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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Beide winkten mir zu und lächelten. Dann nahmen sie sich an den Händen und schritten durch das Tor in die Ewigkeit. Zurück in den Frieden der großen Mutter. Ein tiefe Traurigkeit überkam mich, weil ich das unbestimmte Gefühl hatte, dass mir dieser Frieden für immer verwehrt blieb.
    „Tu es très triste. Du bist sehr traurig. Warum, mon cœur?“, fragte Armand, als ich aufwachte.
    „Ich habe meine Mutter gesehen“, flüsterte ich.
    Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Einen Moment lang wollte ich sie unterdrücken. Aber dann weinte ich hemmungslos in seinen Armen. Ich hatte nicht darüber reden wollen, und Armand hatte das akzeptiert. Doch jetzt war der Druck in meinem Inneren so groß, dass ich es nicht länger ertragen konnte. Ich erzählte ihm von meinem Besuch in der Totenwelt. Von dem, was während Crests Angriff geschehen war. Und von dem Traum, in dem Mama und Tante Lilly sich von mir verabschiedeten, um in die Ewigkeit zurückzukehren. Armand lächelte, als ich von Lilly erzählte.
    „Es geht ihr gut dort. Sie und Mama sind zusammen. Sie sagte, ich soll dich von ihr grüßen, dir sagen, dass sie dich liebt und dass es keinen Grund gibt, sich zu fürchten.“
    „Ich bin froh, dass es für uns nicht doch irgendwo eine Hölle gibt, wenn wir sterben.“
    „Vermisst du Lilly?“
    „Sie war eine sehr gute Freundin. Für einige Jahre.“
    Ende Februar fühlte ich mich stark genug, um über eine Heimkehr nachzudenken. Ich vermisste Gorlem Manor und meine Freunde dort. In London lag Schnee. Und in Franklins Kaminzimmer brannte ein warmes Feuer. Ich bekam mit einem Mal große Sehnsucht nach meinem Zuhause, wenn ich darüber nachdachte. Ich wollte nicht länger hier bleiben und darauf warten, dass Karim mich für gesund erklärte. Meiner Meinung nach war ich gesund. Außerdem würde ich ja mit Armand zurückreisen. Das wäre bei weitem nicht so anstrengend wie ein Flug mit Einchecken, Auschecken und all dem Drumherum.
    Als Karim am Nachmittag auf der Terrasse nach mir sah, bat ich ihn darum, Amun-Ra verlassen zu dürfen.
    „Ich werde dich nicht davon abhalten, denn ich kann gut verstehen, dass du wieder in dein vertrautes Umfeld zurück möchtest. Doch Athaír möchte dich noch einmal sehen, ehe du abreist. Wenn es dir nicht zu viel ausmacht, dann wäre ich dir dankbar, wenn du ihm diese Höflichkeit erweist. Nach allem, was er für dich getan hat.“
    Ich spannte mich unwillkürlich an. Was wollte der Vampir von mir? Und was würde Armand dazu sagen? Kannte er Athaír? Als ich seinen Namen nannte, war von Armand keine Reaktion gekommen. Doch was Karim sagte, stimmte. Athaír hatte mir das Tor zur Totenwelt geöffnet und das Elixier gebraut, das mein Leben gerettet hatte. Und für beides hatte er keinerlei Gegenleistung verlangt. So gesehen, war ich ihm diesen Abschiedsbesuch schuldig. Unsicher stimmte ich zu.
    Überraschenderweise hatte Armand keinerlei Einwände gegen den Besuch bei dem Wüstenmagier. Er bestand lediglich darauf, mich selbst zu ihm zu bringen, was Balsam für meine überreizten Nerven war. Ich nahm Abschied von den Menschen im Amun-Ra, da Armand und ich direkt weiter nach London reisen würden. Mein Gepäck und die Artefakte aus dem Museum hatte Karim bereits per Luftfracht am Morgen vorausgeschickt. Vermutlich würden sie eher in London sein als wir.
    Armand kannte den Weg, ohne dass ich ein Wort hätte sagen müssen. Das verblüffte mich, doch ich fragte nicht weiter. Wenig später standen wir unter dem Torbogen und blickten in Athaírs Zauberwerkstatt. Er saß an seinem Arbeitstisch, eine alte Schriftrolle vor sich ausgebreitet.
    „Athaír?“
    „Komm herein, Melissa. Es besteht kein Grund im Türrahmen stehen zu bleiben.“ Er drehte sich noch immer nicht zu mir um, hantierte stattdessen mit einigen Phiolen, in die er eine bläuliche Flüssigkeit abmaß. „Es war dumm von dir, den Trank zu vergessen. Es hätte dich fast das Leben gekostet.“
    „Um mir das zu sagen, hast du mich noch einmal hergebeten?“ Mein Ton war vorwurfsvoll, obwohl ich das nicht beabsichtigt hatte. Aber immerhin legte er endlich seine Sachen beiseite, erhob sich und drehte sich zu uns um. Sein schwarzes Haar war jetzt schulterlang und glänzend. Anscheinend hatte er es bei meinem ersten Besuch frisch geschnitten. Als er Armand erblickte, hob er überrascht die Augenbrauen.
    „Armand? Dann hat mich mein Instinkt also doch nicht getrogen. Du bist wirklich gekommen, um deinem Kind

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