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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Sozusagen sein Erbe. Er las meine Gedanken. Als sein Griff fester wurde, spürte ich seinen Schmerz so deutlich, dass Tränen in mir aufstiegen, obwohl ich nicht wusste, um was ich eigentlich weinte. „Ich habe den letzten legitimen Erben des Titels der Familie Toulourbet – meiner Familie – getötet“, flüsterte er kaum hörbar. Ich erschrak. Über die Worte ebenso wie über seine Gefühle bei dieser Erinnerung. Er litt Höllenqualen. Aber warum hatte er es dann getan? „Als ich damals ein Vampir wurde, war meine sterbliche Familie für mich verloren. Nur meine Mutter wusste, dass ich nicht im Exil gestorben war. Alle anderen sollten das glauben. Dem Gesetz nach erbte mein jüngerer Bruder Gaston den Besitz, als Vater starb. Zwei Generationen lang war alles in bester Ordnung. Ich war stolz darauf, dass unsere Häuser und Ländereien nicht in fremde Hände fielen oder im Zuge der Revolution verloren gingen. Doch dann erbte der Enkel meines Bruders, Gerard, alles. Und er hatte nur ein Ziel vor Augen: Alles zu Geld zu machen. Für Drogen, die ihn seine Unfähigkeit in allen Dingen vergessen ließen. Für falsche Freunde, die ihn ausnutzten und für ihre Pläne missbrauchten. Für Gläubiger, die ihm nach dem Leben trachteten, weil er seine Schulden nicht bezahlen konnte. Für Frauen, für Glücksspiel und so weiter. Ich war zu Lebzeiten auch kein Unschuldslamm. Aber was er tat, war Verrat an unserem guten Namen. Ich konnte nicht ertragen, dass alles, wofür meine Familie gelebt und gearbeitet hatte, den Bach runter ging. Also entschied ich mich, ihn zu töten und mir den Besitz wieder anzueignen. Außer Gaston und mir hatten meine Eltern nur Töchter. Zwei davon starben während der Revolution. Celia, die jüngste, ging ins Kloster. So blieb als einzige Erblinie die von Gaston. Er hatte nur einen legitimen Sohn. Seine Frau Isabella hat ihm keine weiteren Kinder geschenkt. Und auch dieser Sohn, Maurice, zeugte einen einzigen Erben: Gerard. Vielleicht konnte Gerard gar nichts für seine Verschwendungssucht und seinen Leichtsinn. Ich denke, er war psychisch labil, vielleicht ein wenig geisteskrank. Aber nicht so, dass man es ihm angemerkt hätte. Jedenfalls tötete ich ihn. Er hatte eine wahnsinnige Angst, als ich ihm gegenüberstand. Er kannte mich von den Bildern in der Ahnengalerie. Und was ich mit ihm tat, ließ sein Herz stehen bleiben, noch ehe der Blutverlust es getan hätte. Damit hatte ich den letzten Träger des Namens der Toulourbets ausgelöscht. Und offiziell konnte ich den Besitz nicht als Familienmitglied mit dem Namen und unter dem Wappen der Toulourbets für mich beanspruchen. Also trat ich als Käufer auf, mit falschem Namen und falschen Papieren. Ich kaufte alles mit Geld aus illegalen Quellen. Davon hatte ich genug. Wenigstens kommt mein Erbe so nicht in fremde Hände.“
    „Was wirst du tun, wenn die Verwalter sich Fragen stellen? Weil du nicht älter wirst, nicht stirbst, weil kein anderer Name in den Besitzurkunden auftaucht, wenn eine menschliche Lebensspanne eigentlich zuende sein sollte?“
    „Wie ich schon sagte, meine Verwalter sind loyal. Sie kennen zumindest einen Teil meines Geheimnisses und stellen keine Fragen. Sie sorgen auch dafür, dass andere keine Fragen stellen. Und irgendwann werden sie mit einer ansehnlichen Abfindung in den Ruhestand gehen, und ich werde neue, loyale Verwalter einsetzen.“
    Er hatte alles perfekt durchdacht. Ich verstand, warum er so gehandelt hatte. Er hing sehr an seiner sterblichen Vergangenheit und den Menschen, die sie bevölkert hatten. Aber genauso verstand ich auch, warum er so sehr unter seinem Handeln litt, auch wenn er keine andere Möglichkeit gesehen hatte. Immerhin war es ein Blutsverwandter gewesen, den er getötet hatte.
    „Gibt es noch andere Nachkommen deiner Familie? Mit anderen Namen vielleicht?“, drang ich noch weiter vor. Heute Nacht schien er geneigt, etwas von sich preiszugeben. Das musste ich nutzen.
    „Mais oui. Aber ja. Sie leben an den unterschiedlichsten Orten.“
    „Kennst du sie?“
    „Einige.“
    „Und kennen sie dich?“
    „Nur wenige.“
    „Erzähl mir von ihnen“, bat ich, aber damit ging ich zu weit.
    „Genug jetzt, Melissa. Meine Familie lebt ihr eigenes Leben. Genau wie ich. Das Familienerbe habe ich gerettet. Das war ich schon meiner Mutter schuldig. Ich weiß, wie sehr sie an all dem hing. Und dennoch ist das Wappen, das heute über der Eingangstür hängt, ein anderes. Ich habe eins gewählt, das dem

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