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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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sie nicht auf. Aber sie schloss sie respektvoll wieder hinter sich ab, nachdem sie eingetreten war. Ich kauerte wie ein Häufchen Elend in meinem Bett. Blass, mit rotgeweinten Augen, zitternd vor hilfloser Wut und Trauer und als Reaktion auf den Entzug. Ich hatte seit fünf Tagen nicht mehr getrunken. Und ich würde wohl auch in nächster Zeit keinen Vampir finden, von dem ich trinken konnte. Ich hatte hohes Fieber und das Verlangen tobte in mir, machte es unmöglich, meine Gedanken zu sortieren.
    Camille setzte sich auf mein Bett und nahm meine Hand. Ich entzog sie ihr mit einer heftigen Bewegung, die mir meine letzten Reserven raubte. Ich schwankte vor und zurück, weil sich das Zimmer wie ein Karussell bewegte.
    „Lass mich in Ruhe, Camille! Du bist auch nicht besser als die anderen.“
    „Welche anderen?“
    „Alle anderen“, antwortete ich kraftlos und sank zurück in die Kissen. In meinem Kopf drehte sich alles. Camille war nicht mehr als eine verschwommene Silhouette.
    „Du hattest Streit mit Franklin“, sagte sie sehr sanft.
    „Wie könnte ich?“
    „Er will auch niemanden sehen“, ließ sie mich wissen.
    „Ist mir egal.“
    Es trat eine Weile Schweigen ein. Dann fragte Camille: „Möchtest du reden?“
    „Ich wüsste nicht, worüber.“ Ein weiterer Anfall von Schüttelfrost lief durch meinen Körper. Camille streckte spontan ihre Hand nach mir aus, zog sie dann aber wieder zurück.
    „Über das, was bei deinem letzten ‚Ausflug’ geschehen ist. Du warst mehrere Wochen fort. Und bist seitdem nicht mehr du selbst.“
    Sie wusste es. Und sie hatte niemandem etwas gesagt. Ungläubig schaute ich sie an. Aber Camille lächelte nur. Ich versuchte, mich wieder in den Griff zu bekommen. Vielleicht wusste sie ja doch nichts. Woher sollte sie denn?
    „Das kommt wohl von Armands Blut.“
    „Sagt Franklin.“ Sie glaubte nicht daran.
    „Woher sollte es sonst kommen?“ Ich wollte noch nicht nachgeben.
    „Armand würde dich nie so viel trinken lassen, ohne dich zu verwandeln. Er wartet schon zu lange darauf. Du hast sehr viel Dunkles Blut getrunken. Es hat nicht nur deine Seele verändert.“
    Als ich ihr nicht antwortete, blickte sie mich traurig an. „Manchmal, Melissa, wünsche ich mir, ich hätte diese Gabe nicht. Zu sehen, was ich sehe.“ Sie machte eine kurze Pause. „Besonders bei meinem eigenen Blut.“
    Sie sagte nichts weiter, schaute mich nur an und wartete. Ließ mir alle Zeit, die ich brauchte, um den Sinn ihrer Worte zu begreifen. ‚Bei meinem eigenen Blut’. Was meinte sie damit? Ich schaute in ihre Augen, und da sah ich sie plötzlich: die innere Verbindung zwischen ihr und mir. Wir waren vom selben Blut.
    „Joanna war die Tochter meiner Schwester“, flüsterte sie leise.
    Schluchzend warf ich mich in ihre Arme und suchte Trost bei ihr. Meine Tränen wollten nicht versiegen, und die Krämpfe die mich schüttelten, wurden immer schlimmer. Kalter Schweiß rann meinen Rücken herunter. Fast eine Stunde musste so vergangen sein, bis die Erschöpfung mich schließlich ruhiger werden ließ. Die ganze Zeit über hatte Camille nicht ein Wort gesagt. Hatte mich nur gehalten. Hatte mich spüren lassen, dass sie für mich da war. Und dass sie auf meiner Seite stand. Jetzt schob sie mich sanft von sich, um mir in die Augen zu sehen. Sie hob mein Kinn an.
    „Besser jetzt?“
    Ich nickte, schluchzte aber immer noch leise vor mich hin.
    „Dann erzähl jetzt, was geschehen ist.“
    „Du weißt es doch, nicht wahr?“
    „Dass ich es weiß, hilft dir aber nicht. Es zu erzählen, wird dir helfen.“
    Ich ließ den Kopf hängen. Was für einen Sinn sollte das alles noch haben? Trotzdem erzählte ich ihr alles. Um es los zu werden. Tatsächlich ging es mir danach besser.
    „Ich werde dir etwas zu essen machen, Melissa. Und danach ruhst du dich aus. Aber du solltest dich unbedingt mit Armand und Franklin aussprechen. So, wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben.“
    Ich rührte das Essen nicht an, das sie mir brachte. Nur den Tee trank ich. Mir war klar, dass sie etwas hinein gemischt hatte, doch egal was es war, es würde mir gut tun. Als ich spürte, wie die Wirkung einsetzte, schleppte ich mich gerade eben noch bis zum Bett, bevor sich ein dunkler Nebel über mich senkte.
    Als ich aufwachte, war es tiefe Nacht. Ich konnte mich an nichts erinnern. Nur ein Gedanke war klar und hell in meinem Kopf und wies mir den Weg, so sicher wie nie zuvor. Ich musste zu Armand. Ich musste mit ihm reden, mich

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