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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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gelegen und voller Angst auf den Anruf von Sara oder
Rafe gewartet.
    Da das tote Wesen schon zur Ruhe gebettet war, spürte Violet
wenigstens nicht so ein Unbehagen, wie es sie sonst immer
quälte, wenn sie einen Toten zurückließ. Allmählich fragte sie
sich, ob sie ihre seltsame Gabe überhaupt selbst richtig verstand.
    Sie nahm das Handy aus der Tasche und schaute auf das
Display. Immer noch keine Nachrichten.
    Ihre Mutter reichte ihr die Cornflakes. »Du siehst aus, als
müsstest du mal raus hier. Der Ausflug am Wochenende ist sicherlich
gut für dich.«
    Violet lehnte die Cornflakes dankend ab. Nach allem, was
gestern passiert war, hatte sie fast vergessen, dass sie morgen
wegfahren wollten.
    So viel zu diesem Plan, dachte sie grimmig. Nach dem, was
sie bei Roger Hartman gefunden hatte, war der Familie von
Mike und Megan morgen bestimmt nicht nach einem Ausflug
zumute.
    Jetzt hatte sie zu allem Überfluss auch noch ein schlechtes
Gewissen. Aber bis Sara anrief, wollte sie einfach so tun, als ob
nichts wäre.
    Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande und trank ihren
Kaffee aus. »Ich glaube, ich hab Jays Auto gehört«, log sie, gab
ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange und nahm ihre Schultasche.
»Bis heute Nachmittag.«
    Schnell verschwand sie zur Tür hinaus und wartete die letzten
Minuten in der Einfahrt. Die kalte Winterluft füllte ihre
Lunge.

    Irgendwann in der dritten Stunde vibrierte das Handy in ihrer
Tasche. Sie schaute darauf und sah, dass sie einen Anruf von
Sara verpasst hatte. Sie sagte der Lehrerin, es gehe ihr nicht
gut, und verließ die Klasse, angeblich um ins Krankenzimmer
zu gehen.
    Sie wählte Saras Nummer und wartete gespannt. Sara kam
gleich zur Sache: »Tut mir leid, Violet, es war nicht das, was
Sie dachten. Es war nur ein Hund.«
    Nach diesen Worten spürte Violet wieder die Kälte des Echos. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. »W-wie meinen
Sie das, es war ein Hund?«
    Â»Wir waren mit einem Suchtrupp auf dem Hartman-
Grundstück und haben den Hund in der Plane gefunden.
Einen Schäferhund. Roger Hartman haben wir noch nicht erreicht,
aber ich gehe davon aus, dass er etwas mit der Sache zu
tun hat.«
    Violet schwirrte der Kopf, sie brachte kein Wort heraus.
    Unter der Kiefer war ein Hund begraben?
    Nicht Serena Russo?
    O nein, stöhnte sie innerlich. Sie hatte Sara und wer weiß
wie viele andere Leute dorthin geschickt, damit sie nach einer
Leiche suchten … der Leiche einer Frau. Sie schämte sich in
Grund und Boden. Alle ihre guten Absichten waren dahin, alle
Hoffnungen, etwas Positives bewirkt zu haben.
    Sie atmete tief durch. »Warum glauben Sie, dass er etwas
damit zu tun hatte?
    Sara antwortete, ohne zu zögern. »Der Hund ist keines natürlichen
Todes gestorben. Jemand hat ihm das Genick gebrochen.
«
    Violet hatte an die Wand gelehnt dagestanden, jetzt beugte
sie sich vor, eine Hand auf dem Knie, mit der anderen presste sie
das Telefon ans Ohr. Sie musste sich einen Moment sammeln.
    Sie sah die kleine Katze vor sich, wie sie in der Kiste lag, den
zarten Hals gebrochen.
    Sie hörte sich »Tschüs« sagen, ihre Stimme klang weit weg,
als gehörte sie jemand anders. Sie blieb in dem stillen Flur stehen,
bis die Benommenheit sich legte.
    Violet glaubte jetzt zu verstehen, weshalb das tote Wesen,
das sie gefunden hatte, sie nicht so eindringlich gerufen hatte.
    Jemand – vielleicht sogar Roger Hartman – hatte den Hund
begraben. Damit hatte sein Tod einen Abschluss gefunden.
    Und wenn sie Sara und ihre Leute auch in die Irre geführt
hatte, so hatte die Sache doch etwas Gutes.
    Möglicherweise lebte die Mutter von Mike und Megan ja
noch.
    Wenn sie nun wirklich bloß abgehauen war. Das wäre doch
besser für die beiden, oder? Dann gäbe es immer noch eine
Chance für die Familie, wieder vereint zu werden.
    Violet steckte das Handy ein, weil sie ja eigentlich im Krankenzimmer
sein und nicht telefonieren sollte, dann ging sie
wieder in die Klasse.
    Vielleicht hatte ihre Mutter heute Morgen recht gehabt.
    Vielleicht musste sie wirklich mal raus.

27. Kapitel

    Der nächste Morgen kam schnell, und Chelsea behielt
wie immer recht. Violet kam mit auf den Ausflug zur Hütte.
    Ganz überzeugt war sie immer noch nicht, aber die Vorbereitungen
liefen schon. Jay wollte sie mit Chelsea, Mike und
Claire abholen.
    Jules hatte sich aus diesem Trip ausgeklinkt, sie

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