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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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Schwester.«
    Â»Megan?«, sagte er ungläubig. »Warum sollte sie so etwas
tun?«
    Â»Ich weiß es nicht, Jay. Aber eins ist sicher, sie ist total gestört.
« Wut stieg in ihr hoch, ihre Wangen wurden heiß. Sie
dachte an den Abend, als sie wegen der Brieftasche bei Mike
vorbeigefahren waren – wie Megan mit Jay geflirtet hatte.
»Vielleicht steht sie auf dich. Vielleicht passt es ihr nicht, dass
wir zusammen sind, weil sie selbst gern deine Freundin wäre.«
    Da lachte er, leise nur.
    Aber es genügte. Violet merkte, wie sich alles in ihr sträubte.
    Ã„rgerlich sagte sie: »Was soll das, Jay? Das ist absolut nicht
witzig. Ich weiß nicht, was für ein Problem sie hat, aber es ist
ernst. Sie hat eine Katze getötet. Und aus irgendeinem perversen
Grund hat sie mir die Katze als Botschaft vors Haus gelegt.
    Und dann der Zettel. Sie ist krank, Jay. Sie braucht Hilfe.«
    Violet wartete darauf, dass er etwas sagte, irgendetwas, zum
Zeichen, dass er sie verstand. Sie krallte eine Hand in die Bettdecke
und ließ sie wieder los, während sie auf seine Antwort
wartete.
    Â»Violet, ich glaube, du irrst dich.«
    Sie kniff die Augen zu.
    Â»Die Familie hat in letzter Zeit viel mitgemacht. Mikes Mutter
ist abgehauen und sein Vater packt das alles kaum. Seine
Schwester ist so ziemlich alles, was Mike noch hat.«
    Das fehlte noch, dass sie jetzt Mitleid mit Megan haben
sollte. »Das ändert nichts an dem, was ich gesehen habe.«
    Â»Vielleicht warst du durcheinander. Es war dunkel, vielleicht
war das gar kein Echo. Es wäre nicht das erste Mal, dass du dich
täuschst.«
    Violet fand Jays Behauptung völlig unpassend. Sie spürte ein
Brennen hinter den Augenlidern und blinzelte wütend die Tränen
weg.
    Hatte Jay ihr nicht neulich noch versichert, dass er immer
noch ihr bester Freund war? Sie hatte die Nacht in seinen
Armen verbracht, sie hatten Schwüre und Liebesgeflüster ausgetauscht.
Sie hatte sich ihm ganz und gar hingegeben. Wie
konnte er an ihr zweifeln? Gerade jetzt und in dieser Sache.
    Â»Ich täusche mich nicht«, sagte sie leise. Sie ärgerte sich
über ihre wacklige Stimme. »Du täuschst dich, Jay. Diesmal
täuschst du dich.«
    Sie beendete das Gespräch und jetzt hielt sie die Tränen nicht
länger zurück. Sie schlang die Arme um das Kopfkissen und
schluchzte. Sie kämpfte nicht dagegen an, sie versuchte nicht,
sich zu sagen, dass alles wieder gut werden würde, sie ließ die
Tränen einfach fließen.
    Zum ersten Mal seit Monaten ließ sie es zu, dass sie wütend
war, sich verraten fühlte, einsam und voller Angst. All das, was
sie so erfolgreich verdrängt hatte.
    Sie weinte, bis ihr die Augen weh taten und ihr Gesicht ganz
verquollen war. Sie fühlte sich erschöpft und leer. Hohl. Es
fühlte sich gut an, dieses Nichts. Und dann schlief sie ein.
    Ihr Handy klingelte – besser gesagt, es vibrierte – unter ihrem
Kopfkissen. Violet holte es hervor und schaute blinzelnd auf
das Display.
    Ihre Augen fühlten sich an, als wären sie mit Stahlwolle
gescheuert worden. Durch den wässrigen Schleier konnte sie
kaum etwas erkennen. Das Display leuchtete im Dunkeln.
    Der Wecker auf dem Nachttisch zeigte 2:03 Uhr.
    Auf dem Handy stand: unbekannt.
    Ihre Kehle wurde eng und ihr Herz raste, als sie sich aufsetzte.
Sie erwog, den Anruf zu ignorieren. Aber sie musste
schnell entscheiden, sonst war die Chance vorüber. Sie machte
die Augen zu und nahm den Anruf an.
    Sie räusperte sich. »Hallo?« Ihre Stimme war kratzig.
    Wie üblich blieb es am anderen Ende still. Violet lauschte
angestrengt, sie wollte irgendetwas hören, was die Identität des
Mädchens bestätigte. Sie hielt sich das andere Ohr zu.
    Â»Hallo?«, sagte Violet wieder, ihre Stimme kaum ein Flüstern.
    Schweigen.
    Violet war nervös, doch sie versuchte, selbstsicher zu klingen.
»Ich weiß, wer du bist«, sagte sie.
    Und da war es. Jetzt hatte sie es gehört. Es gab keinen Zweifel,
da war etwas – jemand – am anderen Ende. Sie war sich
sicher, dass das Mädchen zuhörte.
    Sie hörte ein kleines Rascheln, als ob das Telefon bewegt
würde.
    Sie wartete einen Moment, dann sagte sie so ruhig wie möglich:
»Ich weiß, was du getan hast.« Das Herz sprang ihr fast
aus der Brust. »Ich weiß, dass du die Katze getötet und mir
hingelegt hast.«
    Die Stille um

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