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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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auch.
    Jetzt seufzte Lucien. „Dracon!
El shaytan
. Der Teufel, den ich geschaffen habe. Ich gebe zu, er war ein bedauerlicher Fehler. Sein Wesen ist düsterer als die dunkelste Nacht. Er ist eifersüchtig und giert nach der Macht seiner Unsterblichkeit. Aber vor allem ist er auch noch wunderschön, nicht wahr?“ Es war keine Frage, und so unterließ ich es, zu antworten. „So schön, dass ihm niemand widerstehen kann, den er einmal zu seinem Opfer auserkoren hat. Ich hätte es wissen sollen, als ich ihn schuf, und ich hätte es lassen sollen.“
    Auch Dracon war also sein Dunkler Sohn. Langsam begann ich zu verstehen, warum Lemain mich hierher gebracht hatte.
    „War er denn als Mensch auch schon so grausam?“
    Lucien lächelte. Dieses diabolische Lächeln, das ihnen allen eigen war. Und einmal mehr erschütterte mich die Erkenntnis, wie schön, wie sinnlich sie alle waren. Unwiderstehlich! Ja, Lucien hatte Recht. Sie waren unwiderstehlich. Mit gemischten Gefühlen gestand ich mir ein, dass ich mich ebenso stark zu Lucien hingezogen fühlte wie zu Armand oder Lemain. Auch er hatte diese leicht getönte Haut, ähnlich wie mein Peiniger Dracon. Als ich darüber nachdachte, lachte er leise.
    „Ah, du wunderst dich, warum er und ich nicht bleich sind, wie die Toten. Lass es mich erklären,
thalabi
. Ich stamme aus Ägypten. Meine Haut war schon immer von der Wüstensonne gezeichnet. Daran hat auch die Unsterblichkeit nichts geändert. Und Dracon – seine Mutter war eine Schwarze. Er ist ein Mischling. Das verschafft ihm einen entscheidenden Vorteil als Vampir, findest du nicht? Ein gerechter Ausgleich dafür, dass man ihn in seinem sterblichen Leben als minderwertig ansah.“ Er ließ die Worte auf mich wirken. „Um deine Frage zu beantworten: Dracon war unsagbar sanft, als er noch sterblich war. Das faszinierte mich so an ihm. Schüchtern, beinahe ängstlich, und voller Zweifel.“
    In Luciens Stimme lag eine Zärtlichkeit, die mir einen weiteren Schauer über den Rücken laufen ließ. Er hatte Dracon geliebt. Er liebte ihn noch immer.
    „Er war so zerbrechlich! Ich hätte wissen müssen, dass der Vampir seine Seele zerstören und sich ganz und gar Bahn brechen würde. Er ist der Dunkelste von uns allen. Darum schert ihn auch kein Gesetz. Er fühlt sich ihnen überlegen. Möglicherweise ist es so, möglicherweise wird es ihn eines Tages sein unsterbliches Leben kosten.“ Langes Schweigen folgte. Lucien schien weit entfernt mit seinen Gedanken. Ich schrak zusammen, als er plötzlich weitersprach. „Mit Lemain ist das anders. Er achtet die Gesetze.“
    „Von wegen. Er hat mich genommen, obwohl er Armands Blut in mir gespürt hat“, sagte ich finster.
    „Nein, kleine Füchsin. Nicht obwohl, sondern gerade deshalb! Es war Rache, die ihn führte. Verletzter Stolz. Aber im Gegensatz zu Dracon hätte Lemain dir nie ernstlich geschadet. Er hielt plötzlich in Händen, was für Armand das Liebste und Teuerste ist. Und er nutzte diese Chance, denn kann man sich eine bessere Rache vorstellen?“
    „Und das gibt ihm das Recht, eure Gesetze zu brechen?“
    „Natürlich nicht, aber es macht verständlicher, dass er es getan hat.“
    „Dann heißt du es also gut?“
    „Das habe ich nicht gesagt. Aber wie ich schon erwähnte, ich bin nicht so, wie du mich gern sehen würdest. An Lemains Stelle hätte ich vielleicht genauso gehandelt.“
    Erschrocken sah ich ihn an. Das Glitzern in seinen Augen wurde tiefer, aber sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Dracon, Lemain – und durch ihn auch Armand. Alle Fäden liefen hier zusammen. Lucien kannte jeden von ihnen. Auf die eine oder andere Art. Seine Söhne, seine Kinder, seine Geliebten. Darum hatte Lemain mich hierher gebracht. Er war das Zentrum, der Ursprung. Wenn es für mich noch eine Rettung gab, dann nur durch ihn.
    „Ich kann es nicht ungeschehen machen,
thalabi
“, beantwortete er meine Gedanken. „Es ist schon zu tief in dir, um noch geheilt zu werden.“ Das Bedauern in seiner Stimme erreichte seine dunklen Augen nicht. Die blickten weiterhin kalt und gleichgültig ob meines Schicksals. „Je eher du den letzten Schritt tust, desto besser. Warum das Unvermeidliche hinauszögern? Es bringt dir nur Leid. Du kannst nicht mehr zurück. Und ich denke, du willst auch gar nicht mehr.“
    Ich starrte ihn an. Nicht, weil mich seine Worte schockierten. Sondern, weil sie die Wahrheit enthielten. Meine Reaktion weckte das Raubtier in ihm. Ich sah es an der Anspannung

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