Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)
bisher kannte, wird in Frage gestellt. Ich habe diese Frau geliebt, ihr vertraut. Sie war mein Vorbild. Und jetzt erfahre ich, dass sie eine Mörderin ist. Und die Ideale, die sie mir beigebracht hat – nichts als Lug und Trug! Wenn sie mich nun verfolgt? Ich weiß einfach nicht, wo ich hin soll.“
Er zog eine Serviette aus dem Spender auf dem Tisch und reichte sie mir, damit ich mir die Nase putzen konnte.
„Vielleicht kann ich Ihnen helfen, ma chère. Ich habe einen Freund. In einer Gemeinschaft, die sich mit dem Paranormalen beschäftigt.“
‚Der dunkle Engel wird dir helfen.’
„Er leitet deren Mutterhaus hier in London. Sein Name ist Franklin Smithers. Ich kann natürlich nicht sagen, ob man Sie dort aufnimmt. Aber ich kann ihn fragen, wenn Sie möchten. Und Sie zu ihm bringen.“
„Denken Sie, die würden mich aufnehmen?“
„Wie ich schon sagte, eine Garantie gibt es nicht, aber Ihre Chancen stehen sehr gut, denn auch Ihre Mutter gehörte diesem Orden an.“
‚Eine Vergangenheit noch vor deiner Geburt.’
Hoffnung keimte in mir auf. Und ein Gedanke an Zuhause. Ihr Zuhause – mein Zuhause.
„Sie kannten meine Mutter?“
„Nur flüchtig. Lilly und Ihre Mutter waren Freundinnen. Sie hat Joanna beschützt, als der Coven Jagd auf sie machte. Doch am Ende mussten sie beide sterben. Und ich konnte ihnen nicht helfen.“
Seine Ehrlichkeit war Balsam für meine Seele. Nach all den offensichtlichen Lügen der vergangenen Jahre.
„Joanna? War das der Name meiner Mutter?“
Himmel, ich hatte mich nicht einmal mehr daran erinnert! Hatte Margret überhaupt je einen Namen für die Frau gehabt, die mich geboren hatte?
„Joanna Ravenwood. Eine schöne und kluge Frau.“
„Fragen Sie Ihren Freund, bitte!“, entschied ich. Egal, was mich dort erwartete. Wenn diese Leute meine Mutter gekannt hatten, konnte ich wenigstens etwas über sie erfahren. Und das hoffte ich im Augenblick mehr als alles andere.
Armand konnte mich nicht schon in dieser Nacht zu seinem Freund mitnehmen. Daher bezahlte er ein Zimmer für mich im Hotel. Ich hatte kein Geld. Es war mir peinlich, aber mir blieb keine andere Wahl, als dieses Geschenk anzunehmen. Irgendwo musste ich schlafen. Als ich die Tür meines Zimmers hinter mir schloss, war ich dankbar für ein weiches Bett, eine heiße Dusche und das Abendessen, das mir der Zimmerservice wenig später brachte. Mein Retter dachte wirklich an alles.
Osira sprang aus dem Nichts auf das Bett und schnüffelte an den Laken.
„Sehr ordentlich. Er hat dich zumindest in einem sauberen Hotel untergebracht.“
Ich musste über ihre Bemerkung lächeln, obwohl mir kaum nach Lachen zumute war.
„Fürchtest du dich, Melissa? Vor dem Schritt nach vorn?“
„Ein wenig. Armand sagte zwar, dass meine Mutter zu diesen Leuten gehörte, aber ich weiß nicht mal, wer sie sind.“
„Sie nennen sich die Söhne und Töchter Asheras“, klärte meine Wölfin mich auf.
„Du kennst sie?“
„Ihren Namen, ja. Vergiss nicht, ich bin dir immer einen Schritt voraus.“
„Ich habe schon von einem Geheimbund namens Ashera gehört. Sie haben einen bemerkenswert guten Ruf.“
„Vor allem bezahlen sie gut.“
Als ich Osira tadelnd ansah, meinte sie: „Man muss praktisch denken.“ Das brachte mich nun trotz meiner trüben Stimmung zum Lachen.
Nach dem, was in diesem Manuskript gestanden hatte, waren diese Leute, zu denen meine Mutter gehört hatte, Margrets Feinde. Deshalb wäre der sicherste Ort für mich wohl dort – bei ihnen. Es schien nicht so, als habe der Coven je versucht, offensiv gegen diese Gemeinschaft vorzugehen.
„Das hätten sie nie gewagt. Dafür ist der Orden zu mächtig“, bestätigte Osira. „Der Hass ist groß in den Roten Priesterinnen. Die Feigheit aber noch viel größer.“
*
„Es war also Rettung in letzter Minute?“ Sorge und Erleichterung standen Franklin Smithers gleichermaßen im Gesicht, als Armand ihn über die jüngsten Vorkommnisse in Kenntnis setzte.
„Oui, das kann man so sagen. Morgen Nacht schon hätte es Melissa nicht mehr gegeben.“
Armand war sofort aufgebrochen, um mit seinem Freund und Vertrauten zu reden. Je eher er Melissa in die Obhut der Ashera gab, desto besser für sie. Hier war sie in Sicherheit. Und noch dazu immer in erreichbarer Nähe für ihn.
„Bist du dir sicher, dass sie es ist?“
Es ging nicht darum, ob er das Mädchen zu ihm bringen durfte oder nicht. Aber Franklin war unsagbar aufgeregt, seit er ihm das erste Mal
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