Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)
bist bei deinen Frühstückseiern schon misstrauisch und schaust erst mal bei den anderen, ob sie die richtige Konsistenz haben. Aber wenn dich einer prüfen will, machst du auf etepetete.“
„Bonsoir, mon cœur.“ Armands Auftauchen beendete Osiras freche Belehrungen. Am meisten ärgerte mich, dass sie Recht hatte. Ich stieg aus der Wanne und begann mich abzutrocknen. Er nahm mir das Handtuch aus der Hand, hüllte mich darin ein. „Du siehst wunderschön aus mit diesen Wasserperlen auf der Haut.“
Er leckte einen Tropfen von meiner Schulter. Ich sog scharf die Luft ein, als seine kühle Zunge meine vom Baden erwärmte Haut berührte. Als wöge ich nichts, hob er mich auf seine Arme und trug mich ins andere Zimmer, wo er mich auf dem Bett niederlegte und die Enden des Handtuchs öffnete. Er saß einfach nur da und betrachtete meinen Körper. Studierte, wie sich Licht und Schatten darauf spiegelten. Wie einzelne Tropfen in kleinen Rinnsalen über meine Haut liefen und sich eine Gänsehaut entlang ihrer Spur bildete. Er berührte mich nicht. Ich spürte, wie mir eine leichte Röte ins Gesicht stieg.
„Es verunsichert mich, wenn du mich so ansiehst.“
„Ich schaue dich gern an.“
Nervös nagte ich an meiner Unterlippe. Er lächelte und fuhr zärtlich die Konturen meines Körpers mit den Fingern nach. Überall, wo er mich berührte, prickelte meine Haut. Ich begann, mich leise stöhnend unter seinen Liebkosungen zu winden.
„Armand!“, entfuhr es mir, wie ein kehliger Laut. Dann überließ ich mich seinen geübten Händen und Lippen. Er brauchte nicht lange, um mich in Ekstase zu versetzen. Längst hatte ich ihm mit vor Erregung zittrigen Fingern sein Hemd und seine Hose ausgezogen. Ich wollte nur noch eins, mich ihm völlig ergeben, ihm gehören und ihn ganz tief in mir spüren. Er liebte mich sanft, rücksichtsvoll, erstickte mein Stöhnen mit sinnlichen Küssen und hielt mir schließlich den Mund zu, als er seine Zähne in meine Kehle schlug und sich dem Genuss des Trinkens hingab.
Aber er blieb nicht lange. Kaum, dass ich wieder aus dem Taumel meiner Gefühle heraus zu mir fand, stand er auch schon auf und zog sich wieder an.
„Warum bleibst du nicht noch ein bisschen?“
„Es geht nicht, mon amour. Ich würde dich nur in Gefahr bringen, wenn ich es täte. Und du bist mir zu wertvoll.“
Unglücklich, wieder allein zu sein, voller Sehnsucht und Selbstzweifel, rollte ich mich unter der Bettdecke zusammen und beschäftigte mich wieder mit dem Test, den Camille für mich vorbereiten würde. Ich merkte nicht einmal, wie ich einschlief.
Der Test war anders als ich erwartet hatte. Er bestand aus zwei Teilen. Einem Bogen mit verschiedenen Wörtern, zu denen ich meine Assoziationen niederschreiben sollte. Psychologie, erstes Semester. Doch mit jedem Wort wurde mir klarer, dass es hierbei ausschließlich um meinen Standpunkt zur Magie ging. Auch wenn die Worte auf den ersten Blick nicht unbedingt darauf schließen ließen, so zeigten mir meine Antworten doch, worum es ging.
Der zweite Teil war offensichtlicher. Die Fragen richteten sich gezielt nach magischen Idealen und Traditionen. Im Lauf des Vormittags hatte ich beide Teile bearbeitet und gab den Test an Camille zurück.
Am Abend rief sie mich zu sich, um mir mitzuteilen, dass ich den Test bestanden hatte. Meine Ausbildung konnte beginnen.
Ob als Belohnung für das Testergebnis oder einfach nur als eine von Herzen kommenden Geste erwartete mich bei der Rückkehr in mein Zimmer das wertvollste Geschenk, das Franklin mir je hätte machen können. An der Wand gegenüber von meinem Bett hing das große Gemälde meiner Mutter, das er mir am ersten Abend gezeigt hatte. Mit Tränen in den Augen strich ich die feinen Konturen nach. Jetzt würde sie immer über mich wachen.
Auf meinem Kopfkissen fand ich noch ein zweites Geschenk. Diesmal von Armand. Ein Band mit französischen Liebesgedichten. Ich schlug die erste Seite auf.
Für meine liebste Melissa
.
In ewig dein ergebener Diener
,
Armand
Nun gab es wirklich keinen Zweifel mehr. Ich war nach Hause, zu meiner wahren Familie, heimgekehrt. Genau so, wie die Göttin es gesagt hatte.
Jagd
Seit zwei Wochen war Armand nicht mehr bei mir gewesen. Allmählich machte ich mir Sorgen, dass er das Interesse an mir verlor. Ich vermisste ihn schmerzlich.
„Osira, warum meldet er sich nicht mehr? Ich werde noch ganz verrückt!“ Wir waren im Traum an meinem Ort der Kraft.
„Unsinn“, schalt sie. „Von
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