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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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Tüte.«
    Violet sah, wie Mike sich besorgt zu Chelsea hinüberbeugte
und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Chelsea verzog das Gesicht und
wandte sich von ihm ab. Sie versuchte nicht mal, höflich zu
sein.
    Es muss ihr wirklich schlecht gehen, dachte Violet, wenn sie
sogar Mike die kalte Schulter zeigt.

    Von außen sah der Laden rustikal und charmant aus; die Wände
waren aus naturbelassenen Holzstämmen. Es wirkte wie ein
idyllischer Bauernladen. Innen war er vollgestopft und unaufgeräumt.
Die Inhaber hatten – vermutlich aus der Not heraus –
jeden Zentimeter in den Regalen, auf dem Boden und auf dem
Tresen genutzt. Alle Wände waren vollgestellt mit Verkaufsartikeln.
Und wo es keine Waren gab, hingen Schilder mit Produkten,
die man bestellen konnte.
    Im Laden war es fast so kalt wie draußen. Violet war froh,
dass sie ihre Schneestiefel und die dicke Winterjacke trug und
dass sie vorm Aussteigen den Schal wieder umgebunden und
ihre Mütze aufgesetzt hatte.
    Chelseas Wünsche ließen sich leicht erfüllen. Sie kauften
außerdem Chips, Trockenfleisch, Limo und ein paar Snacks.
    Jay packte zusätzlich noch Violets Lieblingskekse ein.
    Violet erwog kurz, ihre Eltern anzurufen und ihnen zu sagen,
dass sie gut angekommen war. Zwischen der Kühltruhe und
einem Regal mit Motoröl und Propangasflaschen hatte sie das
Münztelefon entdeckt. Darüber hing eine Pinnwand mit lauter
bunten Zetteln.
    Aber dann verwarf sie den Gedanken wieder. Ihre Eltern
erwarteten keinen Anruf, und Violet wollte doch eigentlich
selbstständiger werden und ihren Eltern beweisen, dass sie ihr
vertrauen konnten. Ein Anruf wäre da eher kontraproduktiv.
    Also ging sie an dem Telefon vorbei, ohne noch einen Blick
darauf zu werfen.
    Wäre sie stehen geblieben, hätte sie die Nachricht gesehen.
    Eine Nachricht für sie.

    Jay parkte den Wagen unten an der Straße, anstatt den kurvigen
Weg zu der Hütte hochzufahren.
    Der Transporter von Mikes Vater war nicht da, doch an den
frischen Spuren im Schnee sahen sie, dass er schon vorbeigeschaut
hatte. Violet fand es richtig, unten zu parken. Zwar hatte
der Wagen Schneeketten, aber der Weg war einfach zu steil.
    Also mussten sie alle Sachen den Hügel hinaufschleppen,
was ziemlich mühsam war, weil der Schnee über einen halben
Meter hoch lag. Wenigstens konnten sie in den Spuren des
Transporters laufen.
    Kräcker und Cola schienen bei Chelsea Wunder gewirkt zu
haben. Als sie oben ankamen, war sie wieder ganz die Alte. Sie
entschuldigte sich sogar bei Mike dafür, dass sie so »grantig« gewesen sei, ein Wort, das Violet noch nie aus Chelseas Mund
gehört hatte. Schon gar nicht in dieser Tonlage.
    Die Hütte war nicht das malerische Berghäuschen, das Violet
sich vorgestellt hatte, sondern eher eine Schutzhütte. Eigentlich
ein besserer Schuppen mit Klo.
    Es gab kaum Möbel, die Küche war winzig und alles roch
leicht muffig. Das einzig Gute war ein überdimensionierter
Kamin, in dem das Feuer schon knisterte. Es erfüllte die Hütte
mit einer einladenden Wärme, die Violet spürte, noch ehe sie
über die Schwelle getreten war.
    Â»Wow«, sagte Jay – er hatte es offenbar gern einfach und
rustikal. »Das ist ja cool. Wie lange habt ihr das Ding schon?«
    Mike zuckte die Achseln, warf seine abgenutzte Reisetasche
auf den Boden, und Violet hätte schwören können, dass eine
Staubwolke aufwirbelte. »Sie hat meinen Großeltern gehört,
und als die gestorben sind, haben meine Eltern sie geerbt.«
    Â»Und wo ist deine Mutter? Du erwähnst sie nie. Kommt sie
auch?«, fragte Claire. Sie wischte über einen Holzstuhl, bevor
sie ihren edlen Koffer darauf abstellte. Typisch Claire, mit
einem Designerkoffer in die Wildnis zu reisen.
    Chelsea schaute Claire vorwurfsvoll an und antwortete an
Mikes Stelle. »Mikes Mutter wohnt nicht mehr bei ihnen. Er
spricht nicht gern darüber.«
    Aber Mike zuckte nur mit den Schultern und sagte: »Schon
gut. Sie ist schon vor einer ganzen Weile abgehauen und lässt
nichts mehr von sich hören.« Dann hob er einen Finger. »Moment
mal.« Er schaute in den kleinen Flur, der von dem großen
Wohnraum abging. »Megan?«, rief er.
    Kurz darauf wurde eine Tür geöffnet. »Was ist?« Es klang
genervt.
    Â»Ich wollte dir nur sagen, dass wir da sind. Hat Dad gesagt,
wann er wiederkommt?«
    Nach mehreren langen Sekunden schaute

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