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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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gekommen
war, und fragte sich, was das wohl war.
    Viele Schüler saßen an den Tischen und standen an den
Wänden. Sie wuselten hin und her und schlenderten durch die
Flure.
    Vielleicht ein Fotoapparat. Oder das kurze Aufleuchten einer
Taschenlampe. Aber in der Schule, mitten am Tag?
    Vielleicht war es auch gar nichts gewesen.
    Doch, da war etwas. Dieser leise summende Rhythmus in
ihren Adern. Sie wusste, dass es nicht nichts war.
    Sie stand auf, ohne die anderen am Tisch zu beachten. »Bin
gleich wieder da«, sagte sie in die Runde, während sie nach
dem blinkenden Licht Ausschau hielt. Sie wusste nicht, woher
genau es gekommen war, und ging in Richtung der Flure. Sie
kannte fast alle, denen sie begegnete. Allerdings erkannte sie
niemand Bestimmten.
    Sie kam sich vor, als würde sie einem Phantom hinterherjagen.
Sie schaute allen ins Gesicht und suchte nach etwas, das
eine Person aus der Menge herausheben würde. Etwas, dessen
sich diese Person noch nicht einmal bewusst war.
    Es war dasselbe Licht, von dem sie in der Nacht geweckt
worden war, als die tote Katze vor ihrem Haus lag. Diese zuckenden
Blitze. Seitdem war so viel passiert, dass sie die Katze
fast vergessen hatte … und ihren Mörder. Und jetzt war es
hier, das Zeichen des Todes.
    Obwohl es verwaschen war, fast ganz verblichen im Tageslicht,
erkannte sie es.
    Eisfinger griffen nach ihrem Herzen, als sie daran dachte,
dass ein Mitschüler, jemand, den sie kannte und der ihr jeden
Tag so nah war, etwas so Grauenhaftes getan haben sollte.
    Als sie das Licht nicht fand, dachte sie schon, dass derjenige
wohl nicht mehr da war. Oder dass sie sich alles nur eingebildet
hatte.
    Doch da war es wieder, nur eine Andeutung des diffusen
Blinkens. Und so schnell wieder verschwunden, wie es gekommen
war. Jetzt war es weiter weg als vorhin.
    Vielleicht kommt es von draußen , dachte Violet und schaute
durchs Fenster.
    Sie zwängte sich durch die Menge, durch die Doppeltür am
Sekretariat und hinaus ins Tageslicht. Sie entdeckte ihn nicht,
denjenigen, der das Zeichen der toten Katze trug.
    Suchend ging sie weiter. Auf dem Parkplatz sah sie Autos
kommen und gehen. Schüler und Lehrer auf den Gehwegen.
    Ihr Herz schlug wie wild. Sie hatte Angst davor, die Wahrheit
herauszufinden. Und Angst davor, sie nicht herauszufinden.
    Sie ging langsamer, vorsichtig, schaute sich ganz genau um.
    Doch ihr wurde bald klar, dass sie zu spät kam. Er war nicht
mehr da.
    Sie kam ans Ende der Schulgebäude, wo der Parkplatz anfing,
und schaute sich um. Da war niemand. Kein Blinken. Sie
war allein.
    Sie seufzte enttäuscht. Sie wusste nicht, was sie davon halten
sollte.
    Dann sagte sie sich, dass sie müde war. Sie hatte kaum geschlafen.
Und zwar nicht nur eine Nacht, sondern mehrere
Nächte hintereinander. Vielleicht hatten ihre Gedanken sich
vor lauter Erschöpfung verselbständigt, vielleicht konnte sie
ihren Sinnen nicht mehr trauen.
    Sie schüttelte den Kopf, die Vorstellung war zu verstörend.
    Sie war nicht verrückt. Sie hatte wirklich etwas gesehen. Es war da gewesen, auch wenn es vielleicht kein Echo gewesen
war. Sie wartete noch ein paar Minuten, dann gab sie auf und
ging zurück in die Cafeteria.
    Heute Nacht , nahm sie sich fest vor, heute Nacht muss ich mal
schlafen.

Gier
    Wie merkwürdig, dass Violet aufstand und direkt auf sie zukam.
Als hätte sie gemerkt, dass sie beobachtet wurde.
    Aber das konnte nicht sein.
    Sie hatte Violet nur kurz beobachten wollen, um sich ein
wenig zu betäuben. Als Violet dann auf sie zukam, mit diesem
seltsamen Blick des Erkennens, verschwand sie, damit Violet sie
nicht entdecken konnte. Sie versteckte sich und warf einen kurzen
Blick auf das Leben, das sie selbst niemals führen würde.
    Die vollkommene Violet. Mit dem vollkommenen Leben.
    Sie verschwand um die Ecke, dann hielt sie wie erstarrt inne –
als säße sie in der Falle –, während sie darauf wartete, dass ihr
Vater in den Transporter stieg. Sie ärgerte sich darüber, dass er
darauf bestanden hatte, sie zu bringen. Schließlich war es seine
Schuld, dass sie überhaupt zu spät gekommen war. Sie hatte die
halbe Nacht wach gelegen und darauf gewartet, dass er endlich
einschlief.
    Als er losfuhr, ging sie einmal um das Schulgebäude herum.
Sie suchte nach einem anderen Eingang und fragte sich, was
passieren würde, wenn sie sich von Violet schnappen ließe.
    Sie spielte mit dem Gedanken, sich

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