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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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recht, wenn du nur zu deinem Willen kommst.“
    Damit griff ich ihn wieder an. Sofort war der überlegene Ausdruck wieder da, der mich wissen ließ, dass er noch immer mein Vorgesetzter war und ich weit über die Stränge schlug. Doch das kümmerte mich nicht. Warnend sah er mich an. Ich stand ihm darin nicht nach. Ewigkeiten standen wir so voreinander, mit funkelnden Augen, voller Drohungen. Leeren Drohungen auf beiden Seiten, aber das hätte keiner von uns eingestanden.
    „Wie ich schon sagte, Franklin, du kannst mich nicht mehr einschüchtern. Und diese ‚Lügenmärchen’, wie du sie nennst, brauche ich nicht zu verbreiten. Die Gerüchte über Carls plötzlichen Tod und deine Verbindung zu Armand brodeln schon lange. Auch ich habe sie erzählt bekommen, kaum dass ich hier war. Keine Sorge, ich werde schweigen. Aber ich werde dir nie verzeihen, was du getan hast.“
    Rückwärts wich ich zur Tür zurück. Woher dieses heftige Gefühl des Misstrauens kam, konnte ich nicht sagen, aber ich wollte ihm nicht den Rücken zuwenden. Die Tür schloss ich ebenso lautstark und effektvoll, wie ich sie geöffnet hatte.
    Ich floh aus dem Haus, durch das Eisentor, nur fort von der Ashera. Ich rannte und rannte und rannte und blieb erst stehen, als ich im Dämmerlicht endlich Armands Wohnung erreichte. Mein Herz raste, und meine Lungen brannten, doch ich war einfach nur froh, bei Armand zu sein. Dem Mann, dem ich vertrauen konnte. Ich wartete noch ein paar Minuten, bis die Sonne völlig untergegangen war, dann klopfte ich. Armand machte Sekunden später auf. Er war noch nicht zur Jagd aufgebrochen. Zitternd undschluchzend stand ich in der Tür. Er fragte nicht, zog mich in seine Arme und schloss die Tür hinter mir. Er brachte mich ins Wohnzimmer, wo er mir ein Glas Sherry einschenkte. Dankbar nahm ich es entgegen. Die Wärme vertrieb ein wenig meinen Kummer.
    „Dann hat er es dir also gesagt?“, stellte er sachlich fest.
    „Nein, er hat sich verraten. Und dann konnte er es nicht mehr leugnen.“
    Er seufzte. „Irgendwann hättest du es ohnehin erfahren müssen. Mir war nie wohl dabei, es vor dir zu verheimlichen. Je suis désolé. Es tut mir so leid, Melissa.“
    „Dir werfe ich das nicht vor. Dafür weiß ich inzwischen zu gut, wie ihr Vampire denkt und fühlt. Aber er. Er weiß genau, wie ich für dich empfinde. Dass er zu dir gekommen ist! Mir hat er es immer verbieten wollen! Er hätte wenigstens ehrlich sein müssen, dann hätte es jetzt nicht so weh getan.“
    „Franklin ist nie ehrlich zu dir gewesen. Er kann so kalt wie Eis sein, wenn ihn das seinem Ziel näher bringt.“
    „Wie meinst du das?“
    „Er hat dir nie viel über deine Mutter erzählt, nicht war? Obwohl er sie kannte.“
    Ich hätte im Traum nicht darüber nachgedacht, warum Armand so völlig ruhig gerade jetzt die Sprache auf dieses Thema brachte. In mir drin war alles viel zu aufgewühlt.
    „Das ist richtig. Aber ich dachte eigentlich eher, dass du dagegen wärst.“
    „Ich war nie dagegen, ma chère. Ich war nur dagegen, dass er dir nur Bruchstücke erzählen wollte. Er sollte warten, bis er bereit wäre, dir alles zu erzählen. Der Grund für sein Schweigen ist, dass er eine große Schuld auf seiner Seele trägt.“
    „Armand, du sprichst in Rätseln.“
    „Ben hat dir doch sicher von den Gerüchten über Franklins Aufstieg zum Vater des Mutterhauses erzählt.“
    Der Gedanke an Ben brachte mich wieder zum Weinen. „Ben ist fort. Spurlos. Ich habe solche Angst, dass Franklin ihn umgebracht hat.“
    „Das würde er nie selbst tun.“
    Ich schniefte und wischte mir die Nase am Ärmel ab. Gar nicht ladylike. „Ja, da hast du wohl Recht. Ben hat mir von den Gerüchten erzählt. Dass vermutet wird, du hättest etwas mit Carls Tod zu tun, durch den Franklin ja erst Vater des Mutterhauses wurde.“
    Ich hatte die Worte kaum ausgesprochen, als sich der Gedanke in mir formte, ob Armand wohl auch mit Bens Verschwinden etwas zu tun hatte.
    „Nein, ich habe Ben nichts getan. Ich wusste auch nicht, dass er fort ist, bis du es mir gesagt hast. Doch Franklins Aufstieg zum Vater des Mutterhauses war durchaus mein Verdienst. Ich habe Carl auf seinen Wunsch hin getötet. Das ist wahr.“
    Er sagte das so kalt und gleichgültig, das mich fröstelte. „Warum hast du das getan?“
    „Weil es der Preis war, damit Franklin mich auf die Jagd begleitet. Er hat sich verkauft. Er hat mir seinen Körper verkauft, damit ich ihm das verschaffte, was er unbedingt

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