Ruf der verlorenen Seelen
sich in ihren Armen um und lächelte, doch in
seinem Grinsen lag gespieltes Misstrauen. »Versuchst du etwa
abzulenken, Violet Ambrose?«
»Du bist gar nicht so dumm, wie du aussiehst«, sagte sie und
er zog sie aufs Bett.
»Und du bist nicht so witzig, wie du glaubst.« Er lieà den
Mund über ihrem schweben, seine Umarmung wurde fester, er
presste sie an sich. Kichernd versuchte Violet, sich zu befreien,
doch Jay lieà sie nicht los. Er küsste ihren Hals und liebkoste
sie mit den Lippen, bis es nicht mehr sein fester Griff war, der
Violet den Atem raubte.
»Ach ja, und Violet«, flüsterte er ihr ins Ohr und sein Atem
kitzelte sie. »Ich bin immer noch dein bester Freund. Vergiss
das nicht.«
Violet überlegte, was sie darauf erwidern könnte, aber sie
brachte nur »Bitte hör nicht auf« heraus. Es machte ihr nichts
aus zu betteln, wenn sie damit ans Ziel kam.
Und das kam sie. Jay küsste sie tief und leidenschaftlich.
Er lieà sie auf die Kissen sinken und sie wartete darauf, dass
er sagte, für heute seien sie weit genug gegangen. Aber das
wollte sie nicht. Sie wollte, dass er weitermachte. Sie wollte,
dass er sie berührte, küsste, erkundete. Ihr Körper sehnte sich
danach. Sie klammerte sich so fest an ihn, dass ihr die Hände
wehtaten. Alles in ihrem Innern tat weh.
Jay war jetzt über ihr, sie schlang die Beine um seinen Körper,
zog seine Hüften näher heran, gab ihm mit jeder Bewegung zu verstehen, dass sie ihn wollte, dass sie es wollte, und
zwar jetzt.
»Bist du dir sicher?«, fragte Jay und nahm die Lippen dabei
kaum von ihren.
Sie nickte, doch als sie zu sprechen versuchte, zitterte ihre
Stimme. Sie hoffte, dass er das nicht falsch deutete. »Natürlich.
« Sie war nervös, ängstlich und erregt, alles zugleich.
Er lächelte, während er sie weiter küsste, und sie schmolz
unter ihm, ihr Herz hämmerte wie verrückt.
Er fasste nach seiner Brieftasche. »Ich hab ein Kondom
dabei.« Seine Stimme war rau.
Violet lächelte. Sie hatte so lange auf diesen Moment gewartet,
dass auch sie vorbereitet war, aber sie freute sich, dass
er daran gedacht hatte. »Ich auch«, sagte sie und holte eine
Handvoll Kondome aus der Nachttischschublade. »Ich wusste,
dass ich dich rumkriege.«
Er stöhnte, seine Lippen wanderten zu ihrem Hals, dann
zog er sein T-Shirt über den Kopf.
Violet fand ihn so schön. Er war genau richtig für sie.
Und als er ihr langsam das T-Shirt über den Kopf zog und
sie vor Erwartung Gänsehaut bekam, da fragte sie sich, warum
sie so lange bis hierher gebraucht hatten.
Nichts hatte sich verändert, als sie sich endlich entschlossen
hatten, miteinander zu schlafen. Nichts â und doch alles.
Violet konnte es kaum fassen, was sie getan hatten. Dass
sie sich einander hingegeben hatten. Es war so wundervoll, so
schön und ganz anders, als sie gedacht hatte.
Der Schmerz war stärker gewesen als erwartet und sie hätte
fast aufgeschrien. Natürlich hatte Jay es gemerkt, als sie sich erst verkrampfte und dann anfing zu zittern. Tränen waren ihr
in die Augen gestiegen, aber sie hatte nicht geweint.
Jay wollte, dass sie aufhörten, aber das lieà Violet nicht zu.
Stattdessen hatten sie gewartet, Jay hatte sie gehalten, ihr Haar
gestreichelt, ihre Schultern, ihr Gesicht, bis der Schmerz nachlieÃ.
Später, als sie in seinen Armen lag, zitterte sie wieder.
Jay umarmte sie fest. »Was ist? Du bereust es doch nicht,
oder?« Es klang so zärtlich, dass sich ihr Herz zusammenzog.
»Natürlich nicht. Wie könnte ich das bereuen?«
Sanft küsste er ihre Augen. »Warum zitterst du dann? Ich
wollte dir nicht wehtun, Vi.«
Sie schüttelte den Kopf und stieà ihm dabei ungeschickt ans
Kinn. »Ich weià auch nicht, warum.« Sie fuhr mit den Fingerspitzen
über seinen Arm und prägte sich das Gefühl der Härchen
ein, seiner Haut und der Muskeln darunter. »Es ist nur â¦
es ist eine groÃe Sache. Verstehst du?«
Jay lächelte. Es war ein zufriedenes Lächeln. »Ja.« Er lehnte
sich zurück und zog sie an sich. »Es war eine groÃe Sache. Eine
richtig groÃe Sache.«
Sie hätte ihn gern geschubst, ein bisschen rumgealbert, aber
sie war zu erschöpft.
Als Jay schlieÃlich aufstand, stützte Violet sich auf den Ellbogen
und schaute ihm zu, wie er seine Jeans zuknöpfte. Wenn
Weitere Kostenlose Bücher