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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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wollte.
    „Habe ich Bedenkzeit?“
    „Bis morgen Nacht. Dann komm zurück und triff deine Wahl. Mein Helikopter wird am Pier auf dich warten.“ Ich zögerte noch immer. Mit einem überlegenen Lächeln nahm er mich in die Arme. „Ich werde dir etwas geben, das dir die Entscheidung erleichtert.“
    Im nächsten Moment floss Blut in meinen Mund. Süßes, vampirisches Blut, aus seiner Pulsader. Nur wenige Tropfen. Gerade genug, um die Sucht in mir wieder gänzlich aufzuwecken. Aber immerhin auch genug, um die Schmerzen zu lindern, die der Entzug mit sich brachte. Dieser Teufel! Er versicherte sich meiner Zustimmung. Auch wenn er mir scheinbar eine Wahl ließ. Er zog sein Handgelenk zurück und küsste mich auf den Mund. Ich schloss meine Augen. Als ich sie wieder öffnete, stand ich allein im Hafen von Miami.
    Einen Tag, und dann? Ich wusste, dass ich es tun würde, egal wie lange ich darüber nachdachte. Und Lucien wusste das auch. Nicht nur wegen des Blutes, redete ich mir ein, obwohl genau das den eigentlichen Ausschlag gegeben hatte. Aber auch die Antworten waren wichtig für mich. Die Antworten, auf die ich nicht länger warten wollte. Ich musste Armand finden. Die Zeit wurde knapp. Nach allem, was geschehen war, fürchtete ich um sein unsterbliches Leben. Ich wollte ihn nicht verlieren.
    Lange vor Sonnenuntergang wartete ich am Pier. Lucien wollte eine ganze Nacht. Er sollte sie bekommen. Der Helikopter kam früh. Wir erreichten die Burg, als es gerade dunkel wurde.
    Lucien erwartete mich bereits. Wir waren allein in dem großen Hauptsaal. Er saß wie immer auf seinem Thron auf der Empore. Gekleidet in nachtblaue Seide, die den goldenen Perlmuttschimmer seiner Haut noch vertiefte. Eine weite Hose und ein Hemd mit Rüschen am Kragen und an den Handgelenken. Diesmal hatte er auch wieder seinen Spazierstock in der Hand und drehte ihn langsam und abwartend hin und her. Er blickte mir entgegen, als ich auf ihn zuschritt. Sein Gesicht war eine undurchdringliche Maske der Gleichgültigkeit. Vor den Stufen zur Empore blieb ich stehen.
    „Freiwillig?“, fragte er. Er hatte noch nie lange um den heißen Brei herum geredet.
    „Freiwillig.“
    „Dann komm zu mir.“
    Ein letzter Zweifel blieb, ob ich das Richtige tat. Ob er wirklich Wort halten und mich zu Armand führen würde. „Und du wirst mir alle Fragen beantworten, wenn ich es tue? Du wirst mir die Antworten geben, die ich brauche?“
    Er lächelte, weil ich nicht nachgeben wollte. „Ich werde dir alles sagen, was ich weiß, ohne jene zu verraten, die mir ihr Vertrauen schenkten. Alles andere liegt bei dir. Ich kann dir nicht garantieren, dass du von mir erfährst, was du hören willst. Doch was ich dir sagen kann, werde ich nicht verschweigen. Darauf hast du mein Wort.“
    Er versprach alles und zugleich nichts. Doch es spielte keine Rolle mehr. Ich brauchte Das Blut so sehr. Langsam folgte ich dem stummen Ruf, den er mir sandte. Begab mich in seine Obhut – in seine Gewalt.
    Ich hatte das Gefühl, meine Beine versagten den Dienst. Aber ich schritt tapfer die Stufen zu ihm empor, wobei ich ihm unablässig in die Augen schaute. So hatte ich etwas, das mich anzog, mir die Kraft gab, nicht zusammenzubrechen bei dem Gedanken an das, was mich womöglich erwartete. Freiwillig. Du tust es freiwillig, sagte ich mir immer wieder.
    Und dann stand ich vor ihm, blickte in die blauen Tiefen seiner Augen. Er hob den Stock, richtete ihn auf mich, und ein helles, scharfes Geräusch ließ mich zusammenzucken. Eine Klinge war aus dem unteren Ende geschossen und verharrte an meiner Kehle. Nur Millimeter entfernt. Schweiß brach mir aus, doch ich kämpfte meine Angst nieder. Wenn er mich hätte töten wollen, hätte er es getan. Das war nur ein Test. Als ich nicht zurückwich, lächelte er und ließ die Klinge mit demselben beißenden Geräusch wieder zurückfahren. Er legte den Stock beiseite, stand auf, streckte eine Hand nach mir aus und streichelte meine Wange. Ich ließ ihn gewähren. Seine Haut war eiskalt. Er hatte nicht getrunken. Natürlich musste Lucien nicht mehr jede Nacht trinken, doch der Durst war nicht geringer als am ersten Tag. Er hatte lediglich gelernt, ihn zu bezwingen. Nur ein Restrisiko blieb. Diese Gefahr würde den Reiz des Spieles noch steigern.
    „
Bela shak?
Keine Zweifel? Du bist dir immer noch sicher, dass du es tun willst?“, fragte er, als er meine Gedanken las.
    Göttin, gib, dass er genug Selbstbeherrschung hat nach all den tausend Jahren!,

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