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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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es bergab. Als dann ihre kleine Tochter eines Morgens tot im Bett lag, zogen sie schließlich fort. Seitdem kümmerte sich eine Anwaltskanzlei um das Anwesen und versuchte, einen Käufer zu finden. Aber wer wollte so ein fluchbeladenes Gemäuer schon haben? Der Amerikaner war der erste gewesen, der sich nicht von den Gruselgeschichten abschrecken ließ.
    „Er sagte, er glaube nicht an diesen Unsinn.“
    George überging den Unterton in Madame Bouviers Stimme. „Und wo ist der Amerikaner jetzt?“
    „In einer Spezialklinik in Montpellier. Seine Nerven, Sie verstehen?“
    „Er ist im Irrenhaus, klar verstehen wir“, sagte ich.
    George schnaubte entrüstet, enthielt sich aber eines Kommentars. „Wissen Sie vielleicht noch seinen Namen, Madame?“
    „Aber sicher, Monsieur! Er heißt Jonathan Miller junior.“
    George notierte sich den Namen des Mannes und den der Klinik in Montpellier. Wir wollten am nächsten Tag dorthin fahren und versuchen, mit dem Mann zu sprechen. Vielleicht würden wir mehr verstehen als diese Götter in Weiß, die penetrant leugneten, dass es irgendetwas zwischen Himmel und Erde gab, das sich nicht mit ihren Methoden und Experimenten nachweisen ließ.
    „Ist sonst noch jemand angegriffen worden?“
    „Nein. Aber seitdem hört man jede Nacht Stimmen von dort draußen.“
    „Welche Art Stimmen?“
    „Eine Frauenstimme, die Kinderlieder singt.“
    „Bestimmte Kinderlieder?“
    Madame Bouvier erschauerte. „Wiegenlieder.“
    „Hat jemand noch einmal die Frau in Purpur gesehen?“
    „Seit ihrem Tod haben immer wieder Leute behauptet, sie gesehen zu haben. Wie sie ruhelos von Fenster zu Fenster geht, mit einem Kerzenleuchter in der Hand. Oder wie sie an den Waldrändern nahe des Chateau Kräuter sammelt, in ihrem Purpurumhang. Seit der Amerikaner hier war, kommt so was wieder häufiger vor. Aber natürlich kann man nicht jedem glauben, der behauptet, Angelique gesehen zu haben. Und darüber reden wird hier kaum einer, weil die Leute alle Angst haben, dass Angelique zurückgekommen ist und sich an unseren Kindern rächen wird. Es darf kein Kind mehr in die Nähe des Chateau gehen.“
    „Ist denn jemals ein Kind verschwunden?“
    „Mon Dieu, natürlich nicht! Wir passen alle auf, wie die Schießhunde, was glauben Sie denn?“
    George lächelte noch einmal und steckte dann seinen Notizblock ein. Er blickte die Bürgermeisterin über den Rand seiner Brille lange an. Dann erhob er sich und reichte mir die Hand, damit ich ihm folgte. Erst an der Tür drehte er sich noch einmal zu der verdutzten Madame Bouvier um.
    „Vielen Dank, Sie haben uns sehr geholfen. Ich melde mich wieder, wenn wir aus Montpellier zurück sind. Einen schönen Tag noch.“
    Draußen empfing uns die Wintersonne angenehm warm. Ich rieb mir aus einem Impuls heraus über die Arme.
    „Erst hier draußen fällt mir auf, wie kalt es bei ihr war.“
    „Da hast du Recht“, meinte George leise. Er war in Gedanken versunken.
    „Fahren wir noch heute Abend?“
    „Nein, erst morgen früh. Ich würde heute Nacht gerne einen Ausflug zum Chateau machen. Da ist etwas an der Sache, was mich irritiert.“
    Bis zum Abend packten wir ein paar Sachen zusammen, von denen George meinte, dass wir sie brauchen könnten, und machten uns dann kurz nach zehn Uhr zu Fuß auf den Weg zum Chateau. Etwas musste ihn wirklich beunruhigen an der Geschichte, dass er so schnell von seinem ursprünglichen Plan abwich, das Chateau nur tagsüber zu untersuchen. Das dunkle Gemäuer wirkte abweisend. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass es nur gut gewesen wäre, wenn der Amerikaner es hätte kaufen können. Vermutlich hätte er es gründlich restauriert, damit es fröhlicher und freundlicher wirkte. Als wir den Vorhof betraten, richtete ich mein drittes Auge aus. Aber es gab nicht die geringsten paranormalen Energien. Irritierend. Bei einem Geist, der sich an einen bestimmten Ort bindet, empfing man normalerweise auch dann paranormale Strömungen, wenn er inaktiv war. Hier aber empfand ich nichts.
    „Was ist los, Melissa?“
    „Das ist seltsam. Ich empfange nichts Ungewöhnliches. So, als ob es hier gar keine Aktivitäten gibt.“
    George nickte zufrieden. „Das dachte ich mir. Was immer den Amerikaner so zugerichtet hat, ein ortsgebundener Geist war es jedenfalls nicht.“
    „Aber er hat doch gesagt …“
    „Man hat ihn glauben lassen, dass es ein Geist war. Man hat die Schauermärchen und die natürliche Kraft der Legenden genutzt, um es ihm zu

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