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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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Bäumen auf, und als es dunkler wurde, war es leichter zu
orten. Doch als sie näher kam, war sie sich nicht mehr so sicher,
ob es wirklich das war, was sie vermutete.
    Vor sich sah sie die Rückseite eines Hauses. Sie ging langsam
und vorsichtig darauf zu, bis sie fast im Garten stand.
    Die Nacht war plötzlich da und verschluckte sämtliches
Licht. Violet kam es vor, als stünde sie im Nichts. Selbst von
hinten sah das Haus trostlos aus, und langsam dämmerte es
ihr, dass sie es schon einmal gesehen hatte.
    Drinnen brannte kein Licht, doch hinter den Vorhängen
eines Fensters war dieses Flackern. Sie blinzelte, sie wusste,
woran das zuckende Licht sie erinnerte, und sie fragte sich, ob
im Haus vielleicht ein Fernseher lief.
    Der Wind peitschte ihr in den Rücken und zauste mit seinen
Eisfingern ihr Haar. Wieder knackte ein Ast, diesmal fast genau
über ihrem Kopf. Violet fuhr zusammen, auf einmal war ihr
schwindelig, aber sie ließ das Fenster keinen Moment aus den
Augen.
    Dann wurde ihr mit einem Mal klar, weshalb das Licht nicht
von einem Fernseher oder einem anderen elektronischen Gerät
stammen konnte. Sie schaute über das Grundstück, dann bis
zur Straße auf der anderen Seite.
    So weit sie sehen konnte, war alles dunkel. Keine Straßenlaterne,
keine Ampeln in der Ferne. Nichts .
    Es gab keine Elektrizität. Durch den Sturm war in der ganzen
Gegend der Strom ausgefallen.
    Und in dem Haus blitzte wieder das weiße Licht auf.
    Violet wusste, was es war. Es war das gleiche Licht, das sie in
der Nacht gesehen hatte, als sie geweckt worden war. Im Dunkeln
war es fast unverkennbar. Es war das gleiche Echo wie das
der toten Katze.
    Derjenige, der die Katze getötet hatte, war da drin.
    Sie stolperte zurück, jetzt wollte sie nur noch weg. Sie lief
zur Straße, weg von Mikes Haus.

    Auf dem Heimweg hatte Violet Zeit zum Nachdenken. Mehr
als genug.
    An den düsteren Straßen, wo sie vor dem Wind nicht geschützt
war, wo es keine Bäume und Sträucher gab, musste
sie aufpassen. Ein paar Mal warf eine Böe sie fast um. Kleine
Bäume und Äste auf der Straße bildeten einen Hindernisparcours,
und während Violet sich einen Weg hindurchbahnte,
krachten weitere Äste herunter.
    Den ganzen Heimweg über gab es keinen Strom und die
Finsternis war bedrückend. Ein weiteres Hindernis, das sie bei
jedem Schritt zu besonderer Vorsicht zwang.
    Doch sie musste die ganze Zeit an das denken, was sie gerade
gesehen hatte. Die einsamen Blitze in einem Bild von lauter
Schatten, das Flackerlicht, das durchs Fenster drang und Violet
daran erinnerte, dass jemand sie verfolgt hatte, mit Anrufen
und Schlimmerem.
    Und jetzt wusste sie, wer es war.
    Sie hatte sofort und ohne jeden Zweifel gewusst, dass es
nicht Mike war. Seit der Sache mit der Katze hatte sie ihn so
oft gesehen und kein Echo an ihm bemerkt. Und dann war
da natürlich die Mädchenhandschrift auf dem Zettel, das rosa
Papier und der lila Duftfilzstift.
    Sie erinnerte sich auch daran, wie Mikes kleine Schwester
mit Jay geflirtet hatte, als er bei ihnen zu Hause vorbeigefahren
war und Megan nicht wusste, dass Violet im Auto saß und sie
beobachtete.
    Bei dem Gedanken, dass das hübsche Mädchen das arme
Kätzchen umgebracht hatte, lief es Violet eiskalt über den Rücken.
Wie krank musste man sein, um einem Tier die Hände
um den Hals zu legen und ihm das Genick zu brechen … und
das Tier dann noch einer anderen als Botschaft vor die Tür zu
legen.
    Und was für eine Botschaft sollte das sein? Was hatte Violet
Mikes Schwester getan, dass sie sie so sehr hasste?
    Aber das war gar nicht wichtig. Ganz gleich, was für einen
Grund sie hatte und was sie Violet vorwarf, sie war krank und
jemand musste sie aufhalten. Bevor sie noch jemandem etwas
antat.
    Violet wusste, dass sie jetzt mit der Geheimniskrämerei aufhören
musste. Sie musste es Jay erzählen.
    Ihr Vater lief mit einer Taschenlampe auf der Veranda hin
und her und wartete auf sie. Schnell kam er ihr bis zur Straße
entgegen. Violet zitterte, sowohl von dem kalten, schneidenden
Wind als auch von der furchtbaren Entdeckung im Wald.
    Â»Violet«, schimpfte ihr Vater, zog seine Jacke aus und legte
sie ihr um die Schultern. »Was hast du dir bloß dabei gedacht,
an so einem Abend laufen zu gehen? Deine Mutter wollte
schon die Polizei anrufen.« Er umarmte sie fest und führte sie
die Treppe hinauf. Violet schmiegte

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