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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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schmerzten. In meinen Beinen und meinem Rücken krampfte es höllisch. Die Kälte war mörderisch. Meine Glieder schier zu Eis erstarrt. Ich versuchte, mich zu bewegen, doch der Schmerz, der augenblicklich meinen ganzen Körper erfasste, ließ mich nach Luft schnappen. Ich biss eisern die Zähne zusammen. Da flammte plötzlich die Fackel an der Wand wieder auf. Mein Liebster war erwacht.
    „Wie machst du das?“
    „Mit meinen Gedanken“, antwortete Armand. „Es braucht ein paar Jahrzehnte, um diese Kraft zu entwickeln, aber es lohnt sich.“ Er richtete sich halb auf und blickte mich mit gerunzelter Stirn an. „Ist mit dir alles in Ordnung?“
    „Nein. Mir tut alles weh. Mein Körper fühlt sich starr und fremd an.“
    Er wurde sehr ernst. „Es würde besser werden wenn … “
    Natürlich verstand ich. Und ich wusste auch, warum er es nicht aussprach. Aber von einem Mal? Und wenn ich nur ganz wenig … ?
    Er war schon bei mir, riss sich eine Wunde an der Kehle und als hätte ich keinen eigenen Willen, presste ich sofort meine Lippen darauf und trank. Einmal, zweimal, dreimal. Nur nicht zuviel. Armand löste mich mit sanfter Gewalt. Offenbar konnte ich den Rausch alleine doch nicht so gut beherrschen, wie ich mir einredete. Das Blut tat augenblicklich seine Wirkung, der Schmerz in meinen Gliedern ließ nach.
    „Ich muss jetzt trinken“, ließ er mich wissen. „Wenn ich zurückkomme, machen wir uns auf den Weg nach New Orleans. Zum Mardi Gras. Bleib hier und warte auf mich.“
    „Hier?“ Ich schrie fast vor aufwallender Panik.
    „Hier bist du sicher. Niemand kann hierher kommen.“
    „Außer einem anderen Vampir.“
    „Ich weiß, an wen du denkst, doch gerade der wird nicht einmal dann hierher kommen, wenn er weiß, dass du hier bist.“
    „Und was macht dich da so sicher? Armand, er hat mich angesehen wie … “
    „Weil ich ihn kenne. Du hast von ihm nichts zu befürchten.“
    Ich schmeckte Galle in meiner Kehle. „Dann habe ich wohl doch nicht zuviel hinein interpretiert, wie?“, sagte ich bitter.
    Armand überging meinen Kommentar und lächelte nur nachsichtig. Dann ließ er mich zurück, um allein zu speisen.

     
    Armand war nicht allein zum Jagen weggegangen, obwohl er Melissa dies glauben machen wollte. Zwar suchte er sich zunächst ein leichtes Opfer, um seinen Hunger zu stillen, doch dann durchstreifte er Venedig zielstrebig auf der Suche nach jemandem. Er wusste, wo er diesen jemand finden konnte. Dass er Melissa gesehen und beim Namen genannt hatte, war nicht weiter beunruhigend. Doch wenn
er
bereits von ihr wusste, wer dann noch?
    Er fand ihn in der Kirche San Zaccaria. Dort saß er auf der harten Holzbank in vorderster Reihe und betrachtete stumm, mit einem Ausdruck reinen Entzückens auf dem makellos schönen Gesicht, die Bilder der Heiligen. Besonders das Kreuz mit dem Körper Christi und das Bildnis der Heiligen Mutter mit dem Kind auf dem Arm. Sein schwarzes Haar trug er offen um die Schultern wie zwei Nächte zuvor. Diesmal war er jedoch unmaskiert und nicht kostümiert, sondern in seiner eigenen Kleidung aus dunkelblauer Seide, mit weitem Umhang. Der Spazierstock stand vor ihm auf dem Boden, er hatte seine Hände darauf gestützt. Ein Stock, der ein tiefes Geheimnis in sich barg wie Armand wusste. Ihn schauderte bei der Erinnerung an die wenigen Male, die er dieses Geheimnis gesehen hatte.
    „Es ist wunderschön, Armand, nicht wahr?“, sagte der Vampir leise, als Armand zu ihm trat, ohne den Blick auf ihn zu richten.
    „Oui, c’est merveilleux“, pflichtete Armand ihm bei.
    „Wie liebevoll sie ihren Sohn in den Armen hält. Und das kleine Mädchen zu ihren Füßen. Voller Vertrauen und Liebe.“ Man spürte, dass er tatsächlich tief beeindruckt war. So kannte Armand ihn. Seinen Mentor. Seine Rettung aus der Verzweiflung, die Lemain in ihm hinterlassen hatte. Er war der Schönheit und Erhabenheit christlicher Kirchen seit jeher verfallen, obwohl er nicht an die Lehren der Bibel glaubte.
    „Der christliche Glaube ist voller Liebe“, bemerkte Armand, während er sich neben ihn setzte.
    „Und voller Lüge.“ Sein Mentor klang dabei weder bitter noch vorwurfsvoll.
    Armand faltete seine Hände und blickte nach vorn zum Kreuz Jesu Christi. Im Stillen bat er um Vergebung für die Sünden, die er begangen hatte. Im sterblichen Leben war er Katholik gewesen. Das hatte er nie ganz ablegen können.
    Der andere Vampir lächelte nachdenklich. Dann warf er Armand einen tadelnden

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