
nicht. Er sieht scheußlich aus.«
    Â»Warum dann?«
    Â»Hab ich doch gesagt, ich wollte nur sehen, ob er's macht.
    Violet wusste nicht, ob sie der Freundin zu ihren Überredungskünsten
gratulieren oder ihr Vorhaltungen machen
sollte. Schließlich tat sie keins von beidem, weil sie wusste, dass
es sowieso nichts brachte.

    Jay setzte sich Chelsea gegenüber und nahm ihre Hände in
seine. In der Cafeteria herrschte ein solcher Trubel, dass er
regelrecht brüllen musste.
    Â»Chelsea, bei allem, was dir lieb und teuer ist, bitte hör auf,
meinen Freund zu verschandeln.«
    Violet biss sich auf die Lippe, um nicht loszuprusten. Sie
wusste, wovon er sprach. Der Schnäuzer.
    Schnell zog Chelsea die Hände weg. »Ach, mach dich mal
locker. So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Außerdem
sorge ich dafür, dass er ihn am Wochenende wieder abrasiert.«
    Jay war erleichtert. »Je eher, desto besser. Der arme Kerl
muss sich echt was anhören deswegen.«
    Â»Er wird's schon überleben. Vertrau mir. Was nicht tötet,
härtet ab. Er wird gestärkt daraus hervorgehen.« Sie sagte es
ganz ernst, als glaubte sie wirklich, es sei zu Mikes Bestem.
    Jay fiel nicht darauf herein, doch er ließ das Thema fallen,
als Mike hinter Chelsea auftauchte und sie überschwänglich
auf die Wange küsste. Er schien unter Chelseas kleinem Experiment
nicht sonderlich zu leiden.
    Chelsea rieb sich über die Stelle, wo seine Lippen sie berührt
hatten, und schnitt eine Grimasse, die nur Violet und Jay sehen
konnten. »Hallo, Süßer«, sagte sie. »Jay hat grad erzählt, dass
ihm dein Schnäuzer nicht gefällt. Aber ich hab ihm gesagt, er
spinnt. Ich finde ihn scharf.«
    Mike war es peinlich, dass sie schon wieder darüber sprachen.
Violet merkte, dass es ein heikles Thema war. Sie fragte sich,
was Chelsea wohl angestellt hatte, dass er ihr unbedingt gefallen
wollte.
    Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, sah sie aus dem
Augenwinkel etwas, das ihr bekannt vorkam.
    Es war so vage und so schnell wieder verschwunden, dass sie
sich nicht sicher war, ob sie es wirklich gesehen hatte. Ein Blinken.
Wie ein schwacher Blitz.
    Violet wandte sich in die Richtung, aus der es

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