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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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sie
doch länger so zusammen sein könnten. Für immer.
    Sie vermisste jetzt schon seine Nähe und seinen Duft. Sie
setzte sich auf, um ihm das T-Shirt zurückzugeben, das sie anhatte.
    Sein Lächeln war zu schön, um wahr zu sein. »Behalt es«,
sagte er. »Dir steht es sowieso besser.« Von seinem Blick schlug ihr Magen Purzelbäume. Es war ein Blick voller Zärtlichkeit.
Sie waren jetzt Teil von etwas Größerem, sie gehörten zusammen.
    Er zog seinen Kapuzenpulli über den nackten Oberkörper
und dann küsste er sie ein letztes Mal, er konnte sich kaum losreißen.
    Mit dem Daumen fuhr er über ihre Wange. »Ich liebe dich,
Violet Marie. Ich werde dich immer lieben.«
    Und dann ging er.
    Violet schlief wieder, in Jays T-Shirt gehüllt.
    Etwas Besseres gab es nicht gegen ihre Sorgen.

    Am nächsten Tag musste Jay arbeiten, aber sie riefen sich mehrmals
an. Er wollte hören, ob es Violet gut ging, ob sie immer
noch zu ihrer Entscheidung stand und ob sie ihn vermisste. Violet
rief ihn an, um seine Stimme zu hören. Und um Anzüglichkeiten
loszuwerden und ihn ein bisschen zu necken.
    Violet liebte dieses neue Spiel. Jay stöhnte am anderen Ende,
aber er unterbrach sie nicht.
    Alle Anrufe, die nicht von Jay kamen, ignorierte sie weiterhin.
Nicht nur die anonymen Anrufe, auch die von Sara Priest.
    Sara hatte noch mal auf ihre Mailbox gesprochen, und auch,
wenn sie nicht vom FBI aus anrief, fand Violet es unheimlich.
Sie wollte sich mit diesem Teil ihres Lebens jetzt nicht befassen,
zumal sie die neue Wendung ihrer Beziehung mit Jay gerade
so genoss.
    Doch am Nachmittag fühlte sie sich einsam und hatte Langeweile.
Sie saß in ihrem Zimmer an den Hausaufgaben, wurde
aber immer wieder von den Erinnerungen an die letzte Nacht
abgelenkt. Sie konnte Jays Haut auf ihrer regelrecht spüren, seine Lippen, die über ihren Körper wanderten und bisher unbekannte
Regionen erforschten. Wenn sie nur daran dachte,
wurde ihr schon schwindelig.
    Sie schaute aus dem Fenster. Der Wind wehte, heftiger jetzt
als vorhin, und die hohen Bäume vor dem Haus wurden von
den Böen hin und her gerissen.
    Violet liebte den Wind.
    Sie versuchte, sich auf den Text zu konzentrieren, den sie
lesen musste, doch die Geräusche draußen waren zu verlockend.
Sie klappte das Buch zu und legte es zur Seite. An so
einem herrlichen Nachmittag konnte sie nicht in der Bude hocken.
    Im Nu hatte sie sich umgezogen und lief ihre übliche Strecke.
Den iPod ließ sie ausgeschaltet, stattdessen lauschte sie
dem Wind, der ihr das Haar ins Gesicht peitschte, über den
Boden jagte und Blätter aufwirbelte.
    Zum ersten Mal seit Wochen bekam Violet den Kopf frei,
während sie mit Leib und Seele lief. Die Luft war frisch, sie
roch die Kälte und atmete sie in vollen Zügen ein. Solange sie
lief, blieb sie warm. Nur ihre Wangen prickelten.
    Ãœber ihr ächzten die Bäume protestierend, wenn ihre Äste
von den Böen zu weit gebogen wurden. Violet blickte auf und
sah, dass die Wipfel der Bäume wild hin und her schwankten.
Je mehr die Sonne sich neigte, desto kräftiger wurden die Böen.
    Irgendwo in der Nähe knackte ein Ast und Violet lief langsamer.
Auf einmal merkte sie, wie heftig es wehte. Der Himmel
verdüsterte sich, der Wald wirkte schemenhaft, und die Bäume
wogten und wankten durch den aufkommenden Sturm.
    Auf einmal fühlte sie sich unter den Nadelbäumen nicht
mehr so sicher. Sie waren der Gewalt des immer stürmischeren Windes nicht gewachsen. Violet kannte sich hier gut aus und
sie wusste, dass sie am schnellsten aus dem Wald hinauskam,
wenn sie vom Weg abwich und zur Straße lief.
    So schnell sie konnte, rannte sie durchs Gestrüpp. Sie lief
an vermodernden Baumstümpfen vorbei und sprang über umgestürzte
Bäume. Es war nicht weit, und solange es noch nicht
ganz dunkel war, konnte sie den Weg leicht finden.
    Da blieb sie mit dem Saum ihrer Laufhose an einem krummen
Ast hängen, der aus dem Unterholz ragte. Der Wind peitschte
ihr immer noch ins Gesicht, mit gesenktem Kopf stemmte sie
sich dagegen.
    Als sie sich bückte, um die Hose von dem Ast loszumachen,
sah sie aus dem Augenwinkel ein Flackern. Sie drehte sich um
und schaute gespannt in die Richtung. Kurz darauf sah sie es
wieder, das gleiche weiße Licht, es schien aus dem Nichts zu
kommen. Ein Blinken.
    Sie ging darauf zu, weg von der Straße. Es blitzte zwischen
den

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